
Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.
Micha 6, Vers 8
Unter den Blinden ist der Einäugige König. So antwortete mir ein guter Freund, als ich ihn fragte, wie es ihm in seiner ersten Pfarrstelle gehe. Noch sei er nicht sicher, wie er die Menschen auf dem Land wirklich erreiche. Gleichwohl akzeptiere man ihn – er sei schließlich studierter Theologe.
Irgendwie kenne ich das auch. Oft habe ich mehr Fragen als Antworten und schweige nachdenklich, wo ich längst geredet haben müsste. Unter Gleichgesinnten rede ich dann. Und wähne mich sicher, als gebildeter Christ Teil einer moralisch etablierten Gemeinschaft zu sein. Doch ist das nicht eine falsche Sicherheit? Angesichts der politischen Stimmungslage und der schwindenden Reichweite vieler Kirchgemeinden? Denn viele Menschen erleben sich zunehmend ungehört, unverbunden, selbst nicht mehr als wirksam. Und es wäre fatal, ihren Schrei nach Antwort empört in die Echokammern gewohnter Schubladen zu verbannen.
Der Prophet Micha richtete seine Kritik vor allem an eine Oberschicht, die ihre »feinen Unterschiede« nur allzu gut mit dem Wort Gottes zu verbinden wusste. Diesem geschliffenen Amalgam entzieht sich Gott: Der Zion, vertrauter Ort seiner Gegenwart, soll gepflügt werden – ohne dass damit Gottes Geschichte mit seinem Volk zu Ende ginge! Denn wer demütig erkennt, dass wir alle Gottes Gnade bedürfen; wer sich daraufhin neu ausrichtet und seine Mitmenschen als geliebte Geschöpfe ansieht, der wird Gott selbst begegnen und sein Wort auch für andere erfahrbar werden lassen. Aller drohenden Umbrüche zum Trotz. Damals wie heute. Cornelius Reime
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna