Die EKD will ein eigenes Rettungsschiff ins Mittelmeer schicken. Das ist zunächst einmal eine richtige Initiative: Denn es darf nicht sein, dass Tag für Tag Menschen im Mittelmeer ertrinken. Die Weltgemeinschaft darf hier nicht wegsehen, und wenn es keine staatliche Rettungsmission wie »Sophia« mehr gibt, müssen eben zivilgesellschaftliche Organisationen einspringen.
Aber ist die Kirche dafür der richtige Akteur? Mit der Gründung des Trägervereins hat Heinrich Bedford-Strohm diese Frage zumindest etwas abgeräumt: Denn die Kirche wird nicht selbst als Reeder in die Bresche springen. Immerhin aber sind Deutschlands Protestanten über diverse kirchliche Bündnisse weltweit vernetzt – und gerade in der Flüchtlingsarbeit hat sich die Zusammenarbeit der EKD mit lutherischen Christen in Italien oder Malta auch schon sehr bewährt.
Doch in erster Linie bleibt die Seenotrettung staatliche Aufgabe. Es braucht eine Nachfolgemission für die Mission Sophia. Und: Es müssen die Ursachen bekämpft werden, die Menschen dazu bringen, den gefahrvollen Weg über das Mittelmeer anzutreten. Es braucht konkrete Maßnahmen, um die Lage in Libyen zu stabiliseren. Nur ein direktes Eingreifen der weltweiten Staatengemeinschaft wird dazu führen, dass in dem nordafrikanischen Land keine Flüchtlinge mehr in Lagern festgehalten werden. Genau wie man nur mit einem Einwanderungsgesetz und konkreten Resettlement-Programmen verhindern können wird, dass immer wieder Menschen auf dem Pickup durch die Sahara und auf dem Schlauchboot auf dem Mittelmeer ihr Leben in Gefahr bringen. Denn dass Tag für Tag neue Flüchtlingsboote in See stechen, wird kein Rettungsschiff verhindern können.
DER SONNTAG, Nr. 38 | 22.9.2019
Seenotrettung
- Mitarbeiter/innen (m/w/d) Ökumenische Sozialstation Leipzig
- Ökumenische Sozialstation Leipzig e. V.
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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