In einem aufwändigen, mehrstufigen Verfahren wird derzeit das historische Steinmaterial am Choranbau des Gotteshauses bearbeitet. Das teilte die Stiftung Frauenkirche Dresden heute mit. »Der Chor ist das größte zusammenhängende Ruinenteil, das beim Wiederaufbau der Frauenkirche integriert wurde. Hier sind Steine zu finden, die vor rund 290 Jahren verbaut wurden«, begründet Thomas Gottschlich, Leiter der Kirchbauverwaltung der Stiftung die anstehenden Arbeiten.
»Die natürliche, jahrzehntelange Bewitterung hat in Hauptgesimshöhe zu Ausblühungen geführt, die den Stein langfristig schädigen. Deshalb wollen wir rechtzeitig die dortigen Bereiche entsalzen und festigen.«
Vorbereitend war von Mitte April bis Anfang Mai ein Gerüst an der östlichen Fassade der Frauenkirche gestellt worden. Es umschließt den Choranbau zwischen den Eingängen A und G und ermöglicht nunmehr Arbeiten in einer Höhe zwischen 23 und 26 Metern. Diese erfolgen mehrstufig. »In einem ersten Schritt wird der historische Stein gereinigt. Erst dann kann die Entsalzung angegangen werden«, so Gottschlich. Hierfür kommt die Technik der Kompressenentsalzung zur Anwendung. Sie basiert auf dem physikalischen Prinzip der Diffusion und nutzt natürliche Materialien.
»Zellstoff und Tonmineralien werden mit destilliertem Wasser zu einer Masse gemischt, die auf den Stein aufgetragen wird. Sie verbleibt über einen Zeitraum von zwei bis drei Wochen am Stein und härtet kontrolliert aus. Die im Stein befindlichen Salzionen diffundieren währenddessen über die Gesteinsoberfläche in die Kompresse. Mit Holzspateln und Bürsten wird sie dann wieder abgenommen. Je nach Art und Belastungsgrad der bauschädlichen Salze wird der Vorgang bis zu zwei weitere Male wiederholt«, erläutert Dana Krause von der beauftragten Christoph Hein Restauratorengesellschaft mbH.
Wie lange die Arbeiten dauern, ist noch nicht absehbar. »Alle Maßnahmen sind witterungsabhängig und bauen aufeinander auf. Wir gehen derzeit davon aus, dass wir bis in den Juli zu tun haben werden«, so Thomas Gottschlich.
Der Stiftung Frauenkirche Dresden entstehen durch diese Maßnahmen Kosten von mindestens 85.000 EUR. Diese werde die Stiftung mit Spendenmitteln decken.
Die barocke Frauenkirche wurde zwischen 1726 und 1743 erbaut. Der Einsturz der Frauenkirche 1945 ließ einen großen Trümmerberg, aber auch mehrere großflächige Ruinenteile zurück, darunter den Treppenturm E, Teile der Wand bei F und den halbrund hervorragenden Altarraum (Chor). Bei der Wiedererrichtung der Frauenkirche von 1994 bis 2004 wurde diese historische Bausubstanz in den Neubau integriert.
Insgesamt sei der Baukörper 13 Jahre nach dem Neubau in einer guten Verfassung, erklärt Thomas Gottschlich. Bei der ebenfalls in Kürze anstehenden Befahrung der Außenhaut per Hubsteiger werde das gesamte Bauwerk parallel zur Entsalzung turnusgemäß überprüft.