Mitten in der Angst vor dem Terror, der Angst der Flüchtlinge und der Angst der Deutschen vor den Neuankömmlingen aus fernen Ländern wird wieder Weihnachten. Sächsische Christen stemmen sich gegen die Angst – weil Gott ihnen entgegenkommt.
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Foto: Pezibear/Pixabay
Feierlich ist kaum einem zumute am Beginn dieses Advents. Das Elend dieser Welt schwappt seit Monaten in Gestalt von hunderttausenden Flüchtlingen in unmittelbare Nähe, so nah, dass es keiner mehr übersehen kann. Was ist da noch mit Advent, der für viele der Inbegriff der heimatlichen Heimeligkeit ist?
Für viele Christen in Sachsen ist die Botschaft des Advents, herauszutreten aus ihrer Gemütlichkeit – hin zu den Menschen in Not. Wir haben drei von ihnen nach ihren ganz persönlichen Gründen gefragt.
Roswitha Jensch aus Krippen organisiert Flüchtlingshilfe in der Kirchgemeinde Bad Schandau:
»Advent heißt Ankunft. Wir Christen denken an die Geburt Jesu und Gottes endgültige Gegenwart in einer befreiten Welt. Das Wort Befreiung hat eine ganz neue Bedeutung für mich mit Blick auf die immer näher rückenden Kriege und Konflikte in dieser Welt, vor denen Menschen zu uns flüchten.
Zweimal haben wir in der Sächsischen Schweiz nach dem Hochwasser große Hilfe erfahren – da habe ich in mir den Drang verspürt, jetzt den Flüchtlingen zu helfen. Wir haben im Januar 2015 mit Deutschkursen angefangen und laden in der Nachbarschaft monatlich zum »Weltentreff« mit Asylbewerbern ein,
Ängste gehören zu unserem Leben dazu – aber ich glaube, dass es leichter wird, wenn wir unsere Ängste teilen und darüber reden. Und auch die Flüchtlinge haben Ängste.«
Der Gemeindepädagoge Christoph Zimmermann begleitet mit anderen Stollberger Christen Asylbewerber:
»Ich habe Bauchschmerzen, den Flüchtlingen zu erklären, was Advent ist. Da kommen Menschen zu uns wie Maria und Josef mit Kopftuch und einem Kind auf dem Arm – und auf dem Marktplatz brüllt es: Ihr dürft hier nicht rein! Es ist kein Platz in der Herberge.
Als Christ halte ich es für alternativlos, sich Flüchtlingen zuzuwenden, die aus Kriegs- und Krisengebieten zu uns kommen, um etwas Ruhe und Sicherheit zu finden.
Ich kann verstehen, dass manche Menschen bei uns Sorgen haben. Ich habe auch Angst davor, dass unsere Gesellschaft an dieser Stelle zerbricht. Aber ich hoffe, dass das Licht des Advents all die Fackeln der Menschen, die gegen Flüchtlinge auf die Straße gehen, überstrahlen kann. Wenn wir uns zusammentun, schaffen wir das. Unser Glaube hilft uns.«
Susanne Pitz ist im Dresdner Bündnis »Willkommen in Löbtau« verantwortlich für Sachspenden:
Je näher Weihnachten rückt, desto mehr wird man daran erinnert, dass jeder Mensch mit Würde behandelt werden sollte. Das ist auch ein Grundwert des christlichen Glaubens – für mich ist das keine Pflicht, sondern meine innerste Überzeugung. Im Zweifel kann man sich fragen: Wie hätte Jesus reagiert?
Ich habe den Eindruck, dass viele Ängste entstehen, wenn Menschen und Dinge unbekannt sind. Aber wenn man in der Begegnung mit Flüchtlingen merkt, dass man einen gemeinsamen Humor hat und diese Menschen gar nicht so anders sind, dann bauen sich Ängste ab.
Mein Vater ist vor Jahrzehnten aus Ungarn vertrieben worden, meine Mutter ist damals aus Jugoslawien geflüchtet – ich habe selbst erfahren, wie wichtig es ist, Geflüchtete mit Würde und Respekt zu behandeln.«
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