Die Kirche tut nicht, was Jesus eigentlich wollte. Eine beträchtliche Gruppe von Menschen nennt das als Grund dafür, über einen Kirchenaustritt nachzudenken. Das jedenfalls legt eine Studie nahe, die die Evangelische Kirche von Westfalen kürzlich veröffentlicht hat. Aber ist das so? Tut die Kirche wirklich nicht, was Jesus wollte? Eine ehrliche Antwort darauf muss heißen: Jein. Ja, wir tun es, denn es gibt unendlich viel Gutes, was in der Kirche und im Namen der Kirche geschieht. Aber eben auch: Nein, denn die Kirche ist nun einmal eine Versammlung von Menschen; eine Gemeinschaft von Sündern; ein corpus permixtum, ein »durchmischter Körper« aus Guten und Bösen, wie Augustinus schrieb. Da kommen Menschen zusammen, die ihre Schwächen und ihr Unvermögen mitbringen und damit Jesus nachfolgen wollen – so gut sie eben können; und sie können nicht immer.
Es stimmt also: Die Kirche tut manchmal nicht, was Jesus wollte. Oder, besser gesagt: Die Menschen in der Kirche tun das manchmal nicht. Das aber kann eigentlich kein Grund sein, der Kirche den Rücken zuzuwenden. Immerhin ist die Gemeinschaft der Jüngerinnen und Jünger der Ort, an den Jesus seinen Heiligen Geist gesandt hat. Die Menschen, die sich dort versammeln, sind Kirche – auch wenn sie manchmal Falsches tun. Übrigens: Nicht geäußert hat sich Jesus zum Thema Homosexualität oder Frauen im Pfarramt – zumindest wissen wir davon nichts. Ebenfalls stumm blieb er zu einem politischen Engagement der Kirche, zu Rettungsschiffen im Mittelmeer oder zum Einsatz für den Klimaschutz. Weil sich diese Fragen aber heute stellen, bleibt uns nichts anderes übrig, als darüber zu reden und zu streiten, was denn wohl in Jesu Sinn wäre. Auch das ist eine Aufgabe von Kirche.
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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