Mit Großbritannien verliert die EU die stärkste Stimme der Pragmatiker, die durch GB sehr mächtig vertreten wurde. Sich auf Machbares konzentrieren und dabei unideologisch und weltoffen zu sein - das ist die Stärke der Briten. Ausgerechnet das verliert Europa.
Übrig bleiben viele, die gerade nicht pragmatisch, sondern visionär sein wollen und hochgradig ideologisiert sind und Europa um jeden Preis noch enger einigen wollen - und denen dabei sowohl die Bevormundung der Einzelstaaten als auch das Risiko eines Euro-Kollapses recht ist. Freiheit in den Händen mancher führender Kontinentaleuropäer ist tatsächlich eine höchst unliberale Ideologie. Man muss kein Rechtspopulist sein, um das schlecht zu finden. Ich habe mich über das Votum der Briten gefreut - nicht weil ich es für richtig halte, aber weil die Briten sich das Recht nehmen, nicht korrekt zu sein. Das nämlich ist Freiheit - man darf anderer Meinung sein - und die Politik, die derzeit in Europa gemacht wird, ist NICHT alternativlos.
Und schon gar nicht ist der Austritt GBs ein Schaden für die Jugend, wie es heute schon manchmal behauptet wird. Die Politik der EZB, das Agieren Europas zB. in der Griechenlandkrise schadet den Interessen der europäischen Jugend wesentlich mehr als der Austritt der Briten der britischen Jugend. Ein Europa, welches das Augenmaß der Briten hätte, würde nicht in einer so tiefen Krise stecken, in der die EU jetzt ist. Ein Staatenbund ist viel besser als ein Bundesstaat.
28 Sterne und ein Kreuz
Europa: Die EU ist unbeliebt geworden. Dabei haben ihr die Europäer Frieden und Wohlstand zu verdanken – auch ihre christlichen Wurzeln sorgen dafür.Falls auch Ironie eine abendländische Tugend sein sollte, liefert Europa gerade den Beweis: In fast allen Ländern des Kontinents feiern EU-Gegner – sie nennen sich AfD, FPÖ, Front National oder fordern den Brexit – gerade Wahlerfolge als Hüter des christlichen Abendlandes. Dabei ist nur wenig in der Politik so tief vom christlichen Geist getränkt wie die europäische Einigung.
Wer Grenzen hochziehen möchte, sollte wissen, wie vergänglich sie sind. In der römischen Antike und selbst noch im Mittelalter gehörten das christliche Syrien und Kleinasien religiös und kulturell durchaus zu Europa, der heidnische Norden aber keineswegs. Was wir heute unter Europa verstehen, entstand ab dem 8. Jahrhundert in einer Abgrenzung, die dieser Tage in anti-europäischen Parolen wieder laut wird: in der Frontstellung zum Islam. Angesichts der Eroberungszüge der arabischen und türkischen Muslime im Mittelalter wuchs ein christlich-europäisches Bewusstsein.
Zusammengehalten wurde es von der römischen Kirche, die mit einheitlicher Lehre und Organisation die europäischen Christen über alle Grenzen hinweg einte. »Der Deutsche ist dem Franzosen feind, der Spanier beiden. O Verkehrtheit!«, schrieb der Humanist und Theologe Erasmus von Rotterdam im 16. Jahrhundert. »Einst trennte der Rhein den Franzosen vom Deutschen; aber er trennt nicht Christen von Christen.«
Sein Zeitgenosse Luther aber und die Reformation waren gegen das europaweite Papsttum. Sie setzten auf kleinteilige Landesfürsten. Thomas Mann kritisierte das später als »antieuropäisch«. Die Nationalstaaten zersplitterten im 19. und 20. Jahrhundert Europa vollends – und brachten die Völker gegeneinander in Stellung. Doch ausgerechnet der Präsident der Ersten Tschechoslowakischen Republik, Thomas Garrigue Masaryk, bekannte 1917: »Jesus, nicht Cäsar – so lautet die Losung des demokratischen Europas.«
Zunächst aber kam Hitler. Und der blutige Abgrund des europäischen Dramas. Die Trümmer lagen noch, da ergriffen christliche Politiker die Chance. »Es ist in meinen Augen ein Zeichen der Vorsehung, dass die ganze Last nun auf den Schultern von Männern ruht, die vom Willen beseelt sind, das neu zu schaffende Europa auf einer christlichen Grundlage entstehen zu lassen«, schrieb Bundeskanzler Konrad Adenauer 1951 an den französischen Außenminister Robert Schumann.
Beide waren Katholiken – und knüpften mit anderen christlichen Politikern an das Europa verbindende Band ihrer Kirche an. »Wir sind dazu aufgerufen, uns auf die christlichen Grundlagen Europas zu besinnen, indem wir ein demokratisches Modell der Herrschaftsausübung aufbauen, das durch Versöhnung eine Gemeinschaft der Völker in Freiheit, Gleichheit, Solidarität und Frieden entstehen lässt«, schrieb Schumann. Die deutsch-französische Aussöhnung war das erste Wunder auf diesem Weg.
Papst Pius XII. unterstützte diesen Kurs. Das sorgte für Misstrauen unter linken Politikern und Intellektuellen, und auch in den Kirchen gab es Gegner. Doch trotz vieler Rückschläge: Die 1951 von Frankreich, Deutschland, Italien und den Benelux-Staaten gegründete Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl wurde der Grundstein der heutigen EU.
»Das Christentum ist die stärkste Kraft bei der Wiederherstellung der geistigen Einheit Europas durch seine Fähigkeit, den Kräften der Spaltung zu widerstehen, integrierend zu wirken und den echten Geist der Solidarität zwischen den Menschen und den Völkern zu verbreiten«, sagte der italienische Minister Guido Gonella drei Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg. Es wäre auch heute aktuell – als Appell gegen einen Rückfall.
@Gert Flessing, fast alle verantwortlichen Christen machen wieder den Fehler, den sie schon immer gemacht haben.
Für diese Verantwortlichen sind nicht die Armen die Menschen, für die man sich stark machen und einsetzen sollte, sondern die Macher, die Politiker, die die das Geld verwalten.
Europa war und ist ein sehr gutes Projekt, aber nur MIT und für die Menschen kann es auch funktionieren.
In der Vergangenheit wurden über die Köpfe der Menschen immer mehr Länder in die EU hereingeholt. Anschließend wurden Personen, welche nicht vom Souverän gewählt worden sind, als die Führer von dieser EU festgelegt.
Statt einmal innezuhalten und erste einmal darüber nachzudenken, ob der eingeschlagene Weg auch der Richtige wäre, werden weiter sinn leere Floskeln verbreitet (die Reihen müssen geschlossen werden oder jetzt erst recht).
Aber wo ist die Stimme der Kirche???
Ich kann nichts hören!
Es ist wirklich schade, wie abgehoben viele verantwortliche Menschen sind und so ein gutes Projekt zerstören werden.
England ist wahrscheinlich erst der Anfang.
Sehr geehrter Herr Roth,
Sie schreiben: "Dabei ist nur wenig in der Politik so tief vom christlichen Geist getränkt wie die europäische Einigung."
Und warum fehlt dann in der europäischen Verfassung der Gottesbezug? Dort ist leider nur die Rede von dem „kulturellen, religiösen und humanistischen“ Erbe Europas. Der dezidiert christlicher Bezug fehlt. Warum ist das so?
Meine Antwort dazu wäre: Der Antichrist hält in Europa Einzug. Und noch ein ganz kleiner Hinweis: Eine Verfassung, die nicht vom Volk, also vom Souverän, in freien Wahlen bestätigt wurde, ist keine Verfassung. Und ich kann mich nicht erinnern über eine europäische Verfassung befragt worden zu sein.
Ich würde mich sehr über eine Antwort freuen,
mit herzlichen Grüßen von
Thomas aus Leipzig
Europas Führungsmacht Deutschland, lieber Thomas aus Leipzig, wie soll es denn den Gottbezug begründen?
Mit dem Schrumpfen der Deutschen, was bei der Kinderfeindlichkeit (dauerhaft 1,4 Kinder pro Frau) unumgänglich ist. Wo diese jungen kräftigen Asylbewerber fast in jeden Ort eine Herberge bekommt aber es kaum noch Kommunen mit einem Unterkünfte für die eigenen deutschen Obdachlosen gibt. Glaubwürdig eine christlichen Gottbezug begründen ist daher für mich unmöglich und wenn sie schon die Figur des Antichristen ins Spiel bringen sind es nicht auch daher schon viel zu oft unsere Volksvertreter. Dazu noch die kriegerische Geschichte Deutschlands, wie auch seine sonstigen Gott- und Menschheitsfeindlichen intellektuellen Phrasen an der ständig von hier aus die Welt genesen soll.
Lieber Herr Schuster,
Sie haben mit Ihrem Hinweis auf die Kinderfeindlichkeit recht, schweifen aber etwas vom Thema ab. Ich will es aber gern aufnehmen. Es ist zunächst so, wir haben in Deutschland für rund 10 Mio. Menschen keine richtige Arbeit (das sind die Arbeitslosen und die Herz4-Empfänger). Richtigerweise müßte ich "Sie" sagen, denn die Politiker stecken da mit der Großindustrie unter einer Decke. Insofern ist das Schrumpfen politisch gewollt. Und auch die hier "ankommenden Menschen" werden in seltenen Fällen eine normale Arbeit finden. Das hapert schon an der Sprache und meine Erfahrung ist, die Mehrheit will gar kein Deutsch lernen.
Laut LVZ gibt Leipzig rund 50 Mio. EUR für "schwererziehbare Kinder" aus. Legt man das um, dann sind das rund 1.900 EUR pro Kind und Monat. Für minderjährige "Zugereiste" werden auch nach LVZ über 2.500 EUR pro "Kind" und Monat ausgegeben. Diese Zahlen will ich jetzt nicht bewerten, es sind offizielle Zahlen aus der Presse.
Wieviel Geld erhält nun eine Familie für ein Kind vom Staat? Es ist nicht wirklich der Staat, es sind wir mit unseren Steuern. Wenn alle Kinder gleichgestellt wären, dann hätten wir familienfreundliche Politik. Bei 1.900 EUR kann sich die Familie aussuchen, wer, ob Mama oder Papa, die Erziehung übernimmt. Die zu geringe Anzahl von Kita-Plätzen wäre plötzlich ausreichend und mit 1.900 EUR kann man auch in einer Kita eine Menge anstellen.
Dann muß sich aber die Regierung etwas über mehr Arbeitsplätze einfallen lassen.
Lieber Herr Schuster,
und nun noch etwas zur kriegerischen Geschichte Deutschlands.
Ich vermute, Sie spielen da auf den WK I und WK II an. Die Deutsche Geschichte ist aber wesentlich älter und sie beginnt nach meinem Dafürhalten mit Karl dem Großen, dessen Reich nach seinem Tod in drei Teile zerfällt. Wenig später, geschichtlich gesehen, wir ein ostfränkischer Fürst, der Herzog von Sachsen, Deutscher König und in Rom zum Römischen Kaiser gesalbt. Dies hat die westfränkischen Könige nie verziehen und so ist der Zwist zwischen west- und ostfränkischen Königen vorprogrammiert. In der Endkonsequenz ist das der Zwist zwischen Frankreich und Deutschland. Schauen Sie einfach mal in die Geschichte. Wir haben mit unseren östlichen Nachbarn, also Polen, kaum Krieg geführt, dagegen laufend mit Frankreich.
Die Krönung des Ganzen war der 30jährige Krieg, der auch heute noch als Glaubenskrieg bezeichnet wird. Er war aber ein Krieg um die Vorherrschaft in Europa. Sie müssen da nur auf die Ergebnisse sehen. Z.B. gab es nach diesem Krieg keine Häfen mehr für Deutschland und es gab zwei Schutzmächte: Schweden und Frankreich, und alle Fürsten wurden souverän.
Preußen war übrigens ein polnisches Lehen, weshalb sich der Kurfürst von Brandenburg König in Preußen nannte.
Ich könnte das nun weiter ausführen und Sie bestimmt langweilen. Nur soviel, wer auch immer das Attentat in Sarajewo angeordnet hat, er hat gewußt, daß Österreich automatisch Serbien den Krieg erklären muß. Damals waren die Spielregeln so. Und er hat auch gewußt, daß diese Kriegserklärung zwangsläufig die jeweiligen Verbündeten auf den Plan rufen muß. Der Flächenbrand, der mit dem WK I ausgelöst wurde, war geplant.
Lieber Thomas,
die eigentliche Frage ist doch, nutzt es den Menschen wenn der Gottesbezug in der Verfassung steht oder verhindert es vielleicht sogar manchen an Gott zu glauben.
Z. B. wollen Franzosen oder Amis keinen solchen, so sehr schnell zum „politischen Gott“ werdenden Gott. So ist mir bekannt, dass in der Verfassung der USA und den amerikanischen Einzelstaaten, es keine Gottesbezüge gibt.
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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