Es sind ja nur Böller, keine Bomben – keine Panik. Man sollte auch nicht gleich die Erregungsmaschine anwerfen, nur weil etwas in Freital passiert. Das Problem ist nur, dass der erste Sprengkörper am vergangenen Sonntag auf dem Fensterbrett einer Flüchtlingswohnung der Stahlstadt explodierte. Und der Zweite das Schaufenster eines linken Parteibüros daselbst zertrümmerte. Und ein Dritter, vor zwei Monaten schon, das Auto eines linken Politikers verwüstete.
Der Verdacht drängt sich auf, dass der ganz und gar nicht virtuelle Hass aus dem Internet hier zur Tat wird. Wut auf die Fremdlinge und diese linken Gutmenschen? Das wird man doch noch böllern dürfen. Es ist nicht mehr als Glück, dass dabei noch niemand verletzt wurde.
Neben all den Willkommensfeiern gärt in unserem Land noch eine Brühe, die schon gefährlich schwappt. Vorerst meist im Internet, doch das muss nicht so bleiben. Auch den NSU-Terror hatte niemand für möglich gehalten – selbst als seine Opfer längst tot waren. In Sachsen mit seiner in den letzten Jahrzehnten reich rankenden rechtsextremen Szene sollte man besonders wachsam sein.
Am Versuch einer Löschung von Hass-Kommentaren hat sich erst letzte Woche Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) beim Konzern Facebook die Zähne ausgebissen. Wahrscheinlich sind Gesetze auch nur ein schwacher Hebel. Gefragt sind wir alle: Wie respektvoll gehen wir im Internet, in diesem scheinbar unwirklichen Ort, miteinander um? Dass auch Christen da noch Luft nach oben haben, zeigt nicht zuletzt manche Wortmeldung im Internetforum des SONNTAG. Worte können Taten werden – und manchmal mit Wucht einschlagen. Selbst, wenn sie keine Böller sind.
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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