Am vergangenen Sonntag sollte Heiner Geißler in unserer Michaeliskirche Leipzig eine Kanzelrede halten. Das musste krankheitsbedingt abgesagt werden. Nun ist er heimgegangen. - Möge Heiner Geißler in Gottes Frieden ruhen und das sehen, woran er geglaubt hat.
Johannes Lehnert
Der streitbare CDU-Politiker Heiner Geißler ist tot. Das bestätigte sein Sohn. Er war von 1982 bis 1985 Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit und von 1977 bis 1989 Generalsekretär der CDU.
Unter den CDU-Ministerpräsidenten Peter Altmaier und Helmut Kohl war Geißler von 1967 bis 1977 Sozialminister in Rheinland-Pfalz, anschließend wurde er CDU-Generalsekretär. 1982 berief Kohl den promovierten Juristen 1982 zum Familienminister. Es galt als Sozialexperte und arbeitete an einem neuen Image der CDU. Unterschiedliche Auffassungen über die Rolle der Partei führten Mitte der 1980er Jahre zu Konflikten und schließlich zum Bruch mit Kohl. 1989 musste Geißler zurücktreten.
Auch nach dem Ende seiner Bundestagslaufbahn engagierte er sich politisch – so vermittelte er im Konflikt um das Bahn-Projekt »Stuttgart 21«.
Der Katholik stellt auch seine Sicht auf das Thema Reformation und Martin Luther dar. Mit dem Ablass habe Luther ein zentrales Problem, die Verbindung von Religion und Geld sowie Glauben und Kapital, angesprochen, so Geißler in einem SONNTAG-Interview vom Oktober 2016. Geißler schlussfolgerte: »Die Kirche müsste mehr Widerstand leisten gegen die Entwicklungen auf der Erde, die nicht von christlichen Werten hergeleitet, sondern vom Kapital bestimmt werden. Luther würde sagen, warum wehrt ihr euch nicht gegen den Absolutismus des Kapitals, so wie ich mich damals gegen den Unfehlbarkeitsanspruch der Kurie gewehrt habe?«
Auf die Frage, warum er sich mit Martin Luther beschäftige, antwortete Geißler damals: »Jeder intelligente Katholik ist in seinem Innern auch protestantisch.«
Lesen Sie unser letztes Interview mit ihm vom Juli 2017: www.sonntag-sachsen.de/2017/27/jesus-wurde-die-kirche-storen
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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