Hoher Krankenstand, zu wenig Personal, Überlastung und Frühverrentung: Die Barmer-Krankenkasse in Sachsen hat eindringlich zu Verbesserungen in Pflegeheimen aufgerufen. Die psychische und physische Belastung für Sachsens Fach- und Hilfspflegerinnen und -pfleger sei gewaltig, sagte Landesgeschäftsführer Fabian Magerl bei der Vorstellung des Barmer-Pflegereports am Donnerstag in Dresden. "Das macht uns allergrößte Sorgen", betonte er. Die Arbeitsbedingungen in der Pflege könnten nicht so bleiben, wie sie sind.
Im Jahr 2017, dem laut Barmer letzten Jahr mit bundesweit vollumfänglich verfüg- und vergleichbaren Daten, sammelten Sachsens stationäre Pflegerinnen und Pfleger demnach im Schnitt 30 krankheitsbedingte Fehltage. Im restlichen Bundesgebiet waren es 28. Zwischen 2016 und 2018 habe der Krankenstand unter Sachsens Pflegehilfskräften 8,8 Prozent betragen, in anderen Branchen durchschnittlich nur 5,5 Prozent. Besonders häufig seien Rückenprobleme, Belastungsstörungen und Depressionen, hieß es. Knapp jede vierte Fehlzeit (23,7 Prozent) ging auf psychische Belastungen wie Verhaltensstörungen zurück, 24,6 Prozent auf Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems. Zudem mussten Pflegekräfte öfter und länger im Krankenhaus behandelt werden als andere Erwerbstätige.
Die Corona-Krise habe die Probleme noch einmal zusätzlich verschärft. Auch beim Personalschlüssel hinkt der Freistaat laut Pflegereport hinterher. So wurden 2017 in Sachsens Altenheimen 100 Pflegebedürftige von durchschnittlich 24 Pflegefachkräften und zwölf Hilfskräften versorgt. Bundesweit waren es 27 Fach- und 17 Hilfskräfte. Hinzu komme eine enorme Teilzeitquote. So war 2017 nur gut jede fünfte sächsische Pflegekraft (21,6 Prozent, bundesweit 28,9 Prozent) in Vollzeit angestellt und damit so wenige wie in keinem anderen Bundesland. Damit arbeitete der weit überwiegende Teil der etwa 18.200 Pflegerinnen und Pfleger in Teilzeit.
Die Folge sei ein Teufelskreis aus erhöhter Beanspruchung, daraus resultierenden Fehlzeiten und wiederum erhöhter Beanspruchung des verbliebenen Personals, erklärte Magerl. Fast 80 Prozent der sächsischen Pflegekräfte sind laut dem Report Frauen, fast jede Dritte von ihnen ist älter als 55 Jahre. Wegen der enormen Belastungen des Arbeitsalltags schieden viele Beschäftigte frühzeitig aus dem Beruf aus, erklärte Magerl und betonte: "Es muss uns als Gesellschaft zu denken geben, wie wir diejenigen, die eine der wichtigsten Tätigkeiten verrichten, sehenden Auges in die Erwerbsminderungsrenten hineinschlittern lassen." Zur Verbesserung der dramatischen Lage fordert die Kasse in erster Linie mehr Personal. Dies sei die Voraussetzung für fachgerechte Pflege und gesundheitsfördernde Arbeitsbedingungen, hieß es. Wichtig seien zudem geregelte Arbeitszeiten, ein ausgewogenes Verhältnis von Teil- und Vollzeitkräften sowie ein kompetenzgerechter Mix aus Fach- und Hilfspersonal.
Zudem müssten Angebote zur Prävention von Gesundheitsproblemen Standard werden in den Einrichtungen. Dringend notwendig sei zudem eine Aus- und Weiterbildungsinitiative für Fach- wie Hilfskräfte, betonte Magerl. Auch müssten Pflegedienste und -heime verstärkt Ausbildungsplätze anbieten.
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