Fantasie für den Frieden
Friedenssuche: 200 friedensbewegte Christen suchten beim Pax Christi-Friedenskongress in Leipzig Perspektiven für eine Welt ohne Gewalt. Mit Impulsen und Kunst sollte der Frieden vorbereitet werden.Über 50 Kriege und mehr als 200 Krisenherde beherrschen das Weltgeschehen. Da mutet das Motto des Friedenskongresses von Pax Christi am vergangenen Wochenende in Leipzig unter dem Motto »… und sie erlernen nicht mehr den Krieg (Jes. 2,4) – Perspektiven für eine Welt ohne Gewalt« geradezu utopisch an. Seit 75 Jahren steht die internationale katholische Friedensorganisation für aktive Gewaltfreiheit und setzt sich für Versöhnung ein. »In respektvollem Umgang miteinander sehen wir die Unterschiedlichkeiten in der Herangehensweise zur Lösung von Konflikten. Aus diesen Unterschiedlichkeiten heraus formulieren wir Handlungsoptionen, immer in dem Wissen, dass wir den Frieden vorbereiten müssen«, so Bundesvorstand Gerald König in seiner Begrüßungsrede. Dabei sei Leipzig als Schauplatz der Friedlichen Revolution der ideale Ort für das Zusammenkommen: Beim Friedensgebet in der Nikolaikirche wurde einmal mehr deutlich, dass man mit einer Kerze in der Hand keine Waffe halten kann.
In Workshops ging es um Rohstoffausbeutung, Flüchtlingspolitik, den Nahost-Konflikt oder Waffenexporte. Graffiti-Künstler illustrierten die Zukunftsfragen des Friedens an Bauzäunen auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz. Schauspieler der »Improvisionäre« brachten sie zeitgleich unter die Teilnehmenden und Passanten.
Beherrschendes Thema war der Krieg gegen die Ukraine: »Sicherheiten auch in der Friedensbewegung sind zerbrochen«, so der Mainzer Bischof und Pax Christi-Präsident Peter Kohlgraf. Dennoch bleibe die Friedensperspektive wichtig. »Wir brauchen dringend Visionen für eine Welt nach dem Krieg«, so Kohlgraf. Dabei sieht er gerade im Gebet eine starke Motivation für Versöhnungsarbeit: »Betende Menschen stellen wichtige und notwendige Fragen gegenüber einer Politik und einer Öffentlichkeit, die allein in kriegerischer und militärischer Rhetorik eine Lösung gegebener Probleme sucht.« Einhellige Meinung beim Friedenskongress: Dieser Krieg kann nicht mit Waffen beendet werden. »Ich glaube, dass die Ukraine ein Recht auf Selbstverteidigung hat und dass die Waffenlieferungen am Anfang legitim waren. Aber überall gibt es eine rote Linie. Die ist für mich überschritten, wo Kampfjets und Waffen mit hoher Reichweite geliefert werden, mit denen auch das russische Territorium angegriffen werden könnte«, so Gerold König. Es brauche nun Menschen, die sich wieder versöhnend die Hand reichen: »Versöhnung entsteht, wenn Menschen aufeinander zugehen. Es müssen Verhandlungen geführt werden«. Die Friedensbewegung sehe sich da auch dem Evangelium verpflichtet: »Jesus hat Gewaltfreiheit vorgelebt. Das endete am Kreuz. Aber er ist auch auferstanden.«
Einblicke in die polnische Perspektive gab Robert Zurek, Vorstand der Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung: »Das Werk der Versöhnung braucht Zeit – mehr als 75 Jahre. Es gibt immer noch viele Vorurteile zwischen Deutschen und Polen. Da leistet Pax Christi wertvolle Versöhnungsarbeit, die unbedingt fortgesetzt werden muss.«
Argumente im Diskurs über Waffenlieferungen suchte Hiltrud Schmitz aus Viersen beim Friedenskongress: »Ich bin letztes Jahr aus der Kirche ausgetreten, weil ich den Umgang mit Missbrauch nicht mehr mittragen kann. Bei Pax Christi engagiere ich mich weiterhin, weil ich mich hier über Friedensethik austauschen kann.« Monika Bossung-Winkler aus dem Bistum Speyer beschäftigte vor allem die Rolle von Frauen in Friedensfragen: »Frauen sind in kriegerischen Konflikten die ersten Opfer. Wenn wir sie stärken und aus der Opferrolle herausholen, können sie mit weiblichen Eigenschaften, wie Gesprächsbereitschaft, Organisationsgabe, Verhandlungsgeschick und ohne das männliche Geltungsbedürfnis, viel im Friedensprozess bewegen.«
Friedensforschung werde aus der Grundannahme betrieben: Es gibt immer eine Perspektive für Frieden, auch wenn man sie noch nicht sieht, sagte die Konfliktforscherin Hanne-Margret Birckenbach in ihrem Vortrag. »Russland ist für den Krieg verantwortlich, aber viele andere sind es für den Ausweg. Wir müssen Russland zum Frieden ermutigen, nicht bekämpfen.« Und das gehe nur in der Begegnung.
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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