Kirche als Lernort: Die Stiftung Frauenkirche Dresden will ihr Engagement in der Friedens- und Versöhnungsarbeit sowie bei den Bildungsangeboten weiter ausbauen. Es gelte Schwerpunkte vor allem auch in der Arbeit mit der jüngeren Generation zu setzen, sagte Frauenkirchenpfarrer Sebastian Feydt am Donnerstag in Dresden. Die Angebote am "Friedenslernort Frauenkirche" sollten nicht zuletzt deshalb "weniger akademisch, aber nachhaltiger" sein. Dazu gehöre auch, wie etwa im Rahmen der internationalen Peace Academy schon praktiziert, eigene Erfahrungen vorstellen zu können.
Die im Zweiten Weltkrieg völlig zerstörte Dresdner Frauenkirche war als Zeichen der Versöhnung und mit Unterstützung von weltweiten Spendern wiederaufgebaut worden. Sie wurde 2005 geweiht. Jährlich besuchen knapp zwei Millionen Menschen die Kirche am Dresdner Neumarkt.
Die Stiftung wolle junge Menschen sowie Initiativgruppen "durch schrittweise wachsende Formate" stärker einbinden, sagte Feydt. Er erwarte in diesem Zusammenhang neue Netzwerke, in denen "die versöhnende Botschaft der Frauenkirche weitergetragen wird". Zum Teil würden Veranstaltungen auch bereits per Livestream übertragen.
Die schon etablierte Reihe mit Reden von Nobelpreisträgern sei bereits um einen Schülerwettbewerb erweitert worden. Künftig sollen auch stärker Studenten mit dem Angebot konfrontiert werden. Von den Reden gingen Impulse aus, "die ans Herz gehen", betonte Feydt. Am 3. April erwartet die Stiftung Frauenkirche den ehemaligen Staatspräsidenten der Republik Südafrika, Frederik Willem de Klerk. Der Friedensnobelpreisträger von 1993 werde über "zentrale Herausforderungen für Frieden im 21. Jahrhundert" sprechen.
Es sei eine "große schwergewichtige Aufgabe der Frauenkirche, konkret und wahrnehmbar in die Gesellschaft hineinzuwirken", sagte Sachsens evangelischer Landesbischof Carsten Rentzing, der zugleich Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung Frauenkirche Dresden ist. In einer "unfriedlich gewordenen Welt" sei "die Friedens- und Versöhnungsarbeit zu einer Handlungsaufforderung geworden, der sich die Frauenkirche als Mittler zwischen verschiedenen Ebenen verpflichtet sieht".
Die Frauenkirche sei "ein ganz hervorragender Ort, an dem ethische Grundlagen vermittelt werden können", sagte der ehemalige Landeszentralendirektor für politische Bildung, Frank Richter, der seit einem Monat Mitglied der Frauenkirchen-Geschäftsführung ist. Eine Friedens- und Versöhnungsarbeit müsse dem "Verlust der Ideale entgegenwirken". Mit seiner Geschichte und der Frauenkirche habe Dresden das Potenzial, eine "Stadt für den Frieden" zu sein.
Die Frauenkirche wolle auch zur Versöhnung zwischen den Religionen beitragen, sagte Stiftungsratsvorsitzender Joachim Hoff. Zudem gelte es, "Diskussionen mit allen Kreisen der Gesellschaft zu führen". Die Frauenkirche als offenen Friedensort weiterzuentwickeln, sei "Pflicht und Freude in einem", betonte Hoff.
Unter anderem lädt eine neue Veranstaltungsreihe ein, sich mit den ethisch-geistigen Grundlagen unseres demokratisch verfassten Gemeinwesens zu beschäftigen. Eröffnet wird die Reihe am 30. März mit einem Vortrag des Psychologen Georg Lind, der über Friedfertigkeit sprechen wird und wie diese erlernt werden kann.