Bedrohung durch den IS
Interview mit Sebastian Feydt – Pfarrer der FrauenkircheDie Terrormiliz IS rief in einer Propagandazeitschrift zu Anschlägen auf – als mögliches Ziel wird dort auch die Frauenkirche Dresden genannt. Sie sei ein »beliebter Versammlungsort der Kreuzzügler, der darauf wartet, niedergebrannt zu werden«. Frauenkirchen-Pfarrer Sebastian Feydt erklärt gegenüber dem SONNTAG, wie die Mitarbeiter und Helfer auf diese Nachricht reagiert haben und welche Auswirkungen diese Information auf die Abläufe in der Kirche hat:
Herr Feydt, sind Sie und Ihre Mitarbeiter in der Kirche durch die aktuellen Meldungen beunruhigt? Wie gehen Sie damit um?
Pfarrer Sebastian Feydt: Natürlich lässt uns die aktuelle Situation nicht kalt. Wir hören von Anschlägen in verschiedenen europäischen Ländern. Wir wissen um eine »abstrakte Gefahr« für Kirchen in Deutschland, die Frauenkirche eingeschlossen. Wir sind uns bewusst, dass wir in doppelter Verantwortung stehen: für die Gäste, die zu uns kommen und diejenigen, die in der Frauenkirche Dienst tun. Deshalb haben wir mit den Mitarbeitenden gesprochen und stehen im Kontakt mit den Experten des Landeskriminalamtes und der Polizei. Gemeinsam sind wir der Überzeugung, dass wir die Frauenkirche auch weiterhin eine offene Kirche für alle sein lassen können.
Sehen Sie Gefahr von Islamisten für die Kirche bzw. deren Besucher ausgehen oder eher von woanders?
Pfarrer Sebastian Feydt: Nach Ansicht der Experten besteht derzeit keine erhöhte Bedrohungslage. Wir begrüßen daher unsere Besucher weiterhin mit einem freundlichen Wort, wenn sie den Kirchraum betreten und geben ihnen den Segenswunsch »Friede sei mit euch« auf den Weg, wenn sie wieder gehen. Wir wünschten uns allerdings, dass diese zugewandte Sicht nicht allmontäglich durch die antiislamistische Hetze konterkariert wird, für die die Frauenkirche auch noch immer wieder als Kulisse missbraucht wird.
Nach den Anschlägen in Spanien fragt sich sicher der ein oder andere – wie kann ich mich schützen? Was raten Sie Besuchern der Frauenkirche – oder auch Menschen ganz allgemein – angesichts dieser Attentate, die immer näher rücken?
Pfarrer Sebastian Feydt: Ein Ziel von Terroristen ist es, Angst zu schüren. Dem dürfen wir uns nicht ergeben. Die aktuelle Lage gebietet es, aufmerksam und einladend zugleich zu sein. Nicht Argwohn und Besorgnis leiten uns, sondern wir leben ein zugewandtes Miteinander in der Frauenkirche. Sie ist ein Ort, an dem wir als Christen durch unser Gebet Vertrauen schöpfen und Vertrauen vermitteln können.