Hier ist der Beleg zur CCC- Begründung mit Gott und Jesus:
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/kanaluebersicht/aktuellste/398#/beitrag/v...
Heilig oder historisch?
Theologen drehen jeden Satz in der Bibel um auf der Suche nach historischer Wahrheit. In Kirchgemeinden können das viele nicht nachvollziehen – auch ein Grund für die jüngsten innerkirchlichen Debatten.Was haben die Weihnachtsgeschichte, die Schöpfungserzählungen und die Übergabe der Zehn Gebote an Mose gemeinsam? Sie gehören zu den Kerntexten christlichen Glaubens – und sind, glaubt man historisch-kritischen Forschungsergebnissen, in Wirklichkeit wohl nie geschehen.
Seit der Zeit der Aufklärung klopfen Theologen ausgehend von Deutschland die Bibel Satz für Satz ab, fragen historisch-kritisch nach den Umständen ihrer Entstehung, ihrer Echtheit, sogar nach mündlichen Vorläuferquellen. Und entscheiden so mit dem Werkzeug wissenschaftlicher Wahrscheinlichkeiten, was Gotteswort ist – und was nur der jeweiligen Zeit geschuldet.
»Doch die Gemeindepraxis hat sich sehr weit entkoppelt von der akademischen Theologie«, sagt der Plauener Schulpfarrer Falk Klemm. »Die historisch-kritische Theologie schafft Distanz zur Bibel. Gemeindeglieder haben Trost in ihr erfahren und plötzlich sollen sie über sie urteilen.«
Klemm ist einer der Sprecher der Sächsischen Bekenntnisinitiative, die sich gegen die Öffnung von Pfarrhäusern für gleichgeschlechtliche Partnerschaften wendet. Die harte Debatte um die Haltung der Bibel zur Homosexualität hat hier eine ihrer Wurzeln: Viele Theologen sehen sie historisch-kritisch in der Zeit ihrer Entstehung begründet und damit als überholt an – viele konservative Christen in den Gemeinden verstehen das nicht.
Die Bekenntnisinitiative fordert deshalb Alternativen zur historisch-kritischen Theologie in den Ausbildungsstätten der Landeskirche. »Die historisch-kritische Methode geht aus ideologischen Gründen von dem Aberglauben aus, dass Gott in der Geschichte gar nicht direkt eingreifen kann. Das ist methodischer Atheismus«, kritisiert Falk Klemm. Wunder oder echte Prophetie? Die seien unter rationaler Perspektive undenkbar. »Die historisch-kritische Methode muss aus der Bevormundung durch die Vernunft herauskommen. Dann haben wir wieder Gott direkt«, fordert der Pfarrer.
Studierende mit einer konservativen Frömmigkeit haben auch an der Leipziger Universität mit der historisch-kritischen Methode zu kämpfen. »Das ist für sie oft ein schockierendes Moment«, weiß Cornelius Voigt, Studienassistent des konservativen Leipziger Theokreises. »Ich habe selbst auch großen Gewinn aus der historisch-kritischen Methode gezogen«, sagt Voigt. »Aber sie ist fast die einzige Methode in der universitären Theologie – da würde ich mir mehr Alternativen wünschen.«
Die gibt es vor allem außerhalb des historisch-kritischen Mutterlandes Deutschland. Amerikanische Theologen versuchen in der kanonischen Exegese, biblische Texte stärker von ihrer Stellung in der Bibel her zu verstehen. Aus der französischen Literaturwissenschaft kommt die Idee, die Geschichten der Bibel wie Erzählungen zu analysieren. Und dann gibt es noch die fundamentalistische Bibelauslegung.
»Jede Methode braucht Kritik und Ergänzungen«, sagt Sachsens Landesbischof Carsten Rentzing. »Den Mut dazu wünsche ich mir an den Theologischen Fakultäten – aber dafür sind sie in akademischer Freiheit selbst zuständig und diese Debatten sind in ihnen auch schon angekommen.«
Er selbst habe als Theologe immer historisch-kritisch gearbeitet und diese Methode als Segen empfunden, weil sie auch von Irrtümern befreie, betont der Bischof. »Man muss die Vernunft gebrauchen, um die Heilige Schrift zu verstehen – aber eine Verkündigung wird nur möglich sein, wenn man die Schrift selbst zu Wort kommen lässt neben den wissenschaftlichen Erkenntnissen.« Für den Landesbischof ist das kein Gegeneinander, sondern ein Miteinander.
A.Rau schreibt:
17. Januar 2016, 16:31
Lieber Herr Rau,
welches andere Buch meinen Sie denn jetzt? Den Koran, die Bhagavad Gita, die Bibel, die Upanishaden oder den Namen der Rose? Und wenn Sie eines meinen, wie zeigen Sie das objektiv?
Nun gehen wir wahrscheinlich von der Bibel aus: Ich gebe Ihnen recht, dass es für die Theologie und die Theolog*innen eine Rolle spielt – zumindest für eine bestimmte Art von Theologe und Theolog*innen. Wir haben hier eventuell ein Begriffsproblem – Sie wissen ja: Philosophie ist Klärung von Sprachproblemen – oder Sprachkritik.
Vielleicht hilft es Ihnen, wenn Sie sich folgende Überlegungen des Philosophen aus seiner Kategorienschrift klarmachen. Den ganzen Text finden Sie hier: http://www.zeno.org/Philosophie/M/Aristoteles/Organon/Kategorien+oder+Le...
Kapitel 1
Homonym
“Gleichnamig (homonym) heißen Dinge, welche nur den Namen gemein haben, bei denen aber der dem Namen zugehörige Begriff ihres Wesens ein verschiedener ist. So heißt z.B. sowohl der wirkliche Mensch als das gemalte Geschöpf ein Geschöpf; beiden ist nur der Name gemeinsam, aber der dazu gehörige Begriff ihres Wesens ist verschieden; denn wenn man angeben wollte, was das »Geschöpf sein« bei jedem von beiden sei, so würde man für jedes einen besonderen Begriff angeben.”
Synonym
“Einnamig (synonym) heißen Dinge, bei denen sowohl der Name gemeinsam, als auch der dazu gehörige Begriff ihres Wesens derselbe ist. So heißt der Mensch und der Stier ein Geschöpf, denn sowohl der Mensch wie der Stier werden mit dem gemeinsamen Namen »Geschöpf« bezeichnet und ebenso ist der Begriff ihres Wesens derselbe, und wenn man den Begriff von jedem derselben angeben und sagen wollte, was »Geschöpf sein« bei jedem von beiden sei, so würde man denselben Begriff angeben.”
Paronym
“Beinamig heißen Dinge, welche nach etwas anderen benannt werden und sich nur in der Beugung dessen Namens unterscheiden; so hat der Sprachgelehrte seinen Namen von der Sprachlehre und der Tapfere von der Tapferkeit.”
Natürlich spielt der Paronymität hier keine wichtige Rolle, obwohl der Gedanke natürlich großartig ist. Sie können nun entscheiden, ob Sie bei den Theolog*innen, die Ihnen nicht passen, meinen, der Begriff sei homonym oder synonym gebraucht.
Da ich die Sprachspiel-Theorie wirklich erhellend finde, kann ich natürlich die Lebenswelten oder -formen wechseln.
Aber zum Text: Für mich sind nicht die Texte das Wunder, sondern in ihnen wird das Wunder bezeugt. Und das auf unterschiedliche Weise. Das Wunder muss ich glauben und mich dazu verhalten. Aber dazu muss ich diese Texte nicht als Gottes Wort betrachten. Ganz im Gegenteil! Ich müsste mich ja wundern, wenn Gott nicht mal in der Lage wäre, zwei Menschen zu finden, die so zuhören, dass sie aufschreiben, was ihnen der Geist diktiert. Noch mehr müsste ich mich wundern, wenn ich glauben sollte, dass Gott nicht wüsste, was er dem einen gesagt hat und dem anderen etwas anderes sagt. Oder im Fall des Mose: Einmal so und einmal so. Und Mose merkt es nicht einmal! Das wäre ja voll peinlich.
Ihr Bild vom Psychologen hinkt im Blick auf die Unterscheidung, die der Philosoph macht. Vom Psychologen erwarte ich keine chirurgischen Eingriffe. So auch von der universitären Theologie nicht. Wenn Sie es erwarten, ist es Ihre Schuld.
(Ich schrieb Ihnen ja unter Paul sagt: 15. September 2012 um 12:53
Predigtlehre lehrt nicht Predigen. Da beschäftigt sich man theoretisch damit. Für das Predigen gibt es Techniken. Aber Predigen lernt man wahrscheinlich durch das Leben; dadurch dass man die ganze Wissenschaft hinter sich lässt (nicht vor sich); durch Hören auf Gott und durch seinen Geist – so sehe ich das. Ich denke, nach dem Studium, das eben in einem Sprachspiel stattfindet, muss man sich davon frei machen, um in dem neuen Sprachspiel mitspielen zu können.)
Herzlich
Ihr Paul
A.Rau schreibt:
17. Januar 2016, 17:23
Lieber Herr Rau,
natürlich entstand die HKM in einem Milieu, dass nicht fundamentalistisch geprägt war. Sonst hätten die Leute ja auch keine Fragen gehabt, sondern nur Antworten. Es git aber Fragen, weil in der Bibel vieles unstimmig ist. Zwei Beispiele habe ich Ihnen genannt. Und Sie werden natürlich wieder nicht darauf eingehen. Aber sie zeigen Ihnen das Problem an. Ich könnte wirklich noch sehr viele Beispiele bringen. Und da sind wir noch gar nicht bei den naturwissenschaftlichen Aussagen, die in gewisser Weise überholt sind – nämlich in naturwissenschaftlicher.
Zu Ihrem Freund A. Lindemann: Ja, dass hat er herausgefunden. Andere haben andere Sachen herausgefunden. So ist das. So unterscheiden sich die Menschen. Es gibt Pflaumen- und Nusstypen, es gibt Linde- und Bultmänner und Barths und Bonhoeffers und Pauls – und auch da gibt es Unterschiede. Ein wesentlicher Unterschied: Es ist vom Vorteil, Plotin und Wittgenstein zu kennen.
Sie haben übrigens noch einen Kronzeugen: Paul. Die Bibel ist NICHT Gottes Wort. Jesus Christus ist – nach dem Zeugnis der Bibel – Gottes Wort.
Auf Ihre Vorstellung von Sinn und Zeichen bin ich schon ausführlich eingegangen. Natürlich müssen wir das machen. Und natürlich machen wir das alle. Auch Sie – wenn Sie an die Stelle denken, wo Jesus sagt, was man machen solle, wenn … Ihrer Kritik kann ich an dieser Stelle nicht begegnen, wenn Sie sich nicht fachlich damit auseinandersetzen. Aber wenn Sie den Text von Aristoteles verstanden haben, merken Sie schon etwas. Und das ist sozusagen ganz am Anfang (nach Platon, der damit begonnen hat).
Das Bild von der Brechstange ist falsch.
Und die HKM hat da auch einen Kronzeugen: Den Apostel Paulus. Er war es ja bekanntlich, der die schlimmen Worte aufschrieb: Der Buchstabe tötet. Der Geist macht lebendig. (Das hat der Tübinger Student, von dem ich Ihnen jüngst schrieb, ja so schön vorgemacht.)
Die Methode wirft vielleicht alles über den Haufen, was IHREN christlichen Glauben bislang ausgemacht hat. Ich würde das aus meiner Kenntnis der Geschichte des christlichen Glaubens, der Theologie und der Kirchengeschichte nicht sagen.
Herzlich
Ihr Paul
A.Rau schreibt:
17. Januar 2016, 17:24
Lieber Herr Rau,
das fürchte ich auch, dass Sie an ein Objekt glauben. Sie kommen mir da ein bisschen vor wie Usa. Ich kann nur für mich sprechen: Ich glaube an Gott, der sich in Jesus Christus selbst zur Sprache gebracht hat. Und in der Tat: Ich habe keinen Grund. Ich habe nur ein Seil. Und Kafka schrieb dazu: "Der wahre Weg geht über ein Seil, das nicht in der Höhe gespannt ist, sondern knapp über dem Boden. Es scheint mehr bestimmt, stolpern zu machen, als begangen zu werden."
Die Meinung des Theologen steht übrigens im Diskurs. Nicht alles geht, weshalb auch schon Theolog*innen ihren Job oder ihre Erlaubnis zur Abnahme der Prüfungen im Kirchlichen Examen verloren haben.
Und meine Wissenschaft nutzt mir an bestimmten Stellen nichts. Etwa, wenn ich auf der Autobahn kein Benzin mehr habe. Da hilft beten oder telefonieren. In der Auseinandersetzung mit Agnostikern oder Fundamentalisten finde ich meine Wissenschaft sehr nützend.
Herzlich
Ihr Paul
Lieber Paul,
ich bin wieder einmal in Wacholder-Stimmung. Zwischen uns scheint alles gesagt + auf neue Stimmen hoffen, ist zwecklos. Von daher sollten wir uns in den Winterschlaf verabschieden + mal schauen, wie die Welt im März aussieht.
Alles Gute!!!
A.Rau
A.Rau schreibt:
19. Januar 2016, 17:52
Lieber Herr Rau,
das ist misslich, weil Sie sich ja dann wieder um die Probleme herummogeln und dafür nach anderen rufen. Ihre theologischen Kontrahenten werden jetzt sagen: Herr Rau weiß nichts zu erwidern. Er streckt die Waffen, formuliert es nur anders. Und wenn jetzt jemand sagte: Herr Rau streckt die Waffen! - könnten Sie sagen: Sie trennen den Sinn vom Zeichen. Ich hab ja was ganz anderes geschrieben. Naja, die Probleme kennen wir auch aus der Bibel. Und wer sollte Ihnen auch helfen? Zu offensichtlich ist die Aporie. (So ähnlich hatte Britta es Ihnen ja auch schon mal gesagt: http://a.sonntag-sachsen.de/2013/10/17/lehren-aus-limburg/comment-page-1... )
Aber angesichts des Wetters will wenigstens ich milde sein. Ich komme – wenn Sie gestatten – auch und bringe heiße Zitrone mit. (Und wenn Sie die Ausführungen zu Aristoteles noch wünschen, schicke ich Sie Ihnen – hier oder dort.)
Herzlich
Ihr Paul
Gert Flessing schreibt:
19. Januar 2016, 21:50
Lieber Herr Flessing,
die Frage, die sich mir stellt: Ist die Bibel ein Buch, das MIR etwas zu sagen hat oder ist sie ein Buch, das ich anderen über den Kopf ziehe. Sind es Lebenswahrheiten für MICH oder platte Richtigkeiten für andere.
Nun gibt es viele Bücher, die ich auf einer Insel dabei haben wollte. Gerade, wo ich merke, dass mein Gedächtnis nachlässt, möchte ich sie nicht missen. Aber die Bibel hat schon eine Sonderstellung für mich. Aber eben, weil sie die für mich hat. Ich finde in ihr Worte über den, der Worte des Lebens hat.
Das Problem ist nicht die HKM. Das Problem ist das gleiche wie im Paradies. Nicht ich bin schuld, sondern die Frau oder die Kirche oder der Paul oder …, die/ den Du mir gegeben hast. Wir Menschen sind so. Aber Gott scheint sich daran ja nicht gestört zu haben. Gerade hab ich wieder den etwas plakativen Spruch gehört: Mach es wie Gott, werde Mensch. Und vielleicht erinnern Sie sich, was nach meiner Überzeugung die Grundtugend des Christentums ist: Die Barmherzigkeit. In diesem Sinne betrachte ich uns hier alle mit Barmherzigkeit.
Herzlich
Ihr Paul
P.S. Wir hatten schon einige Male die Frage nach den Konflikten in der Welt – besonders in Afrika – die zu Flucht führen. Wenn Sie – und alle, die lesen, verstehen und 1 und 1 addieren können – dazu mal ein wichtiges Buch lesen wollen, empfehle ich dringend von Slavoj Žižek "Der neue Klassenkampf".
An vielen Aussagen von den verschiedensten Menschen, auch unbekehrten Menschen, ist meistens etwas Wahres dran. So auch in der sich hier versammelten total unterschiedlichen Meute.
Es ist aber immer wieder gerade bei den Bibelkritikern auffällig, dass sie zu wenig komplementär denken und die Gegenseite unzureichend und oft plakativ beschreibt. Dies wir auch an der Frage deutlich, ob die Bibel MIR oder dem ANDEREN gilt. Dieses ODER ist das Problem. Die Bibel gilt natürlich MIR, sie hält MIR einen Spiegel vor und stellt zunächst MICH infrage. Dennoch heißt das nicht, dass sie nicht auch generell und universal bindend sei. Gott spricht sowohl zum Indivuduum als auch zur Gesamtheit aller Menschen. Der Maßstab der Schrift gilt ALLEN Menschen.
Und nein, die Bibel ist eben nicht nur ein besonderes Buch. Die Bibel ist das geschriebene Wort Gottes, es ist seine Offenbarung an ALLE Menschen. Man kann das fleischgewordenen Wort nicht vom geschriebenen Wort Gottes trennen und dann noch meinen besonders pneumatisch zu sein. Das mag philosophische Ursachen haben, entspricht aber weder der christlichen Tradition, noch dem Selbstzeugnis des Gottessohnes und der Bibel.
Manche meinen, dass Asylkritiker*innen gegen den Missbrauch des Asylrechts seien. In Analogie sind die Bibelkritiker*innen gegen den Missbrauch der Bibel. Ich weiß gar nicht, was dagegen einzuwenden ist. (Es sei denn, man gehört zu denen, die die Bibel missbrauchen. Da will ich dann nichts gesagt haben.)
Seiten
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
Zum Vergrößern hier klicken.
Weitere Impressionen finden Sie hier.
Diskutieren Sie mit