Wie der Krieg nach Lugau kam
Erster Weltkrieg und Reformation bringt Wolfgang Frech in einer Schau zusammen
Lugau, Reformation und Weltkriege haben auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam. Doch in dem jetzt gestarteten Projekt unter dem Motto »Glaube – Bildung – Freiheit« will Ausstellungsmacher Wolfgang Frech, aktives Gemeindeglied. Landessynodaler und Heimatforscher, die historische Dimension der Reformation an Ereignissen der jüngeren Geschichte verdeutlichen. Ziel des 59-Jährigen ist es, den Widerstreit erlebbar zu machen, in dem Kirche für ihn immer gelebt hat, und die er in zwei Bibelzitaten umreißt: »Zur Freiheit hat uns Christus befreit« (Galater 5, 1) und »Jedermann sei untertan der Obrigkeit« (Römer 13, 1). Das Spannungsfeld dieser widerstreitenden Gebote zeigt sich für ihn im 20. Jahrhundert geradezu exemplarisch. Frech: »Zur Zeit des Ersten Weltkrieges war die Obrigkeitshörigkeit dominierend, in den 1980er Jahren hingegen die Freiheit.« In Ausstellungen, Gottesdiensten und Andachten wird in den kommenden vierzehn Monaten der Bogen zwischen Kriegsgeschrei beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges und Freiheitsgedanken im Vorfeld der Friedlichen Revolution gespannt. Höhepunkt ist das Jubiläum 475 Jahre Reformation in Lugau und Umgebung 2015.
In der aktuellen Ausstellung unter dem Titel »Kriegsgeschrei in unserem Ort: Der Erste Weltkrieg« verknüpft Wolfgang Frech Lokalereignisse mit dem Weltgeschehen. Den Einstieg bildet der Wandel von der allgemeinen Euphorie 1914 über das Herunterspielen des menschlichen Leids in verharmlosenden Feldpostkarten bis zur Verarbeitung der Schrecknisse in Erich Maria Remarques Buch »Im Westen nichts Neues«. Mit Zeitungsausschnitten vom Sommer 1914 wird verdeutlicht, wie die Tragweite des Geschehens lokal zunächst unterschätzt wurde. Das Attentat von Sarajevo scheint weit weg zu sein, als am 30. Juni 1914 über das 25-jährige Jubiläum des örtlichen Militärvereins berichtet wird. Doch schon am 10. August ist der Krieg mitten in Lugau angekommen: Der Ort hat mit Emil Arthur Korb den ersten Gefallenen zu beklagen. Die Nachricht über seinen Tod ist die erste von insgesamt 42 Todesanzeigen von Gefallenen allein im Jahr 1914.
Diese persönlichen Schicksale sind der bewegendste Teil der Ausstellung. Bis Kriegsende fallen 262 Lugauer. Wolfgang Frech sagt: »Wichtig ist mir nicht die methodische Trennung der Ereignisse. Ich will Denkanstöße geben.«
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna