Hoffnung im Advent
Botschaften: Jana Beyer hat im Corona-Lockdown das Internet für sich neu entdeckt. Auf Instagram veröffentlicht sie kleine Texte mit passenden Fotos. Am 1. Advent ist ein Adventskalender gestartet, der Texte von anderen vereint – es ist die 2. Auflage nach dem erfolgreichen Start von 2020.Den christlichen Adventskalender »Hoffnung im Advent« gibt es dieses Jahr zum zweiten Mal auf Instagram. Vom 1. Advent bis zum 24. Dezember teilen darin Autorinnen und Autoren aus Sachsen ihre Texte und Gedanken, Gebete und Gedichte.
Hinter der Aktion steht Jana Beyer aus Flöha. »Ich möchte den Menschen aus eigener Erfahrung vermitteln, dass es sich lohnt, Hoffnung zu haben, weiterzugehen«, erläutert die 51-jährige Altenpflegerin. »Es gibt ein Licht im Dunkeln, auch in dieser Pandemie«, sagt sie.
Zu den Autoren zählen Pfarrerinnen und Pfarrer, Diakone, Theologie-Studierende und andere Kirchenaktive. »Für jeden Tag konnte ich jemanden gewinnen«, freut sich Jana Beyer. »Ich bin selbst schon gespannt«, gesteht sie. Im vergangenen Jahr kam die Aktion gut an. »Wir hatten so um die 300 Abonnenten, jetzt sind es ein paar mehr, mal schauen, wie es dieses Jahr wird.«
Wie kam die Altenpflegerin dazu, den Kalender zu initiieren? »Vor zwei Jahren habe ich mich aus Interesse bei Instagram angemeldet, um die Lebenswelt meiner beiden Töchter etwas besser kennenzulernen«, erläutert sie. »Ich wollte mehr über das wissen, worüber sie reden. Und dann habe ich das einfach einmal ausprobiert.« Zunächst postete sie nur einige Fotos; zur Fastenaktion »Sieben Wochen ohne« veröffentlichte sie täglich Beiträge.
Dann kam der Lockdown im Frühjahr. »Ich merkte, dass die Leute Angst hatten: Da kam etwas Unbekanntes auf uns zu«, sagt sie. Als dann auch der nächste Lockdown über Weihnachten nahte, kam ihr die Idee mit dem Adventskalender. »Ich hatte das Gefühl, dass ich mit meinem Glauben ein wenig Hoffnung geben kann. Aus meinen eigenen schweren Erfahrungen weiß ich: Hoffnung zu haben lohnt sich«, sagt sie. Auf Instagram ging sie gezielt auf Christen in Sachsen zu, um sich zu vernetzen und um einzuladen, Beiträge zu schreiben. »Das klappte so gut, dass ich das wiederholen wollte.« Nicht alle vom letzten Jahr sind dabei, dafür hat sie neue Autorinnen und Autoren gewinnen können. »Es haben sich so viele gefunden, dafür bin ich sehr dankbar«, so die Initiatorin. Pfarrer Sebastian Schirmer aus Hainichen hat ihr zudem ein Werbe-Banner für ihre Aktion gestaltet. Eine ihrer Töchter schreibt ebenfalls einen Beitrag für den Kalender, die andere unterstützt sie beim Layout.
Der Bedarf an täglicher Hoffnung dürfte auch dieses Jahr groß sein: »Die Leute haben wieder Angst, denn die Pandemie scheint immer unbeherrschbarer, trotz der Impfungen. Die Leute sind auch so zerrissen, was das Impfen betrifft – und ich kann die verschiedenen Ängste verstehen«, so Beyer. In dem Altenpflegeheim, in dem sie arbeitet, seien Menschen mit und an Corona gestorben, wenn auch nicht in ihrem Pflegebereich. »Natürlich ist das Leben endlich, gerade im Pflegeheim wird man oft damit konfrontiert. Aber während der Corona-Zeit sterben die Menschen viel einsamer. Es kann niemand ohne Anmeldung vorbeikommen, um einige Stunden mit seinem Angehörigen zu verbringen, seiner Mutti oder seinem Vati das Essen zu reichen oder mit der Tischgemeinschaft zu reden, wie es sonst der Fall war. Wir können nach wie vor leider nur begrenzt Besuch in die Heime lassen.« Zudem sei der Dienst noch anstrengender geworden. »Pflegekräfte sind uns weggebrochen«, so Jana Beyer. Die Pflege brauche mehr Personal und bessere Arbeitsbedingungen, so gut Bonuszahlungen auch seien. »Damit man länger durchhält und auch mit Freude wieder an die Arbeit geht.« Für sie sei es mit ihrem Glauben etwas einfacher, sagt sie. »Denn ich weiß, wofür ich letztendlich arbeite.«
Der Wunsch, anderen Licht und Hoffnung zu schenken, geht auf ihre eigene Erfahrung zurück. Als kleines Kind war sie oft krank. »Ich habe einen großen Teil meiner Vorschulzeit in Krankenhäusern verbracht«, erinnert sie sich. Zu DDR-Zeiten Anfang der 70er-Jahre hieß das, wochenlang getrennt von ihren Eltern zu sein. »Es gab Besuch zwei Mal die Woche und wenn man Pech hatte, nur durch die Scheibe.« Dieses lange Abgeschnittensein von ihrer Familie und die Trostlosigkeit des strengen und wenig liebevollen Klinikalltags hinterließen tiefe Spuren in ihrer Seele. »Die daraus folgenden Depressionen im Jugendalter habe ich später Gott sei Dank überwunden.« Als junge Erwachsene starb sie beinahe an einer Herzmuskelentzündung. »Als ich so auf dieser Pritsche in der Rettungsstelle lag, dachte ich: Was wird dann, wenn du das hier nicht überlebst? Da fiel mir ein: Da war doch noch was!« Zwar sei sie immer zur Christenlehre gegangen und habe sich konfirmieren lassen, doch die eigentliche, tiefere Bedeutung des Glaubens wurde ihr erst in dieser Situation klar. »Es hat mir Halt gegeben, sagen zu können: Wenn ich jetzt sterbe, ist dann ist das kein Problem. Dann kann ich zu Gott. Jemand ist da, der mich auffängt. Da ist nicht alles zu Ende.« Dieses Hoffnung-haben, dieses Halt-finden habe ihr Leben grundlegend verändert, sagt Jana Beyer. »Da ist jemand, der auch dann da ist, wenn es mir richtig schlecht geht. Diese Erfahrung möchte ich weitergeben.«
Durch Instagram habe sie aber auch gesehen, wie vielfältig Glaube sein kann. Hier sei es wichtig, zu verstehen, dass man als Mensch nicht das Recht habe, anderen Menschen ihren Glauben abzusprechen oder zu sagen: »Du glaubst etwas Falsches«, so Jana Beyer. »Niemand von uns ist in der Lage, unseren Gott so festzuschreiben, dass man sagen könne, nur die evangelischen Christen, die katholischen Christen oder die auf eine ganz bestimmte Art und Weise glauben, sind hier richtig.«
Infos: www.instagram.com/hoffnung_im_ advent
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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