Zum Auftakt der Innenministerkonferenz in Leipzig hat der Jesuiten-Flüchtlingsdienst Deutschland die Bedeutung des Kirchenasyls hervorgehoben. Die Maßnahme sei »ein Segen für den Rechtsstaat«, sagte der Direktor der Hilfsorganisation, Pater Frido Pflüger, am Donnerstag in Berlin. Sie gebe dem Staat die Möglichkeit, »sein Handeln im Zweifelsfall nochmal daraufhin zu überprüfen, ob es dem Einzelnen gerecht wird«, fügte er hinzu.
Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge hatte am Montag die steigende Zahl der Kirchenasyl-Fälle bestätigt. Demnach waren bei der Behörde von Januar bis September dieses Jahres 1126 Fälle gemeldet. Von Mai bis Dezember 2016 seien es nur 622 gewesen.
Vor allem Unionspolitiker hatten die zunehmende Inanspruchnahme von Kirchenasyl in den vergangenen Jahren kritisiert, darunter auch Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU). Die Kirchen verteidigen das Kirchenasyl als einen Akt der Nächstenliebe.
Dieter Müller vom Jesuiten-Flüchtlingsdienst in München betonte, Gemeinden nähmen abgelehnte Flüchtlinge nicht leichtfertig ins Kirchenasyl, »sondern nur, weil sie von der unvertretbaren Härte einer Abschiebung« im Einzelfall überzeugt seien. Die gestiegenen Zahlen führte Müller darauf zurück, dass das Bundesamt »mehr Asylverfahren abschließt«. Dabei werde in vielen Fällen »die Zurückschiebung in einen anderen EU-Staat« verfügt, ergänzte er.
Direktor Pflüger sagte, die Politik solle besser »das enorme zivilgesellschaftliche Engagement in der Flüchtlingsarbeit« unterstützen, anstatt »auf Kosten von Flüchtlingen Symbolpolitik für den rechten Rand zu machen«.
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
Zum Vergrößern hier klicken.
Weitere Impressionen finden Sie hier.