Synode diskutiert Strukturen
Live-Blog: Landessynode stellt Weichen für Zukunft der Kirchgemeinden – davor gibt es Protest
Montag
11.41 Uhr
Schlusspunkt nach einer über anderthalb Jahre langen und teils heftig geführten Debatte: Mit nur acht Nein-Stimmen beschließt die Landessynode das neue Strukturgesetz und stellt damit die Weichen für die Zukunft der Gemeinden der Landeskirche. Sie werden künftig Schwesterkirchverhältnisse mit bis zu sechs Gemeinden, Gemeindebünde mit bis zu acht Gemeinden, Kirchspiele mit einer unbegrenzten Zahl an Gemeinden bilden oder sich vereinigen können. Und auch müssen, um die angestrebten Regionen mit drei vollen Pfarrstellen zu bilden.
11.33 Uhr
Mit nur zwei Gegenstimmen baut die Synode die Möglichkeit von Gemeindebünden wieder in das Strukturgesetz – und erweitert damit die Optionen für mögliche Kooperationen. Allerdings verschärft sie die Regeln: Solche Bünde müssen mindestens drei volle Pfarrstellen auf zehn Jahre hin sichern – das hatte die Kirchenleitung in ihrem Entwurf noch offen gelassen.
10.35 Uhr
Die Synode diskutiert weiter über Gemeindestrukturen der Zukunft. Rolle rückwärts: Jetzt bringt ein vom Leipziger Superintendent Martin Henker eingebrachter Antrag die neue Möglichkeit der Gemeindebünde wieder ins Spiel – für einen ersten Schritt dazu gab es nur 10 Nein-Stimmen.
Das brachte der Synoden-Sonntag
17.02 Uhr
Synode reklamiert: Vom Landeskirchenamt hatte sie Kürzungspläne auch für landeskirchliche Einrichtungen und Ämter gefordert – die vorgelegte Antwort: »Zum jetzigen Zeitpunkt ist es noch nicht möglich, die Haushaltbereiche konkret zu benennen, in denen das Kürzungsvolumen umgesetzt werden soll.« Bei den Gemeinden fiel der Kirchenleitung da Konkreteres ein. »Das hat im Finanzausschuss zu Irritationen, wenn nicht zu Missstimmungen geführt«, sagt der Flöhaer Superintendent Rainer Findeisen. Einstimmig beschließt die Synode: Die Bitte der Synode werde mit der Antwort des Landeskirchenamtes »nicht erfüllt«. Nun soll bis zum Herbst nachgeliefert werden.
15.10 Uhr
Jetzt hat die Synode entschieden – zumindest einen ersten Schritt: Eine große Mehrheit stimmte in der ersten Beratung für den Gesetzentwurf der Kirchenleitung für künftige Gemeindestrukturen – allerdings mit einer entscheidenden Änderung. Nun gibt es die Möglichkeit von Schwesterkirchverhältnissen mit sechs Gemeinden – dafür hält man die neue Option von Gemeindebünden für verzichtbar. Einige Synodale aber scheinen daran noch zu zweifeln. Gut möglich, dass die Gemeindebünde bei der zweiten Lesung morgen wieder im Spiel sind.
14.20 Uhr
Eine große Mehrheit von 53 Nein-Stimmen lehnt die Ausweitung von Schwesterkirchverhältnissen auf acht Mitglieder ab.
14.02 Uhr
Die Synode diskutiert weiter über die Gemeindestrukturen der Zukunft. Sollen Schwesterkirchverhältnisse künftig sechs oder gar acht Gemeinden haben dürfen – und damit relativ selbstständig bleiben? »Viele Gemeinden warten auf ein Signal der Landessynode«, sagt der Burgstädter Pfarrer Sandro Göpfert. »Für eine Übergangszeit halte ich auch Achter-Schwestern für möglich, um hier weiterzukommen.« Andere Synodale fürchten, solche Gebilde wären viel zu groß mit vielen Leitungsgremien und -sitzungen.
Das brachte der Synoden-Sonnabend:
21.35 Uhr
Verwirrung in der Synode: Hat man das Modell der Gemeindebünde jetzt wirklich versenkt? Mit oder ohne Absicht? Und kann man es doch noch retten? Synodenpräsident Otto Guse vertagt die Debatte auf morgen ab 13.30 Uhr (korrigiert).
21.30 Uhr
Auch der Versuch, die umstrittene Vorgabe zur Bildung von Regionen mit mindestens drei vollen Pfarrstellen zu streichen, scheitert mit 43 Nein-Stimmen. Wichtiger Grund: Nur in großen Regionen können auskömmliche Stellen auch für Kantoren und Gemeindepädagogen gebildet werden.
21.10 Uhr
Auch der komplette Gesetzentwurf der Kirchenleitung samt der neuen Option von Gemeindebünden fällt mit 37 Nein- und 32 Ja-Stimmen knapp durch. Jetzt stehen die veränderten Varianten dieses Entwurfes zur Abstimmung.
20.55 Uhr
Die erste Abstimmung nach einigem Geschäftsordnungs-Hin-und-Her: Mit 55 Nein-Stimmen lehnt die Synode den weitgehenden Antrag des Oelsnitzer Synodalen Christoph Apitz ab, der Kirchgemeinden nur die Wahl einer Vereinigung gelassen hätte. Nun wird über weitere Anträge abgestimmt, die den Gemeinden mehr Möglichkeiten lassen.
18.25 Uhr
»Wir haben als Synode einen langen Lernprozess hinter uns«, sagt die Synodale Annette-Luise Birkner. »Es geht nur, wenn wir die Gemeinden vor Ort mitnehmen.« Auch der Burgstädter Synodale Sandro Göpfert ist skeptisch gegenüber dem vom Oelsnitzer Synodalen Christoph Apitz eingebrachten Gesetzentwurf, der nur fusionierte oder Einzelgemeinden vorsieht. »In unserer jetzigen Situation ist jeder Eindruck von Druck nicht förderlich. Die Frage einer Vereinigung muss aus dem Innern einer Gemeinde kommen und nicht von außen.«
17.50 Uhr
Überraschende Verschiebung: Im Herbst noch suchte die Synode nach Protesten und Eingaben aus Gemeinden nach Wegen für möglichst viel Selbstständigkeit – jetzt goss die Kirchenleitung dies in einen Gesetzentwurf und viele Synodale schrecken zurück. Denn große Schwesterkirchverhältnisse mit sechs oder gar acht Mitgliedern werden wie Gemeindebünde viele Gremien brauchen. Das wird anstrengend. »Mir ist der Preis für die Selbstständigkeit kleiner Gemeinden zu hoch mit so viel Abstimmungsdedarf«, sagt der Synodale Mathias Tauchert und plädiert für den schlanken Vorschlag, der nur Gemeindefusionen vorsieht.
»Wir alle sind in der Lage, klüger zu werden«, meint auch der Synodale Uwe Gerd Liebert. Andere Synodale fürchten, die Ängste und Meinungen in Gemeinden zu übergehen. »Die eigentlichen Gründe für die vielen Gremien sind doch die großen Verbünde, die gebildet werden sollen«, gibt der Synodale Gaston Nogrady zu bedenken.
16.50 Uhr
Jetzt geht die Debatte um das Gesetz für künftige Gemeindestrukturen los – alles ist dabei: Der Rechtsausschuss der Synode hat in seinem Antrag das größte Novum des Gesetzesentwurfes der Kirchenleitung – die Möglichkeit eines Gemeindebundes – ganz gestrichen. Ein weiterer Antrag streicht den Gesetzesentwurf gleich ganz und will eine ganz übersichtliche Regelung: nur noch selbstständige oder vereinigte Gemeinden. Ein dritter Entwurf will das Schwesterkirchverhältnis für bis zu acht Gemeinden öffnen. Und dazu viele Unklarheiten.
14.30 Uhr
So schnell kann Strukturreform auch gehen: Einstimmig beschließt die Synode die Fusion der Kirchenbezirke Auerbach und Plauen am 1. Januar 2020 zum Kirchenbezirk Vogtland. Zuvor hatten sich der Auerbacher Bezirksvorstand und die Plauener Bezirkssynode dafür ausgesprochen. Vor einem Jahr noch gab es keine Mehrheit für den Zusammenschluss in der Landessynode – weil der Ausgang der Strukturreform noch offen war. Sie ist es immernoch.
13.55 Uhr
Jetzt aber wird es erst einmal theologisch: Es geht um die Einführung einer neuen Leseordnung für Bibeltexte in Gottesdiensten. »In Zeiten, in denen viele Landeskirchen fast nur noch über Strukturen reden, kann man schon fragen, ob das tatsächlich eine so bewegende Frage ist«, sagt der Leipziger Theologieprofessor Alexander Deeg, der an der Neuordnung mitgearbeitet hat, vor der Synode. »Aber viel wichtigeres, wie die Bibel in unseren Gottesdiensten zu Wort kommt, gibt es in einer Kirche vielleicht wirklich nicht.«
Die größten Änderungen: Der Anteil der Texte aus dem Alten Testament wurde verdoppelt und sie kommen nun ebenso häufig vor wie Texte aus Evangelien und Briefen – und als Predigttexte wechseln sie sich regelmäßig ab. Die Synode stimmt einstimmig zu. Am ersten Advent soll die neue Leseordnung eingeführt werden.
»Damit haben wir alle wichtigen Sachen der Tagesordnung durch, der Rest dürfte schnell gehen«, sagt danach Synodenpräsident Otto Guse. Die Synode schmunzelt wissend. Die Strukturdebatte kommt noch.
12.30 Uhr
»Visionen entwickeln statt Untergang verwalten«, steht auf einem der Plakate vor der Dresdner Dreikönigskirche. Acht Gemeindevertreter aus Leipzig, Staucha und Oberlichtenau demonstrieren gegen die Pläne der Strukturreform – etwas enttäuscht über das geringe Echo auf den Aufruf, der von der Leipziger Andreasgemeinde kurzfristig über die Initiative »Zurück auf Los« verbreitet worden war. Zuvor hatte die Synode bereits nach neuen Finanzierungsquellen für Verkündigungsmitarbeiter gesucht.
»Wir denken über die Verteilung eines kleiner werdenden Kuchens nach – aber wir können diesen Kuchen auch an anderer Stelle größer machen«, sagt der Leipziger Synodale Leo Krause. Auch auf seine Initiative hin legt das Landeskirchenamt einen Bericht zur Aufstockung von Gemeindepädagogen- und Kantorenstellen durch Spenden vor. »Aber was hindert uns daran, so eine Aufstockung auch für Pfarrstellen in den Blick zu nehmen?«, fragt Krause. Das Landeskirchenamt ist da skeptisch.
»Es darf nicht nur um die Aufstockung, sondern muss auch um die Schaffung neuer Stellen mit Spenden gehen«, fordert der Synodale Andreas Hartenstein und schlägt eine Plattform zum Austausch für Gemeinden dazu vor. Derzeit hat die Landeskirche nicht eine einzige Fachkraft für die Gewinnung von Spenden.
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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