Liebe Britta, wenn Jesus davon spricht, dass wir, wie die Kinder werden sollen, so meint er nicht kindisch, sondern offen und dankbar, ohne falsche Hintergedanken. Jesus spricht auch nicht gegen Wissen und Wissenschaft.
Die, so heftig gescholtene, HKM ist nicht Teufelswerk. Sie ist ein gewaltiges Instrument in der Hand dessen, der sich in Gott beheimatet weiß und von da her Gottes Wort den Menschen begreiflich zu machen sucht.
Die Grundvoraussetzung ist und bleibt jedoch das Urvertrauen in Gott und die Gemeinschaft, die er gibt und die Offenheit für ihn.
Gott ist doch offen und Gott ist doch keiner, der "bockbeinig" gegen alles und jedes, das sich in der zeit verändert, stellt. Wer denkt, Gott würde dem Fortschritt im Wege stehen, der irrt. Da er die Liebe selbst ist, begleitet er den Menschen auch so. Ja, er ändert seine Meinung. Ich denke an die Geschichte der Sintflut, wo er am ende einsieht, das der Mensch nicht gut zu bekommen ist oder daran, das er das Evangelium eben auch den Völkern der Welt bringen lässt, weil er bei Fremden mehr Glauben fand, als beim eigenen Volk.
Gott ist nicht statisch, sondern höchst lebendig. so spricht auch sein Wort immer wieder neu zu den Menschen. Voraussetzung ist, das wir uns ihm öffnen und das wir es, auch in seiner ganz unterschiedlichen Aussage, ernst nehmen. Es ändert sich derweil nicht. Aber nicht jedes Wort spricht in jede Zeit gleich stark. Es spricht auch zu Ihnen, aber nicht jedes Wort (meinethalben von Losung oder Lehrtext) trifft jeden Tag DEN Nerv und wird zu dem Wort, das Ihnen Wegweisung geben kann.
Natürlich sind wir immer wieder gezwungen, auch das aktuelle Geschehen in der Gesellschaft wahr zu nehmen. Nicht gezwungen sind wir, ihm hinterher zu hecheln und zu all und jedem einen Meinungskeks haben zu müssen, der dann auch noch von den "richtigen" Leuten goutiert wird.
Gert Flessing
Gottes Brücke zu uns
Einander annehmen ist nicht leicht – in der Familie, im Beruf oder angesichts der neu ankommenden Flüchtlinge. Die neue Jahreslosung hilft dabei: Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob. (Römer 15, 7).Liebe Leserinnen und Leser, einen Menschen anzunehmen, ist oft mit Mühe und nicht selten auch mit Konflikten verbunden. Sogar diejenigen, mit denen wir eng verbunden sind, machen es uns oft nicht leicht: das Kind, das in der Pubertät plötzlich heftige Krisen durchlebt, ebenso wie der Ehepartner, dem das gemeinsame Leben fraglich-unbefriedigend geworden ist. Es kann eine zehrende Arbeit sein, eigene Positionen zu überdenken, die des anderen zu achten und gemeinsame Lösungen zu suchen.
Schmerzliche Erfahrungen mit der Verschiedenheit der Menschen sind wohl unausweichlich, sie waren auch dem Apostel Paulus nicht fremd. Ideal darf man sich nicht einmal das Zusammenleben in den ersten christlichen Gemeinden vorstellen, als das Christentum in der Euphorie des Anfangs lebte. Der christliche Glaube war etwas Neues, und die Erwartung des bevorstehenden Kommens des Gottesreichs bestimmte die Frömmigkeit der Gläubigen. Begabungen wurden freigesetzt, die unter anderen Umständen verdeckt geblieben waren – Kräfte, die ein gutes Zusammenleben gelingen lassen. Und doch blieben die ersten Gemeinden in den Anfängen der Christenheit nicht von schweren Konflikten und Auseinandersetzungen verschont.
»Nehmt einander an, wie Christus Euch angenommen hat«, mahnt darum der Apostel. Es ist interessant zu sehen, wie er hier argumentiert. Er könnte ja daran erinnern, dass sich die bedrängten Gemeinden keine Konflikte leisten können, wenn sie in feindlicher Umgebung bestehen wollen; oder an das Gemeinschaftsgefühl appellieren, das eine kleine Minderheit stärken kann.
Paulus aber verweist auf das Kreuz Christi und was es für die Menschen bedeutet – Gott hat eine Brücke zu ihnen geschlagen. Sein Sohn Jesus Christus ist in den Tod gegangen, um der Menschen und ihrer Schuld willen, wegen ihrer Friedlosigkeit und der Unfähigkeit, den Mitmenschen anzunehmen und als Nächsten zu sehen. In Christus hat Gott in unüberbietbarer Weise seine Geschöpfe geliebt, sie angenommen wie sie sind.
Das ist der Grund für den Glauben der ganzen Christenheit, von dieser Sicht auf das Geschehen in der Zeitenwende leben wir als Christenmenschen. Sie wird uns helfen, andere Menschen zu achten und ist die Grundlage für unser Verständnis des Zusammenlebens – in der Familie, im Freundeskreis, am Arbeitsplatz, in der Kirchgemeinde und nicht zuletzt auch in der Gesellschaft.
Und doch geht es uns nicht anders als den frühen Gemeinden: Die Fähigkeit einander anzunehmen, wird heute wie damals auf Bewährungsproben gestellt. Schon die unvermeidlichen Konflikte in den Familien fordern die Bereitschaft heraus, sich in den anderen hineinzuversetzen und ihn zu verstehen. Nicht leichter wird es, wenn es um Menschen außerhalb der Familie geht, und zu einer schweren Belastung kann die Begegnung mit Fremdem und Unverständlichem werden.
In der globalisierten Welt haben die Ereignisse aus fernen Regionen Auswirkungen auf unser Alltagsleben. Flüchtlinge aus Syrien sollen in die längst aufgegebene Schule inmitten eines Wohngebietes einziehen: fremde Menschen mit einer fremden Religion, fremder Kleidung, fremden Gewohnheiten.
Ob es gelingt, Ängste vor den Fremden zu überwinden, auf sie zuzugehen, Verständnis für ihre Not und die Fluchtgründe aufzubringen, sie anzuhören? Sind wir bereit, sie aufzunehmen und willkommen zu heißen? Ob es gelingt, soweit es an uns ist, sie anzunehmen? Unseren Glauben leben wir im Vertrauen auf den, der uns angenommen hat: Jesus Christus. Es wird uns helfen, Ängste und Vorbehalte nicht beherrschend werden zu lassen und Brücken zu bauen.
Als es in einer sächsischen Kleinstadt kürzlich zu Konflikten um ein neu errichtetes Asylbewerberheim kam, versuchten Christen zu schlichten. Sie ließen sich leiten von Christus, der den Menschen am Kreuz seine unbedingte Annahme geschenkt hat. Die Vermittlungsversuche unter seinem Zeichen, in seinem Geist waren erfolgreich und es zog wieder Frieden ein in der kleinen Stadt.
Einander anzunehmen ist nicht leicht. Aber im Hören auf Gottes Wort wird es möglich. Die Mahnung des Apostels Paulus wird uns als Jahreslosung begleiten; und es wird ein Jahr sein, in dem unsere Bereitschaft nötig sein wird, andere Menschen anzunehmen. Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Jahr 2015.
Das Jahr neigt sich. Haben wir die Freude und das Glück, Gott nahe zu sein, gespürt, gelebt?
Nun gehen wir in ein neues Jahr. Wir werden gebeten, einander anzunehmen, einer den anderen, mit allem, was da auch zwischen uns sein kann, weil Gott uns in Christus angenommen hat.
Ich wünsche uns allen offene Herzen und einen wachen Geist. Nur so werden wir es schaffen, miteinander zu leben und uns nicht ab zu schotten.
Morgen werden wir wieder ein neues Lied zu einer alten Melodie singen:
Lied: Nach 488
Gott ist der Herr. Vergesst es bitte nicht. Er führt die Welt von Finsternis zum Licht. Er ist uns nah und er vergibt die Schuld. Er trägt uns alle ja und hat Geduld.
Er ist die Liebe, die zu allen spricht. In Jesus zeigt er uns doch sein Gesicht. Wendet sich dem zu, der verloren schien, starb ja dort an dem Kreuze auch für ihn.
So schau den Menschen, der dein Nächster ist. Urteile nicht, weil du Kind Gottes. Gott macht dich frei, so lass doch Liebe sein und lass den anderen ja nicht allein.
Er ist dir fremd und er scheint voller Schuld, doch du bist Christ, so trag ihn mit Geduld. Gott nur allein ist Richter dieser Welt. Ihm, der uns frei gemacht, sei´s heimgestellt.
Allen, die hier mitlesen ein gesegnetes und gesundes Jahr 2015
Gert Flessing
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