Rund 80 Frauen trafen sich am vergangenen Sonntag im wieder eröffneten Dresdner Luisenhof, um miteinander den Frauentag zu feiern, gut zu essen, Impulsen zu lauschen und miteinander ins Gespräch zu kommen. Die Organisatorinnen hatten zum Thema »Ungleiche Schwestern« eingeladen. 30 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung sei es an der Zeit, verschiedene Erfahrungen in Ost und West zu reflektieren. »Wir wollen schauen, welche Fragen für Frauen heute anstehen«, so Kathrin Pflicke, Leiterin der Frauenarbeit in der Landeskirche.
Die Referentinnen setzten dabei ganz unterschiedliche Impulse: Judith Enders, Politikwissenschaftlerin aus Berlin, sprach darüber, wie Frauen gemeinsam Zukunft gestalten könnten. Ungleiche Schwestern könnten sich austauschen. Sie sollten sich gesellschaftliche Räume zurückerobern und solidarisch sein.
Ilse Junkermann, Landesbischöfin a. D., sprach über ihre Visionen für Kirche im Wandel. Sie wünscht sich Kirche als Lerngemeinschaft, in die sich jeder einbringen kann – auch Nicht-Christen. Sie plädiert für ein anderes Leitungsverständnis, einen anderen Umgang mit Macht. Kirche sei ein »Geschöpf Gottes«, so Junkermann. Ähnlich einer Hebamme könnte eine Kirchenleitung »getauften Menschen beistehen« und ihnen »Mut machen, auch Schmerzen auszuhalten«. Denn daraus erwachse innere Stärke. Es wäre gut, wenn Menschen wieder »Vertrauen in lebendige Prozesse« gewinnen.
Annalena Schmidt, Historikerin und Bloggerin aus Bautzen, berichtete von ihren Erfahrungen seit ihrem Umzug von Hessen nach Sachsen. Von Anfang an redete sie Klartext zum Thema Rassismus und Fremdenfeindlickeit in der Region. Dafür wurde sie angefeindet. Dennoch lässt sie sich nicht entmutigen – gerade hat sie ihren Arbeitsvertrag bei der Diakonie unterschrieben. An den Tischen gab es dazu unterschiedliche Reaktionen – und es wurde erstaunlich viel über Ost und West gesprochen.