Wie sehr uns etwas fehlt, erkennen wir häufig erst dann, wenn es zurückkehrt. Zum Beispiel die Sonne: Sie fehlt uns in den dunklen Wintermonaten. Wenn durch die Netzhaut unserer Augen nicht mehr genug Sonnenlicht einfällt, schüttet unser Körper vermehrt das Hormon Melatonin aus. Das macht träge und schläfrig, im Extremfall sogar depressiv. Alles wird mühsamer im ständigen Zwielicht der Wintertage.
Kehrt aber jetzt im Frühjahr die Sonne allmählich zurück, dann reagieren Sensoren in unseren Körpern auf die Wellen des Lichts. Weniger Schlafhormone kreisen in unserem Blut; wir fühlen uns wacher, motivierter, lebendiger. Und wie uns Menschen geht es Tieren und Pflanzen, die sich mit zunehmendem Licht erneut in den Kreislauf des Lebens stürzen.
Die nüchternen Daten der Wissenschaft belegen, was Menschen eigentlich immer schon wussten: Sonne ist Leben. Darum wurde die Sonne wahrscheinlich seit Anbeginn der Menschheit als göttlich verehrt. Auch das Alte Testament kennt diesen Lobpreis der Sonne, aber im Unterschied zu den Nachbarreligionen wird in der alttestamentlichen Theologie durch die Jahrhunderte immer klarer: Nicht die Sonne selbst ist göttlich; vielmehr ist sie ein Geschöpf des einen Gottes, des Schöpfers der Welt.
Wer an Gott glaubt, sieht in den ersten wärmenden Sonnenstrahlen einen Zauber, ein Bild für Gottes Gnade und seine liebevolle Zuwendung, die uns schenkt, was wir zum Leben brauchen. Und wer weiß: Vielleicht steckt noch etwas in uns vom Wissen des uralten Kampfes des Lichts gegen die Chaosmächte der Finsternis. Warum sonst juckt es uns in den Fingern, mit dem großen Frühjahrsputz zu beginnen, sobald die Frühlingssonne ihre schrägen Strahlen in die dunklen Ecken unserer Wohnungen schickt?
- Mitarbeiter/innen (m/w/d) Ökumenische Sozialstation Leipzig
- Ökumenische Sozialstation Leipzig e. V.
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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