Überflüssiges ausräumen, um Neues wachsen zu lassen
Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht. Johannes 12, Vers 24Mein Vater war ein begeisterter Wanderer und Bergsteiger, ich habe das von ihm geerbt, auch auf mich üben Berge eine Faszination aus. Es war aber auch ein schmerzliches Lernen, vor allem, wenn es bergauf ging: Wie oft zeigte er nach oben und sagte: »Da sind wir gleich da.« Und als wir den vermeintlichen Gipfel erklommen hatten, zog sich der Weg weiter bergauf bis zum eigentlichen Gipfel. Heute erinnere ich mich oftmals daran, denn es hat mich gelehrt, das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren und nicht aufzugeben.
Der Sonntag Lätare ist so ein Zwischenziel: Die Hälfte ist geschafft, nun gilt es, zum Ziel zu gelangen. »Hinauf nach Jerusalem«, schreibt Lukas. Es ist ein anstrengender Weg für Jesus, er führt durch dunkle Täler, durch Schmerz und Verrat, durch Leid und Tod, am Ende steht der Ostermorgen – das neue Leben.
Das Zwischenziel: Es lehrt uns, noch einmal unser Reisegepäck durchzusehen – was haben wir noch alles dabei? Haben wir »ausgeräumt«? Die leeren Worthülsen, die übergroßen Erwartungen, die oberflächlichen Gewohnheiten? So manches kann zurückbleiben.
Der Evangelist Johannes drückt es so aus: »Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein, wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht.« Was kann alles sterben, um Raum zu geben für Neues, das wir in uns wachsen lassen?
Das Osterfest steht schon in Sichtweite, aber vor uns liegt noch eine gute Wegstrecke – Zeit, um Platz zu machen für das Samenkorn des neuen Lebens, auf dass es in uns Frucht bringe, hundertfältig.