Chancen und Werte Europas
Start der gemeinsamen Veranstaltungsreihe der Evangelischen Akademie Meißen und der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-MeißenAm Dienstagabend startete die ökumenische Veranstaltungsreihe »Vision reloaded? Chancen und Werte Europas« des Bistums Dresden-Meißen und der Evangelischen Akademie Meißen in Leipzig. In der Albertina sprach Dr. Fritz Jaeckel, Sächsischer Staatsminister für Bundes- und Europaangelegenheiten und Chef der Staatskanzlei Dresden, zur aktuellen Situation Europas, seinen Erfahrungen und den Bemühungen der Landesregierung um ein gelingendes Miteinander trotz aller Schwierigkeiten.
Die Veranstaltungsreihe will die aktuelle politische Krise der Europäischen Union in den Fokus nehmen und mit Experten und Besuchern ins Gespräch kommen. Jäckel begann auch mit einer guten Nachricht: »Die Mehrheit der Deutschen fühlt sich als Europäer« – dennoch gäbe es viele Mißstände wie die fehlende gemeinsame Außen- und Sicherheitspolititk. »Die wäre dringend nötig.«
Er stellte fünf mögliche Wege für Europas Zukunft vor: 1. Weitermachen wir bisher. 2. Es gibt nur einen gemeinsamen Binnenmarkt. 3. Einige Länder tun mehr für die EU als andere, die anderen schließen sich dann an (Beispiel Schengen-Abkommen oder die gemeinsame Währung Euro). 4. Weniger für die EU machen, aber dafür effizienter wirken. »Wir Sachsen machen das.« Oder Variante 5. Viel mehr gemeinsam tun – beispielsweise eine gemeinsame Position zu den Außengrenzen finden. Er plädiert für Variante 4.
»Ist das System Europa überlebensfähig?« fragt Jäckel weiter. Er denke »Ja. Das ist es. Wir werden in Asien nicht mehr wahrgenommen, wenn wir nicht zusammenarbeiten.« Die Chancen der Globalisierung sollten genutzt werden. Viele sächsiche Unternehmen tun das längst und könnten weltweit mithalten.« Schwierigkeiten machten derzeit jedoch die Russlandsanktionen.
Sachsen habe aber eine sehr gute Perspektive, so Jäckel. »Sachsen hat eine große Wirtschaftskraft, die Region hat eine Chance, international eine Rolle zu spielen.« Die Nähe zu Prag, Krakau und Berlin sei attraktiv.« Die Nähe zu Osteuropa hält er für wichtig.
In Bezug auf Deutschlands Rolle in der EU stellte der Staatsminister die Frage: »Was ist unsere Identität? Deutschland könnte punkten mit seiner Vielfalt.«
Die nächste Gesprächsrunde ist am 28. März in der Leipziger Stadtbibliothek geplant. Um 19 Uhr spricht dann Prof. Dr. Ulrich Ruh, Freiburg i. Br. zum Thema »Religion als Brückenbauer – Verbinden Glaube und Kultur den Kontinet?«. Eine Diskussionsrunde folgt mit Superintendent Martin Henker aus Leipzig, Rabbiner Alexander Nachama aus Dresden und Tarek El-Sourani aus Leipzig.
Am 11. April um 19 Uhr folgt Dr. Stephan Dreischer, Dresden mit einem Vortrag zum Thema: »Brexit-Grexit-Exit. Der Vertrag von Lissabon – Ursache aktueller Entwicklungen?«. Veranstaltungsort ist wieder die Bibliotheca Albertina in Leipzig.
Die Intention der Veranstalter ist es, ein Gesprächsforum zu aktuellen Fragen zu bieten: »Wo steht Europa heute? Eine erneute Reflexion der gemeinsamen Fundamente scheint angesichts der aktuellen Lage dringend geboten. Brauchen wir eine stärkere Wirtschaftsunion, um daraus neue Kraft zu schöpfen? Oder hilft in der Existenzkrise die Suche nach den geistigen Wurzeln?«, nennt Thomas Arnold, Direktor der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen, nur einige der Kernfragen, die ihn dazu bewogen haben, die Reihe auf die Agenda zu setzen.
»Die Kooperation beider Akademien zu diesen Thema ist eine Überzeugungstat, denn nicht zuletzt stellen wir als Veranstalter auch die Frage nach der Bedeutung christlicher Werte für die künftige Gestaltung unseres Kontinents«, ergänzt Johannes Bilz, Direktor der Evangelischen Akademie Meißen. Für die beiden Veranstalter ist es das erste gemeinsame Projekt.