»Sing, bet und geh …« – so lautet der Titel des Chorbuches mit Sätzen für gemischten Chor, welches das Sächsische Kirchenchorwerk für den 27. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Leipzig 1997 herausgegeben hat. Verantwortlich dafür war Christian Drechsler, Kantor und Kirchenmusikdirektor in Annaberg-Buchholz und gleichzeitig Landesobmann des Kirchenchorwerkes der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens.
»Sing, bet und geh auf Gottes Wegen« könnte auch über dem Leben von Christian Drechsler stehen. Zum Singen einladen, zuerst die Kinder in der Kurrende, später die Jugendlichen in der Jugendkantorei, die Erwachsenen im Chor, mit Jung und Alt zu Singwochen zu singen, das war seine Berufung. Christian Drechsler stammte aus einer Lehrerfamilie. Ursprünglich wollte er auch Lehrer werden, musste aber aus politischen Gründen die Ausbildung dazu verlassen. Er entschloss sich, in Dresden Kirchenmusik zu studieren. Als Student war er Assistent von Christoph Albrecht, später Kantorkatechet in Groitzsch und Olbernhau, bevor er 1977 an die St. Annen-Kirche in Annaberg-Buchholz wechselte.
Das Singen in der Kirche war für ihn immer Gebet, Lobpreis des dreieinigen Gottes, Gottesdienst im wörtlichen Sinn, konsequent auf den Lauf des Kirchenjahres ausgerichtet. Der Gemeindegottesdienst war für ihn das Zentrum der kirchenmusikalischen Arbeit, in den selbstverständlich, alle musikalischen Gruppen der Kirchgemeinde – besonders auch die Kurrende – regelmäßig einbezogen wurden und dort eine geistliche Heimat fanden. Auch die wöchentlichen Sommermusiken in der St. Annenkirche wurden liturgisch mit Lesung und Gebet gestaltet. Christian Drechsler praktizierte seinen Dienst in einer persönlichen tiefen geistlichen Ausrichtung. Diese wurde besonders dann deutlich, wenn er den Sängerinnen und Sängern den gestlichen Hintergrund der zu interpretierenden Werke erschloss. Selbst schöpfte er Kraft beim Singen in der Meißner Kantorei 1961 und nahm Impulse für die eigene Arbeit im Erarbeiten von zeitgenössischen Werken mit.
Unterwegs war Christian Drechsler auf vielen Wegen: als Fachberater und Kirchenmusikdirektor im Kirchenbezirk oder als Landesobmann des Kirchenchorwerkes in der Landeskirche. Hier bewirkte er vor allem eine Neuausrichtung des Kirchenchorwerkes nach den Jahren der Wende und eine Einbindung des Werkes in den Sächsischen Musikrat. Viele Wege waren zu gehen für die Anschaffung der Altarorgel oder beim Ringen um die große Restaurierung der Walcker-Orgel in der St. Annenkirche in Annaberg. Mit großem Engagement begleitete er die Gründung des Ev. Gymnasiums Erzgebirge, der jetzigen Ev. Schulgemeinschaft Erzgebirge (EGE) in Annaberg-Buchholz. Unterwegs war er auf Konzertreisen oder in der Ausbildung zahlreicher Orgelschüler.
Ein besonderer Schwerpunkt war die langjährige Singwochenarbeit in der Landeskirche, in der er bis weit in den Ruhestand tätig war und die Generationen von Sängerinnen und Sängern geprägt hat. Seine geradlinige Art und seine starke Persönlichkeit weckten Respekt. Seine musikalischen und pädagogischen Gaben stellte er in den Dienst der musica sacra.
Jetzt hat sein Weg nach schwerer Krankheit das Ziel erreicht. Voller Dankbarkeit nehmen wir Abschied und wissen ihn in Gottes Frieden geborgen.
Sing, bet und geh auf Gottes Wegen, verricht das Deine nur getreu und trau des Himmels reichen Segen, so wird er bei Dir werden neu. Denn welcher seine Zuversicht auf Gott setzt, den verlässt er nicht. (Georg Neumark – EG 369, 7)
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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