In gewisser Weise könnte man die Dreifaltigkeit Gottes als eine »innergöttliche Ökumene« begreifen: Gott lässt sich nicht auf eine Wirkungs- oder Offenbarungsweise festlegen und hat viele Namen. Dieses Modell der göttlichen Einheit in Vielfalt könnte uns auch zu einer intensiveren Ökumene zwischen evangelischen und katholischen Christen ermutigen. Wenn die Zeichen der Zeit nicht trügen, bewegen wir uns ausgerechnet im 500. Reformationsjubiläumsjahr stark aufeinander zu.
Nun dominieren Bilder der Annäherung: der Papst-Besuch auf der Reformationsfeier in Lund samt Umarmung mit dem obersten Lutheraner, Bischof Munib Younan. Und natürlich die Umarmung zwischen den deutschen Kirchenführern Reinhard Marx und Heinrich Bedford-Strohm beim ökumenischen Gottesdienst am 11. März in Hildesheim. Die Feier des Lutherjahres als gemeinsames »Christusfest« setzt ein Tauwetter in Gang und lässt auf einen ökumenischen Aufbruch hoffen. Doch gibt es bisher mehr als Gesten?
Nein. Noch ist Martin Luther nicht vom Vatikan rehabilitiert. Noch werden die Ämter evangelischer Pfarrer von Rom nicht anerkannt. Noch gibt es keine Abendmahlsgemeinschaft. Und auch auf evangelischer Seite gibt es viel Zaudern und Zagen, etwa, wenn man haarspalterisch nach Unterschieden im evangelischen und katholischen Verständnis der Rechtfertigungslehre sucht.
Die Basis beider Konfessionen ist deutlich weiter als ihre Kirchenführer. Wenn uns tatsächlich mehr eint als trennt, wie immer wieder gesagt wird, muss endlich der kirchenamtliche Stillstand in der Ökumene überwunden werden. Den warmen Worten müssen echte ökumenische Taten folgen.
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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