Jesus Christus hat dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht durch das Evangelium.
2. Timotheus 1,10b
Gottesdienst in der lutherischen Kirche von San Salvador, Anfang der 90er Jahre: Der Lektor verliest die Namen der Gemeindeglieder, die im vergangenen Monat gestorben sind. Viele von ihnen sind Opfer der Militärdiktatur. Auf jeden Namen, der verlesen wird, antwortet die Gemeinde. Mit kräftiger Stimme bekennen die Gläubigen: »Presente« – anwesend.
Auch in unseren sächsischen Kirchgemeinden wird der verstorbenen Gemeindeglieder gedacht. Sehr eindrücklich ist mir die Tradition, am Ewigkeitssonntag für jeden Verstorbenen ein Licht an der Osterkerze zu entzünden, und es auf den Taufstein zu stellen.
Als Krankenhausseelsorgerin ist mir diese Erfahrung eine Hilfe. Manchmal ist es schwer, den Schmerz mit auszuhalten. Menschen rebellieren gegen Krankheit und Tod, und ich fühle mich ihnen nahe. Eltern können den Tod ihres Kindes nicht fassen. Kranke begehren auf gegen eine Diagnose. Eine alte Frau fragt: »Wenn ich gestorben bin und der Sarg beigesetzt wurde, dann gehen alle Kaffeetrinken. Da kann ich wohl nicht mehr mitgehen?« Es tut weh, dass das Leben endlich ist.
Dankbar bin ich, dass ich eine Hoffnung habe, die dem Tod nicht das letzte Wort überlässt. Wo sie zur Sprache kommt, wächst neben dem Schmerz der Endlichkeit ein tröstliches Bild von Gottes Ewigkeit. Ich kann mit den Eltern des Kindes beten. Ich bete mit ihnen zu Jesus, dem Christus, der der verzweifelten Maria am leeren Grab begegnet. Sie sucht den Leichnam und er sagt nur ein Wort: Maria. Das ist für mich das Evangelium: Jesus presente. Jesus ist anwesend. Ulrike Franke
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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