Wohlfühlheizung für alte Kunst
Die Meißener Frauenkirche wird saniert – mit modernsten Techniken
Kein Regen mehr rein, kein Grundwasser mehr durch. Dieses Ziel soll bei der rund 1,66 Millionen Euro teuren Sanierung der Meißener Frauenkirche erreicht werden. Voraussichtlich bis Ende des Jahres bleibt der über 800 Jahre alte Sakralbau am Markt deshalb für Gottesdienstbesucher und Gäste geschlossen. An mehreren Stellen werden neuartige Werkstoffe und modernste Technik eingebaut.
Traditionell gehen die Handwerker ganz oben vor: Das Dach wird neu gedeckt, mit roten Biberschwanzziegeln, jene historische Art, welche die Dachlandschaft der Meißener Altstadt prägt. Auch etliche der verfaulten Balken des Dachstuhls mussten erneuert werden, wie Jürgen Singer erläutert. Der 52-jährige Architekt mit Büro in Dresden wohnt in Meißen, gehört zur Kirchgemeinde und leitet Sanierung und Umbau.
Er deutet auf dunkelgraue Verstrebungen, die zwischen den Balken verlaufen. Dunkelgraue Kohlefaserbänder, ummantelt mit Schaumgummi, sichern das Gebälk. Für einen Kirchendachstuhl eine Weltneuheit. Erfunden hat sie Olaf Kempe, Professor für Baukonstruktion und Holzbau an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden (HTW). Sie halten den Eingriff in die denkmalgeschützten Mauern ganz gering.
Am Turm werden die Gerüste noch bis Herbst stehen bleiben müssen. »Für seine Sanierung sind noch statische Untersuchungen nötig«, sagt Jürgen Singer.
Außen, an der Südostseite der Kirche, kann es für unachtsame Besucher gefährlich werden. Gleich hinter dem Portal führt die Treppe steil nach unten. »Dass hier noch niemand gestürzt ist, grenzt an ein Wunder«, sagt Singer. Dieser »neuralgische Punkt« soll beim Umbau entschärft werden. Mit einer Art Podest, das bis zu einem Windfang reicht. »Erst dahinter soll es nach unten gehen auf das Niveau des Kirchenraums.«
An »diskreter Stelle« ist eine Toilette vorgesehen – eine Neuheit für die Meißener Frauenkirche. Über Details muss noch mit den Archäologen verhandelt werden. Sie haben bei der Sanierung gewichtiges Mitspracherecht. Draußen neben den Fundamenten, die gegen Feuchtigkeit abgedichtet wurden, sind sie bei ihren Grabungen auf Reste des alten Friedhofs gestoßen und auf einen Anbau, ein Betstübchen, von dessen Existenz bisher niemand wusste.
Innen liegt der sandige Boden unter dem Kirchenschiff bloß. Was von den wertvollen Einrichtungsgegenständen sich entfernen ließ, liegt ausgelagert im Dom. Altar, Kanzel und Orgel sind in graphitgraue Planen gehüllt.
Unter dem Putz der Wände verläuft inzwischen eine Art Fußbodenheizung. Die gehört zum Modernsten, was es derzeit gibt, wie Jürgen Singer sagt. Die starken Temperaturschwankungen herkömmlicher Warmluftheizungen sind schlecht für die jahrhundertealten Kunstgegenstände aus Holz. Die neue Anlage schont sie, indem sie eine Grundtemperatur schafft, die nur leicht erhöht werden muss.
Einmalig auf der Welt für eine Kirche soll auch die neue Orgel in der Frauenkirche werden: mit einem Register aus Meißener Porzellan. Schon seit Monaten sammelt die Gemeinde Geld. Erklingen soll sie frühestens 2016.
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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