MDR-Intendantin Karola Wille setzt sich dafür ein, dass ARD und ZDF große Gemeinschaftseinrichtungen wie die Programmdirektionen in den Osten verlagern. "Es kann einen Unterschied machen, von welchem Ort und welchen Blickwinkeln aus bundesweite Ereignisse eingeordnet werden", schreibt Wille in einem Gastbeitrag für die Wochenzeitung "Die Zeit" (Ausgabe vom 21. Januar). Für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk gelte es "quasi per Auftrag", die Lebenswirklichkeit auch im Osten abzubilden. "Natürlich wäre es wünschenswert, dass auch große Gemeinschaftseinrichtungen in den Osten wechselten," unterstreicht Wille. Der Weg dahin sei allerdings beschwerlich: Programmdirektionen oder Jugend-Netzwerke ließen sich nicht von heute auf morgen verlagern.
Für den Mitteldeutschen Rundfunk sei es im Konzert von neun ARD-Landesrundfunkanstalten nie einfach, sich durchzusetzen, schreibt Wille. Als der Osten dazukam, seien die Strukturen "bundesweit westdeutsch" gewesen. Die Welt sei verteilt und die großen Korrespondentenplätze seien ebenso vergeben gewesen wie die großen Gemeinschaftseinrichtungen der ARD. Auch das habe dazu geführt, dass in der deutschen Medienlandschaft "über Jahre hinweg ein fest gefügtes, teils auch eklatant einseitiges Bild vom Osten" vorgeherrscht habe. Angesichts von Vorwürfen, ARD und ZDF berichteten zu selten und zu einseitig über den Osten, verteidigte Wille insbesondere den MDR.
Diese Vorwürfe waren zuletzt im Zusammenhang mit der Blockade der Beitragserhöhung für die Öffentlich-Rechtlichen durch Sachsen-Anhalt laut geworden. Der MDR habe sich "immer stärker zum Analysten ostdeutscher Verhältnisse und ostdeutscher Zeitgeschichte" entwickelt und sich auch personell verändert, schreibt die Intendantin. Mittlerweile seien die Mitglieder des Direktoriums zu zwei Dritteln im Osten geboren. Auch in der ARD wachse die Zahl an Führungskräften mit ostdeutscher Biografie. Die 1959 geborene Wille stammt selbst aus Sachsen. Sie steht seit 2011 an der Spitze des MDR.
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