Christen verwandeln Görlitz
Lausitz-Kirchentag: Am Wochenende fand in Görlitz unter großer Beteiligung der erste Lausitz-Kirchentag statt. Unter dem Motto »Von Wegen« wurde der Glaube geteilt und gefeiert und Hoffnung gesät.Mehr als 15 000 Menschen besuchten von vergangenem Freitagabend bis Sonntagmittag den Lausitz-Kirchentag in Görlitz. Die fünf Kirchenkreise der Lausitz, die sich auf die sächsische und die berlin-brandenburgische Landeskirche aufteilen, begeisterten mit einem großen Angebot. »Wir haben das Motto ›Von Wegen‹ mit Leben gefüllt. So viele waren da mit einem Lachen im Gesicht und dem kleinen, trotzigen ›von wegen‹ unseres Glaubens«, resümierte die Görlitzer Generalsuperintendentin Theresa Rinecker.
Schon beim Eröffnungsgottesdienst am Sonnabend war Gänsehaut garantiert, als hunderte Bläserinnen und Bläser ihre Instrumente anstimmten und auf dem Görlitzer Obermarkt die ersten von Tausenden gemeinsam gesungenen Lieder erklangen. Landesbischof Christian Stäblein ermutigte in seiner Predigt zu einer »lebhaften Auseinandersetzung um die richtigen Wege«. Er stellte die Bedeutung von Frieden und Freiheit heraus – auch über Grenzen hinweg – und lud ein: »Feiern wir ein Friedensfest mitten in Europa.«
Das Thema »Frieden« war vor allem auf der Altstadtbrücke präsent, die das polnische Zgorzelec mit dem deutschen Teil der Stadt Görlitz verbindet. Hier fanden zahlreiche deutsch-polnische Begegnungen und Gespräche statt, die dankbar das Wunder der Annäherung und Versöhnung zwischen den Nachbarländern nach so viel Krieg und Feindschaft ins Bewusstsein holten. »Ich bin dankbar für die Gemeinschaft und für den Frieden, den wir erleben konnten. Diesen Frieden nehmen wir mit in unsere Landeskirchen und in unser Reden und Tun«, sagte Superintendentin Antje Pech vom Kirchenbezirk Löbau-Zittau zum Abschluss.
Die leuchtenden Fassaden der restaurierten Häuserzeilen in der Görlitzer Altstadt lieferten eine eindrückliche Kulisse für diesen Kirchentag. Die Besucherinnen und Besucher genossen es, zwischen Obermarkt, Altstadtbrücke und Stadtpark hin und her zu schlendern, da und dort zu verweilen, ein Gespräch zu führen und sich zu informieren. Häufig waren freudige Begrüßungen zu hören, wenn Bekannte sich trafen: »Schön, Dich hier zu sehen.« Kaum ein Schritt konnte am Samstag in Görlitz getan werden, ohne dass von irgendwoher Blasinstrumente oder Singstimmen erklangen.
Auch aus dem Stadtpark war schon von Weitem fröhliche Musik zu hören. Hier kamen Kinder und Jugendliche bei Shows und Mitmachangeboten rund um das große Zirkuszelt auf ihre Kosten. Auf dem von historischen Gebäuden umstandenen Untermarkt lud der »Markt der Möglichkeiten« mit Info- und Aktionsständen von Institutionen, Vereinen, dem Sorbischen Zentrum und vielen diakonischen Trägern ein.
Beim Abschlussgottesdienst am Sonntagmorgen ermutigte der sächsische Landesbischof Tobias Bilz die Christen, ihren Mitmenschen besser zuzuhören. »Fragen Sie die Menschen, mit denen Sie unterwegs sind, nach dem, was sie gerade an Schwerem beschäftigt. Hören Sie zu« und »widerstehen Sie der Versuchung, schnell zu erklären und zu belehren«, sagte Bilz und ergänzte mit Blick auf die biblische Emmaus-Geschichte: »So könnte Kirche in dieser Zeit sein: Eine Ermutigungsgemeinschaft derer, die auf dem Wege sind.« Christen seien zwar nicht klüger als andere: »Aber wir kennen die Kraft der Gemeinschaft« und »wir vertrauen der Inspiration des Heiligen Geistes«.