Der Schauspieler und Regisseur Jan-Josef Liefers wünscht sich eine stärkere Orientierung an christlichen Werten im Zusammenleben. Er sei zwar kein Christ, sondern Atheist und Agnostiker, sagte Liefers bei der Premiere seines Films „Honecker und der Pastor“ am Donnerstagabend in Berlin. Die Gesellschaft brauche jedoch „konsequente und bedingungslose Nächstenliebe“, für die das Pfarrerehepaar im Mittelpunkt des Films stehe, sagte Liefers, der in dem Film Regie geführt hat: „Davon könnten wir etwas mehr gebrauchen.“
Der evangelische Pastor Uwe Holmer beherbergte trotz starker Widerstände von Ende Januar bis Anfang April 1990 den früheren DDR-Regierungschef Erich Honecker (1912–1994) und seine Ehefrau Margot (1927–2016) im brandenburgischen Lobetal, weil kein anderer sicherer Ort für die abgesetzten Politiker gefunden worden war. Der heute 93-Jährige war damals Leiter der Hoffnungstaler Anstalten der Diakonie. Die Einrichtung wurde 1905 für Obdachlose gegründet und bietet heute zahlreiche soziale Dienste unter anderem für Behinderte an.
Der Film zeigt, wie die unterschiedlichen Weltanschauungen und Lebenserfahrungen des Pfarrerehepaars und der Honeckers aufeinandertreffen, wie das Zusammenleben auf engem Raum organisiert werden muss. Er greift die Belagerung des Pfarrhauses durch die Medien ebenso auf wie Kritik an der Aufnahme der langjährigen DDR-Politiker aus kirchlichen Kreisen und wie sich das Pfarrerpaar einem wütenden Mob entgegenstellt, der die Honeckers zur Rechenschaft ziehen will. Holmer stehe für eine „sehr intensive Frömmigkeit“, die es ihm auch möglich gemacht habe, trotz der Probleme der evangelischen Kirche mit dem DDR-Staat den Honeckers Kirchenasyl zu gewähren, sagte die Leiterin der heutigen Hoffnungstaler Stiftung Lobetal, Pastorin Andrea Wagner-Pinggéra.
Der Film plädiere für eine menschliche, demokratische Gesellschaft, sagte Drehbuchautor Fred Breinersdorfer. „Es ist gut, dass wir den Film haben“, sagte der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Christian Stäblein, nach der Premiere. An der Vorführung in einem Kino am Berliner Kurfürstendamm nahmen auch weitere Mitglieder der Leitung der Landeskirche teil, darunter Pröpstin Christina-Maria Bammel. „Honecker und der Pastor“ wurde im vergangenen Jahr in den Babelsberger Studios und der Umgebung von Potsdam, jedoch nicht am historischen Ort in Lobetal gedreht. Honecker wird von Edgar Selge, Holmer von Hans-Uwe Bauer gespielt. Steffi Kühnert verkörpert die Pfarrfrau Sigrid Holmer, Barbara Schnitzler Margot Honecker.
Der Film „Honecker und der Pastor“ läuft am 18. März um 20.15 Uhr auf Arte und am 21. März um 20.15 Uhr im ZDF. Außerdem ist er in der ZDF-Mediathek zugänglich.
Mehr zum Film: https://www.sonntag-sachsen.de/2022/11/honecker-im-pfarrhaus
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
Zum Vergrößern hier klicken.
Weitere Impressionen finden Sie hier.