Gott wollte Gabriel nicht länger schonen
und legte ihm die Sternenkarten vor.
„Such heim die Erde mir, ich will belohnen
Maria. Sage ihr mein Wort in´s Ohr.“
Der Engel stieg hinab und auf der Stelle
ward angeklopft im kleinen Dorf am Tor.
Grad kam das Mädchen von der Brunnenquelle,
und hatte ernst gelesen in dem Buch.
Von blauer wunderbarer Wasserwelle,
da saß am Hause englischer Besuch …
„Was willst du, Fremder, hier bei mir, dem Weibe?“
Und barg ihr Angesicht vor ihm im Tuch.
„Ich suche“, sprach der Engel „eine Bleibe
für Gottes Wort in eurer wirren Welt.
Bei dir in deinem makellosen Leibe
scheint mir ein Heim zu winken für den Held.
So grüße ich dich nun! Sei voll der Gnade,
verwandle dich in Gottes Ackerfeld.
Indem ich dir am Ohr SEIN Wort ablade,
wird aller Welt das Glück und Gottes Gnade.“
Hoch schlug dem Weib im Hals das warme Herze.
„Was ist das für ein Gruß?“ die Kleine denkt.
„Was meint er mit dem sonderbare Scherze,
der sich wie Rätselwort hernieder senkt.
Maria bin ich, Josephs nur Vertraute –
hab niemals einem Manne mich verschenkt.“
Der Engel zeigt die weiße Lilienraute:
„Begnadete, verzeih! Gott ist mit dir!
Du wirst dich runden wie der Bauch der Laute,
ein Kind gebären unter Sternen hier.
Den Knaben freilich musst du Jesus nennen.
Der Schöpfer selber will es, glaube mir:
Dein Sohn wird einst zum Gott, man wird ihn kennen.“
Maria flüstert: „Ich – des HERREN Magd?
Beweise bitte ich dich mir zu nennen …
Gelächelt hat der Engel und gesagt:
„Du kennst Elisabeth, die Ururalte?
Besuche sie. Zwar ist es sehr gewagt,
doch riss der HERR ihr auf des Schicksals Falte,
dass ihr Sohn Deinem Schuh und Riemen halte.
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