Das Sorbische Museum in Bautzen widmet dem Einfluss der Reformation auf die Sorben erstmals eine eigene Ausstellung. Im Fokus stehe Martin Luthers Forderung nach Gottes Wort in der Muttersprache, sagte Kuratorin Andrea Paulik am Dienstag in Bautzen. Auch für die Gläubigen in der zweisprachigen Nieder- und Oberlausitz sei das gedruckte Wort für die kulturelle Entwicklung entscheidend gewesen. Zu sehen sind in insgesamt vier Räumen Dutzende Dokumente, darunter das älteste sorbische Buch von 1574 sowie die erste sorbische Bibel von 1728. Präsentiert wird auch eine Kanzelsanduhr von 1660, die Pfarrern die Redezeit vorgab.
Die Ausstellung mit dem Titel "Fünf Jahrhunderte. Die Sorben und die Reformation" zeigt zudem Gemälde, Bücher und sorbische Trachten sowie Abendmahlsgeräte aus dem 19. Jahrhundert. Für die Sorben in der Nieder- und Oberlausitz, die damals zum Königreich Böhmen gehörten, sei die Reformation ein "entscheidendes Ereignis" gewesen, hieß es. Vorgestellt werde in der Ausstellung auch einer der Wegbereiter der Reformatoren der Region, der sorbische Pfarrer Wenzel Warich aus Göda. Er übersetzte den Katechismus Luthers erstmals ins Obersorbische.
Die Sorben waren das slawische Volk, das am stärksten von der Reformation Luthers beeinflusst wurde. Im Laufe des hundertjährigen Reformationsprozesses in der zweisprachigen Lausitz hätten sich 90 Prozent der Sorben, damals Wenden genannt, dem evangelisch-lutherischen Glauben zugewandt, sagte der Sorbische Superintendent, Jan Mahling. Auch heute seien die Protestanten deutlich in der Mehrheit.
Martin Luther habe die Sorben allerdings nie besucht. In einigen seiner zahlreichen Tischreden äußerte er sich Mahling zufolge abfällig über das slawische Volk. Sein Vertrauter Phillipp Melanchthon dagegen besuchte Bautzen im Jahr 1560 und hielt am evangelischen Ratsgymnasium eine Vorlesung. Die Ausstellung wird vom Kulturraum Oberlausitz-Niederschlesien gefördert.
Die Ausstellung "Fünf Jahrhunderte. Die Sorben und die Reformation" im Sorbischen Museum in Bautzen ist vom 26. März bis 27. August täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr zu sehen.
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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