Vergebung bei Gott
»Bei dir ist Vergebung, dass man dich fürchte.« Psalm 130, Vers 4Der amerikanische Psychologe Michael McCullough (geb. 1969) hat in seinem Aufsatz »Vergebung als menschliche Stärke« formuliert: »Menschen, die verletzenden Personen vergeben haben, stellen zu diesen häufig wieder eine positive Beziehung her.«
Aber was ist, wenn ich einem Menschen, der mich fürchterlich verletzt hat, nicht vergeben kann? Was ist, wenn mir so schlimmes Leid zugefügt wurde, das mir keinerlei Entschuldigung möglich macht? Auch wenn ich in meinem Leben solche Erfahrungen nicht gemacht habe, kann ich mir vorstellen, dass es Grausamkeiten von Menschenhand gibt, die nicht verziehen werden können. Das Schicksal von Nadia Murad, der diesjährigen Friedensnobelpreisträgerin, ist für mich so ein Beispiel.
Der biblische Spruch für die neue Woche ist dem 130. Psalm entnommen. Der Psalm ist einer der sieben Bußpsalmen. Im Zusammenhang lauten die Worte: »Wenn du, Herr, Sünden anrechnen willst – Herr, wer wird bestehen? Denn bei dir ist die Vergebung, dass man dich fürchte.« (Verse 3 und 4)
Buße und Vergebung – die uralte religiöse Strategie zur Bewältigung eigener und fremder Schulderfahrungen. Wir beten täglich im Vaterunser »Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.« Der Psalm und das Vaterunser richten sich an Gott. Nicht zuerst von Menschen, sondern zuerst von Gott können Gläubige Vergebung erbitten. Gerade dann, wenn ich mich selbst in einer Weise schuldig gemacht habe, dass meine Bitte um Vergebung vor Menschenohren unerhört bleibt, kann ich Gott umso mehr anrufen. Gott hört mein Gebet, hilft mir, die Last der Buße zu tragen und zeigt mir den Weg zu den Menschen.
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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