»Die Reformation trocknet aus«
Drei Wochen lang waren acht Jugendliche aus Papua-Neuguinea zu Gast bei Jugendlichen in Sachsen. Sie besuchten Luthers Wirkungsstätten – und begegneten viel Unglauben.Fragt man Joe Kotabu, was ihn am meisten beeindruckt hat bei seinem Besuch in Deutschland, dann erzählt er von der Lutherstadt Wittenberg. »Es war sehr eindrücklich für mich zu sehen, wo und wie Martin Luther gelebt hat«, sagt der 24-jährige Student. Er ist einer der acht jungen Christen aus dem Kirchenbezirk City Circuit Lae in Papua-Neuguinea, der lutherischen Partnerkirche der sächsischen Landeskirche, die für drei Wochen zu Besuch im Kirchenbezirk Freiberg waren. Und wer als lutherischer Christ von soweit her ins Mutterland der Reformation reist, will auch zu deren Wurzeln. Doch um diese Wurzeln scheint es schlecht bestellt, wenn man Samuel Sesiguoc (27) zuhört. »Die Reformation trocknet aus«, ist sein Eindruck. Samuel ist der Leiter der Reisegruppe. Nicht nur dass es sie gekränkt hat, wenn sie nach ihrem Wissen über Martin Luther gefragt wurde. Da kennen sie sich genau so oder sogar besser aus als deutsche Jugendliche. »Im Konfirmandenunterricht lernen auch wir Luthers Kleinen Katechismus«, sagt Samuel. Und ergänzt: »Unsere Pfarrer unterrichten in den Kirchgemeinden Kirchengeschichte; da wird auch darüber gesprochen: Wer ist Luther, was ist Wittenberg.«
»Luther hat einst große Arbeit geleistet«, sagt Samuel. Doch heute seien nur noch etwa 7 Prozent der Wittenberger Lutheraner. »Wir alle müssen da noch viel Arbeit leisten – in Deutschland wie in Papua-Neuguinea«, sagt er. Und er versichert: »Wir beten dafür.«
Füreinander beten, die Mitmenschen auf ihren Glauben ansprechen, das ist für die Christen aus der Südsee selbstverständlich. Auch in den Gastfamilien, bei denen sie während des dreiwöchigen Besuches lebten.
Das führte zuweilen auch zu Verunsicherungen. Bei den einheimischen Freunden von Hanjo Höppner zum Beispiel. Er leistet gerade seinen Bundesfreiwilligendienst im Freiberger Dom und hatte auch einen der Gäste aufgenommen. Ihn hat am meisten die Lebensfreude und Gelassenheit der jungen Christen aus dem fernen Land beeindruckt. Und eben, dass sie so offen über ihren Glauben sprechen. Und noch etwas hat ihn beeindruckt: »Sie kommen aus einer fremden Kultur und haben unglaublich viel Vertrauen mitgebracht.«
Doch das beruhte wohl auf Gegenseitigkeit, wie Aileen Patari erzählt. Die 18-Jährige war noch nie so lange und so weit von zuhause weg. »Ich hatte am Anfang Angst vor Heimweh«, gesteht sie. Doch in Sachsen habe sie eine »ganz warme Atmosphäre getroffen«. Menschen, die sie angenommen haben, ihr wie eine Familie geworden sind. Nur mit dem Essen war es schwierig. Das ist allen anfangs schwer bekommen. »Wir essen zuhause nur natürliche Dinge aus dem Garten und vom Markt«, sagt Samuel. »Hier gibt es viel industriell hergestelltes Essen.« Doch inzwischen schmeckt ihnen auch Pasta – und das Bauchgrimmen hat sich gelegt.
Für Heike Gruhlke von der Evangelischen Jugend Freiberg war das Prägende der drei Wochen, dass die Jugendlichen miteinander ihr Leben geteilt und voneinander gelernt haben. Sie haben in Workshops über die Probleme der Einen Welt miteinander gesprochen und sie haben Gottesdienste miteinander und mit sächsischen Kirchgemeinden gefeiert – und sich gewundert, dass in den Kirchen oft die Jugend fehlt. Nächstes Jahr wird es eine Rückbegegnung in Papua-Neuguinea geben.
Impressionen Frühjahrssynode 2024
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
Zum Vergrößern hier klicken.
Weitere Impressionen finden Sie hier.