Dorfkirche mit über 560 Jahre alten Wandbildern
Aktuelle Bildergalerie aus Döbra"Die Döbraer Kirche ist eine sehr hübsche, kleine Dorfkirche", meint Pfarrer Gregor Claus. Zu Gottesdiensten kommt der 36-Jährige gern in das Dorf mit rund 200 Einwohnern. Drei Kilometer Richtung Süden sind es für ihn vom Pfarramt in Liebstadt aus. Von Ottendorf, wo er seit 2019 wohnt, reichlich 13 Kilometer. Es ist eine von sieben Kirchen, für die er zuständig ist. In den Gottesdiensten dort, in der Regel einmal im Monat, sitzen zwischen sechs und zehn Besucher in den Bänken. Was diesen Sakralbau aus dem 13. Jahrhundert so ungewöhnlich macht, lag Jahrhunderte verborgen. Erst 1980 waren unter mehreren Farbschichten Wandbilder aus der Zeit um 1455 entdeckt worden. Große Teile der Nord- und Südwand füllen Szenen aus Leben und Passion Christi, ein überdimensionaler heiliger Christophorus, der das Jesuskind auf der Schulter über einen Fluss trägt, außerdem Darstellungen aus dem Leben des Heiligen Georg. Als Betrachter ist man fasziniert von der differenzierten Lebendigkeit der Gesichtsausdrücke. Hier war ein für seine Zeit überdurchschnittliches Talent am Werk. Doch der Maler ist unbekannt.
Zwei Restauratoren machten bis 1993 die erhaltenen Bilder wieder sichtbar. Um sie freizulegen, musste der vordere Teil der beiden Seitenemporen entfernt werden, wie sich der 83-jährige Manfred Adam im Oberdorf erinnert, der 39 Jahre lang dem Kirchenvorstand angehörte. Raus kam 1986 auch der barocke Kanzelaltar aus blau, weiß, grau bemaltem und mit Gold belegtem Holz aus dem 17. oder 18. Jahrhundert. Jahrzehnte lang lagerte er, zerlegt in Einzelteile, in einem Depot der sächsischen Landeskirche. Statt seiner stellten die Mitarbeiter des Landesamtes für Denkmalpflege in Dresden 1995 ein großes Kruzifix mit der realistischen Darstellung eines gemarterten, blutüberströmten Heilands aus dem 15. Jahrhundert als Dauerleihgabe zur Verfügung. "Wir waren alle dagegen", erinnert sich Manfred Adam. Wenngleich er einräumen muss, dass es etwas heller in der Kirche wurde, weil das mittlere der drei Fenster nicht mehr verdeckt war. Jetzt ist auch dieser Zustand Geschichte: Der Altar steht wieder. Elke Schirmer und Oliver Ander, zwei Restauratoren aus Dresden, ersetzen, was an Teilen und Bemalung fehlt. "Jedenfalls ist er ein Gewinn", sagt Oliver Ander. "Er wirkt wunderschön im Raum." Bis Ende Juni hoffen die beiden fertig zu sein. "Die Kirche ist damit interessanter geworden", findet auch Carsten Haußdörfer, Vorsitzender des Bauausschusses. Der Kirchenvorstand hatte eine Spendenaktion für den Altar gestartet. Der passe einfach besser als das Kruzifix. "Nun sind wieder verschiedene Epochen in der Kirche sichtbar."
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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