Zu den schönsten Kindheitserinnerungen eines jeden Amerikaners gehören die von Halloween
(ein bisschen „Fasching“ und „St. Martin“ zusammen mitten im Herbst). Das „Happy“ in „Happy Halloween!“ sollte eigentlich den Ton angeben, d.h. dieses Kinderfest soll vor allem Freude machen! Grusel und Angstmacherei müssen ja nicht im Mittelpunkt stehen. Diese bunte Tradition mitten im Herbst gilt – zumindest in den USA – als gemeinschaftsstiftend und wird gerne im Familien- und Freundeskreis gefeiert.
Man braucht - und die christlichen Kirchen erst recht nicht - keine Angst vor Halloween per se zu haben. Die Frage „Halloween oder Reformationsfest?" wird fälschlicherweise als ein Entweder-oder formuliert; die beiden Ereignisse, die gemeinsame historische Wurzeln haben, spielen sich heute auf zwei verschiedenen Ebenen ab. Den Grund für einen vermeintlichen Rückgang des Christentums hierzulande sollte man nicht in Halloween suchen. In den USA zum Beispiel, wo Halloween das drittgrößte Fest bildet, glauben fast 90% der US-Amerikaner Umfragen zufolge an Gott.
Und: Zahlreiche kleine Prinzessinnen und Batmans - und sicherlich auch das eine oder andere als Martin Luther oder Katharina von Bora kostümierte Kind – werden mit ihren Familien auch am Reformations-Sonntag im Gottesdienst zu finden sein - nicht selten auf Einladung des Pastors, der Pfarrerin, im Kostüm zu erscheinen (vgl. Fasching).
Das Motto "Trick-or-Treat" nimmt also nichts weg vom Motto der Reformation: "Ecclesia reformata, semper reformanda!"
„Trick-oder-was?“:
Zum Umgang mit Halloween oder: Zehn gute Gründe, Halloween zu feiern
1. Als Kinderfest trägt Halloween Licht in die dunklen Herbsttage hinein.
2. Aus dem ausgehöhlten, leuchtenden Kürbis kann eine gesunde Kürbissuppe
oder eine leckere Kürbistorte werden.
3. Ob beim Kürbisschnitzen in der Familie oder beim beliebten "Trick-or-Treat"-
Rundgang im Kreis der Freunde am Abend, stiftet das Kinderfest Halloween
Gemeinschaft.
4. Halloween lädt ein, den Zusammenhang mit Allerheiligen und dem Reformations-
fest zu entdecken sowie über den Umgang mit Angst und Tod nachzudenken.
5. Das Halloweenfest kann man zum Anlass nehmen, etwas Karitatives zu tun,
wie z.B. die Aktion "Trick-or-Treat for UNICEF" zu unterstützen. Seit 1953
haben Kinder bei diesem "Trick-or-Treat"-Programm mehr als 100 Millionen
Dollar gesammelt.
6. Halloween lädt ein, sich mit dem Symbol des Kürbisses in der christlichen Kunst
(als Abbild für die Kürze und Hinfälligkeit des Lebens, aber auch wegen der großen
Zahl seiner Kerne als Symbol der Fruchtbarkeit und der Auferstehung) zu befassen.
Im Kindergarten kann man die Jona-Geschichte gut erzählen, in der - so der Refor-
mator Martin Luther - Jona Schatten und Schutz von der Staude des Kürbisses fand.
7. Das Basteln (nicht Kaufen!) eines Halloween-Kostüms fördert Kreativität und
Phantasie. Dabei sind Grusel und Schrecken nicht erforderlich.
8. Das Fest Halloween erfüllt das uralte Bedürfnis, noch einmal "auf den Putz
zu hauen" vor dem kommenden Winter.
9. Durch die Auseinandersetzung mit Halloween wird man sich der "dunklen" Seiten
des Festes und somit des Lebens bewusster: Grusel und Gewalt, Kommerz und
Konsum. Diese rufen wiederum nach der Orientierung und der Geborgenheit,
die ein fester Glaube gibt. Vor Konsumterror und oberflächlichem Spaß erscheinen
die Anliegen der Reformation aktueller denn je.
10. Und last but certainly not least: Halloween hilft gegen ein verfrühtes Weihnachtsfest.
Im Goldenen Oktober freut man sich viel mehr, eine lächelnde Kürbisfratze statt
eines blinkenden Weihnachtsbaumes im Schaufenster zu sehen.
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