Das Stadtgeschichtliche Museum Leipzig beleuchtet mit einer Sonderausstellung die Musikstadt Leipzig während des Nationalsozialismus. Die Kuratorin der Schau „Hakenkreuz und Notenschlüssel. Die Musikstadt Leipzig im Nationalsozialismus“, Kerstin Sieblist, sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd): „Die Musik hatte innerhalb der NS-Diktatur einen sehr hohen Stellenwert.“ Und weiter: „Musik weckt Emotionen beim Singen, Musizieren und beim Zuhören. In seiner alltäglichen Verwendung stellt die Musik ein ideales Mittel zur Verbreitung von Ideologie dar.“ Sieblist sagte, die Nationalsozialisten unterschieden zudem genau, was als deutsche, „arische“ Musik und was als sogenannte entartete Musik galt. Während etwa Jazz oder Werke jüdischer Komponisten als entartet klassifiziert wurden, sollte deutsche Musik „die Vormachtstellung des 'Dritten Reiches' in der Welt legitimieren und auch von den Untaten der Nazis ablenken“.
Die Machtübernahme der Nationalsozialisten sei in der Musikstadt Leipzig schnell spürbar gewesen: „Das Leben in den 1920er und 30er Jahre war wirklich vielfältig. Die berühmte Tänzerin Josephine Baker trat etwa 1929 in Leipzig auf und die Leipziger Oper hatte eine regelrecht avantgardistische Phase.“ Nach 1933 habe sich das drastisch verändert. Eine Gleichschaltungs- und Entlassungswelle habe dafür gesorgt, dass unter anderem der Konzertmeister des Gewandhauses, Leo Schwarz, und Gewandhaus-Kapellmeister Bruno Walter nicht mehr auftreten durften, weil sie jüdischer Herkunft waren. Auch Arbeiterchöre seien verboten worden. Wie die Kuratorin weiter erläuterte, inszenierten sich die Nationalsozialisten in Leipzig besonders gerne mit Johann Sebastian Bach und Richard Wagner. Unter anderem sei Bach in der Stadt als nordischer Komponist im Rahmen eines „Reichs-Bach-Festes“ im Jahr 1935 gefeiert worden. Auch für Hitlers Lieblingskomponist Wagner seien große Festspiele veranstaltet worden. Die erstmalige Aufführung aller Wagner-Opern, einschließlich der Frühwerke, in Leipzig sei ein großer Kraftakt und ein „gefundenes Fressen“ für die Nationalsozialisten in ihrer Selbstdarstellung gewesen.
Die Schau ist ab Freitag bis zum 20. August dienstags bis sonntags sowie feiertags von 10 bis 18 Uhr zu sehen. Angaben des Stadtgeschichtlichen Museums zufolge beleuchtet sie anhand von Dokumenten, Fotos, Instrumenten und persönlichen Erinnerungsstücken die Musikstadt Leipzig während der NS-Zeit.
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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