Dresden feiert Barockmaler Vermeer
Es ist die bisher größte Ausstellung zu Vermeer in Deutschland: Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden präsentieren zehn Werke des Meisters.
Mit einem Festakt im Albertinum ist am Donnerstag die Dresdner Sonderausstellung zu dem holländischen Barockmaler Johannes Vermeer (1632–1675) eröffnet worden. Es ist die bisher größte Vermeer-Ausstellung in Deutschland. In der Gemäldegalerie Alte Meister sind zehn Werke des Meisters zu sehen, zwei aus eigenem Bestand und acht aus internationalen Museen. Komplettiert werden sie durch rund 50 Werke der holländischen Genremalerei aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Zur Eröffnung kamen auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte.
Merkel betonte in ihrer Rede, dass sich die deutsch-niederländische Freundschaft nicht nur in der Politik zeige, sondern auch in der Kultur. Kunst wie die des Niederländers Vermeer sei ein Teil der europäischen Identität. Seine Werk sei tief im kollektiven europäischen Bildgedächtnis verankert, sagte Merkel. In seinen Gemälden begegne dem Betrachter das Innehalten als bewusster Akt der Aufmerksamkeit. Auch in einem hektischen Alltag könne ein solcher Augenblick des Innehaltens bereichernd sein. Der niederländische Ministerpräsident Rutte betonte bei dem Festakt, Vermeer liege ihm besonders am Herzen. Er habe die Einladung »zu dieser großartigen Ausstellung einfach nicht ausschlagen können«. Rutte würdigte in seiner Rede zudem Bundeskanzlerin Merkel als eine Politikerin, die sich stets für Europa eingesetzt habe und dabei immer nach der Maxime handelte: »Wir schaffen das nur gemeinsam.« Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) betonte, Vermeer und seine Kunst zeugten von der Vielfalt des Kulturerbes auf dem europäischen Kontinent: »Lassen sie uns alle dafür arbeiten, dass das auch in den kommenden Jahrzehnten so bleibt.«
Die Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD), Marion Ackermann, unterstrich ebenfalls: »Europa beweist sich in der Einheit.« Im Zentrum der Ausstellung »Johannes Vermeer. Vom Innehalten« steht das berühmte Dresdner Bild »Brieflesendes Mädchen am offenen Fenster«, das von 1657 bis 1659 entstand. Nach vierjähriger Restaurierung wird es erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Bei den Arbeiten war eine Übermalung entfernt worden, die nicht – wie bisher angenommen – von Vermeer selbst stammte, sondern erst nach seinem Tod von fremder Hand vorgenommen wurde. Im Bildhintergrund prangt jetzt wieder ein Liebesgott – so wie es der Delfter Künstler einst gemalt hatte. Der nackte Amor taucht auch in anderen Gemälden von Vermeer auf, drei davon sind in der Ausstellung zu sehen.
Die »Briefleserin« ist seit 1742 im Besitz der Dresdner Sammlung. Weltweit gibt es heute von ihm nur rund 35 Werke. Aus Alltagssituationen lässt der Maler oft besondere Momente erwachsen. Das zeigen auch die hochkarätigen Leihgaben in der Dresdner Ausstellung, etwa die »Briefleserin in Blau« aus dem Amsterdamer Rijksmuseum oder die »Junge Dame am Virginal stehend« aus der National Gallery in London. Bundesweit gab es Vermeer-Ausstellungen in der Vergangenheit in Dresden und Frankfurt.
Information: Die Ausstellung »Johannes Vermeer. Vom Innehalten« ist in der Gemäldegalerie Alte Meister im Semperbau am Zwinger vom 10. September bis zum 2. Januar 2022 zu sehen. Geöffnet ist die Galerie dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr, freitags bis 20 Uhr.
weitere Informationen zur Ausstellung: www.skd.museum/vermeer