Die Diakonie Sachsen beklagt fehlenden Wohnraum für Menschen mit niedrigem Einkommen. »Die Wohnungsnot in Sachsen spitzt sich immer weiter zu, das belege die Lebenslagenerhebung 2016 der diakonischen Wohnungsnotfallhilfe«, teilte der Verband am Mittwoch in Radebeul bei Dresden mit. Dringend notwendig sei das Angebot von bezahlbarem Sozialwohnraum.
2015 kamen den Angaben zufolge 2.722 Menschen in die Beratungsstellen und ins Betreute Wohnen der Diakonie Sachsen, die sich in Wohnungsnot befanden. 2005 waren es noch 1.754 Klienten. Auch 307 Kinder sowie 150 Partner waren im vergangenen Jahr von Wohnungsnot betroffen.
Sachsen ignoriere seit Jahren die soziale Absicherung von Wohnraum, eine Kernaufgabe der öffentlichen Daseinsvorsorge, erklärte Diakoniereferentin Rotraud Kießling. »Es ist doch offenkundig, dass es für Menschen mit niedrigem Einkommen oder in besonderen sozialen Nöten immer schwieriger wird, eine bezahlbare Wohnung zu finden oder zu halten«, betonte sie.
Ganz besonders in den Ballungsgebieten, aber selbst in den Landkreisen gebe es nicht genügend, für Geringverdiener bezahlbare Wohnungen. »Die Zahl der Wohnungsnotfälle, Zwangsräumungen und Energieabschaltungen steigen und steigen«, erklärte Kießling.
Als Gründe nannte die Referentin geringe Einkommen, Krankheit, Isolation, Altersarmut, keine ausreichende Berücksichtigung der tatsächlichen Energiekosten oder Sanktionen des Job-Centers beim Regelsatz. Das alles könne schnell zu Mietschulden führen und damit zum Wohnungsverlust. »Ist die Wohnung aber erst einmal weg und der Mensch auf der Straße gelandet, ist es für die Betroffenen schwer, ohne Unterstützung und Beratung wieder festen Fuß zu fassen«, sagte Kießling.
Nach der jüngsten »Lebenslagenerhebung« der Diakonie sind die meisten Hilfesuchenden (51 Prozent) bereits wohnungslos oder der Wohnungsverlust steht akut bevor (19 Prozent), wenn sie in die Beratung kommen. Mehr als ein Drittel sind Frauen und es sind doppelt so viele junge Menschen betroffen (12 Prozent) wie ihr Anteil an Sachsens Bevölkerung beträgt (6 Prozent).
Das gelte sogar noch in der Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen (32 Prozent Betroffene zu 15 Prozent Bevölkerungsanteil). Die meisten sind alleinstehend und ohne Arbeit. Etwa 15 Prozent der Hilfesuchenden haben den Angaben zufolge gar kein Einkommen.
Erneut fordert die Diakonie eine landesweite Statistik des Freistaates über den Umfang der Wohnungsnot sowie eine Berichterstattung zu Notlagen und Armut. Zudem müsse der soziale Wohnungsbau wieder aufgenommen und ein landesweites Konzept gegen Wohnungsnot erstellt werden.
Die Wohnungslosenhilfe der Diakonie Sachsen hat sich unterdessen in Wohnungsnotfallhilfe Diakonie Sachsen umbenannt. Damit werde der vom Deutschen Städte- und Gemeindetag bereits 1987 geprägte Begriff der Wohnungsnot aufgenommen. An der inhaltlichen Arbeit ändere die Umbenennung nichts, hieß es. Die Diakonie Sachsen bietet neben Beratungen und betreutem Wohnen auch Tagestreffs und Straßensozialarbeit für Wohnungslose an.
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