Liebe Synodale - gratuliere zu dem klugen Beschluss! Jetzt müssen aber weitere Schritte folgen, z.B. :
- Gebt den Ortsgemeinden mehr Freiheit zum eigenständigen Handeln.
- Erlaubt befähigten Laien ausgewählte Kasualien eigenverantwortlich wahrnehmen zu lassen.
- Was muss von dem "Wasserkopf" in den "zentralen Gremien" unbedingt erhalten bleiben?
- Legt die Finanzverwaltung in die Hände der Gemeinden vor Ort!
Synode begrüßt Kürzungspläne nicht
Über das Zukunftspapier der Kirchenleitung diskutiert die Landessynode Stunden – Ergebnis offenAm Ende stimmten 31 von 57 anwesenden Synodalen gegen einen Antrag, der das Zukunftspapier der Kirchenleitung "Kirche mit Hoffnung" mit seinen Strukturrormen und Kürzungen begrüßen wollte. Zuvor aber hatten sie einen Antrag abgelehnt, der die in diesem Konzept vorgesehenen Kürzungen bei Kirchenmusikern abmildern wollte. Nein und ja – das ist das Zwischenergebnis der sehr kontroversen Debatten der Synode über die Zukunftsstrategie der Landeskirche.
Der Ausschuss für Gemeindeaufbau wurde beauftragt, bis zur Frühjahrssynode nach neuen Wegen zu suchen, wie kleine Gemeinden auch in größeren Strukturen die in der Diskussion oft geforderte Eigenständigkeit bewahren können. "Das widerspricht dem Geist des Kirchenleitungsbeschlusses", kritisierte der Gröditzer Pfarrer Albrecht Ehrler. "Dann warten die Gemeinden weiter ab und wir bekommen es bis 2019 nicht hin, dass sie zusammenfinden."
Auch Pfarrer Jochen Kinder aus Borna meinte in der Debatte: "Wenn das Signal von der Synode ausgeht, dass wir erst wieder Vorschläge sammeln und prüfen, heißt das für die Kirchgemeinden: Es ist nichts klar."
Da die Synode aber nicht über die Zukunftsstrategie der Kirchenleitung abstimmen darf, bleibt sie die Grundlage der Stellen- und Strukturplanungen des Landeskirchenamtes. Über deren Ergebnisse stimmen die Basisvertreter auf kommenden Sitzungen ab. Die Weichen aber werden jetzt gestellt.
In diesem Ergebnis überlagern sich vermutlich zwei Debatten: die Diskussion über die Gestaltung notwendiger umfänglicher Reformen und die Frage nach dem Verhältnis der Leitungsorgane unserer Landeskirche.
Von „Kirche mit Hoffnung in Sachsen“ habe ich den Eindruck, dass in diesem Papier viel Klugheit und Sachverstand am Werke war. Dafür ist der Arbeitsgruppe sehr zu danken. Gesprächsbedarf sehe ich dennoch reichlich, vor allem mit Blick auf die angestrebte Bildung flächenmäßig sehr großer Struktureinheiten, die mit prognostizierten Gemeindegliederzahlen zwischen 4000 und 6000 im Jahr 2040 die eigentlich erwünschten sozialräumlichen Bezüge schlicht sprengen.
Solche Struktureinheiten haben für hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sicher manches für sich. Für sie spricht u.a. auch, dass auf lange Sicht stabile Strukturen geschaffen werden. Für die Identifikation ehrenamtlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind meines Erachtens aber gerade überschaubare strukturelle Größen wichtig. Auf deren Engagement wird es in Zukunft entscheidend ankommen.
Bis ich bessere Belehrung erhalte, wird mir aus der Lektüre unserer Kirchenverfassung auch nicht klar, wie es sein kann, dass die Kirchenleitung eine Zukunftsstrategie beschließt, über die – mit den Worten von Andreas Roth – die Landessynode „nicht … abstimmen darf“. In § 18 unserer Kirchenverfassung heißt es: „Die Landessynode trägt Verantwortung für alle Angelegenheiten der Landeskirche und kann darüber beraten und beschließen.“ In § 36 Abs. 6 (18) der Kirchenverfassung lese ich über die Zuständigkeit der Kirchenleitung in „Grundsatzfragen zur Struktur- und Stellenplanung“ von der Aufgabe der „Beratung“. Ich lese dort nicht, dass die Kirchenleitung Beschlüsse fassen kann, die die Landessynode grundsätzlich nur noch begrüßend oder bedauernd zur Kenntnis nehmen darf. Worüber soll unsere Landessynode überhaupt entscheiden, wenn nicht über Fragen dieser Tragweite, die die Gestalt der Landeskirche auf umfassende Weise verändern?
Unabhängig von dieser rechtlichen Frage finde ich es schade, dass im konkreten Entstehungsprozess von „Kirche mit Hoffnung in Sachsen“ unsere Landessynodalen in ihrer Gesamtheit nicht stärker einbezogen waren, und zwar auch in Gestalt möglichst breiter und öffentlicher Debatten im Plenum, einer Sondertagung oder z.B. wenigstens in Form eines Ad-hoc-Ausschusses.
Nach Gesprächen mit Synodalen habe ich den Eindruck, dass in der Synode mehr Kommunikation und Einbeziehung erwünscht gewesen wären. Ich fürchte: Was man an Zeit und öffentlicher Debatte vielleicht meinte sparen zu können, wird man nun womöglich mit Einzelkontroversen und einer sich hinziehenden unklaren Situation bezahlen.
Eine Reform dieser Größenordnung benötigt in der Landeskirche breite Legitimation und Akzeptanz. Diese sind nach meiner Überzeugung nur durch einen Beschluss der Landessynode über das (sicherlich dann veränderte) Ergebnis der von der Kirchenleitung eingesetzten Arbeitsgruppe zu gewinnen – und zwar nach kontroverser und gründlicher Debatte in der Synode, auch wenn dieser Weg mühsam ist, Zeit braucht und keine idealen Ergebnisse produziert. Ein Kirchenleitungsbeschluss mag vielleicht juristisch genügen, die wünschenswerte Legitimation und Akzeptanz an der Basis schafft er aber vermutlich noch nicht. Dafür braucht es die Synode.
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
Zum Vergrößern hier klicken.
Weitere Impressionen finden Sie hier.
Diskutieren Sie mit