Weihnachten auf neuen Wegen
Kantor Matthias Dorschel hält mit seiner Familie derzeit die Oschatzer Kirchenmusik am LebenCorona – Kirchenmusik – Katastrophe: so könnte man derzeit beim Blick auf die täglichen Nachrichten leichthin denken. Konzerte, Christvespern und die festliche Musik zur Weihnachtszeit finden nicht wie gewohnt statt. Da könnte man nicht nur als Kirchgemeindemitglied, sondern auch als Kantorin oder Kantor schnell verzweifeln.
Dass es auch anders geht, zeigt Matthias Dorschel aus Oschatz. Er konzentriert sich darauf, dasjenige kreativ zu gestalten, was noch möglich ist. Dafür nutzt er vielfältige und nicht nur digitale Wege. »Natürlich würde ich lieber meine normale Arbeit machen, das heißt Musik live mit Leuten in der Kirche«, sagt der Oschatzer Kantor, der sonst bei Konzerten in der St. Aegidienkirche volle Plätze gewohnt ist, »aber das geht derzeit nun mal nicht«. Deshalb hält er auf andere Weise mit der Gemeinde Kontakt. Seinen Chorsängern schickt er Lieder mit einzeln gesungenen Satzstimmen aufs Handy, damit sie zu Hause üben können.
Einmal in der Woche singt er mit Menschen am Telefon Weihnachtslieder. In seinem Kirchenmusik-Podcast liefert er originelle Hörbeiträge, die schon mal eine Brücke von Matthias Claudius zu Donald Duck schlagen, vertieft aber auch einfach Gedanken, die ihm am Herzen liegen. Zentrale Schaltstelle für Dorschels Aktivitäten ist die Homepage der dieses Jahr neu gebildeten Kirchgemeinde Oschatzer Land, die passenderweise gerade frisch überarbeitet wurde, um das kirchliche Leben im ländlichen Raum um Oschatz abzubilden. Dort öffnet sich in einem Online-Adventskalender jeden Tag ein musikalisches Türchen, und es gibt auch einen Kalender für die Kinder.
Die verbliebenen Möglichkeiten für Livemusik nutzt Matthias Dorschel konsequent. Den Gottesdienst zur Einführung der neuen Kirchvorsteher am ersten Advent gestaltete er mit zwei Kolleginnen auf für die Kirchenmusik ungewöhnlichen Instrumenten wie dem Xylophon. Die Adventsbläser schwärmten diesmal in kleinen Gruppen aus.
Bei seinem eigenen Einsatz vor einem Oschatzer Pflegeheim kam gleich die ganze Familie Dorschel mit. Die drei Kinder lauschten den von den Eltern auf Tuba und Trompete geblasenen Weisen, die den Alten die traditionelle Adventsmusik vor die Haustür brachten. »Uns ist es wichtig, dass Kirche in der Weihnachtszeit nicht nur durch ausfallende Veranstaltungen sichtbar ist«, erläutert Matthias Dorschel sein Anliegen.
Seine Frau Katja pflichtet ihm bei: »Wir brauchten einfach den Perspektivwechsel auf das Positive.« Sie ist in Oschatz Gemeindepädagogin und hat für die Vorschulkinder »Gertrud TV« erfunden. Darin erzählt ein Schaf als Handpuppe Geschichten rund um die Kirche und verkürzt den Kindern damit liebevoll das Warten auf Weihnachten.
Aber auch an die älteren Menschen, die kein Internet haben, ist gedacht. Mit der Aktion »Weihnachtskarten gegen die Einsamkeit« werden die Senioren der Gemeinde gegrüßt. Matthias Dorschel betont, dass es in diesem Jahr ganz besonders um Erwartungen geht. »Der Advent ist ja eine Zeit des Wartens. Dass unsere Erwartungen diesmal vielleicht enttäuscht werden, müssen wir aushalten. Aber die Freiräume schaffen auch Platz für Stille. Wir können im Hier und Jetzt leben und die Stille genießen, sie vielleicht auch zuhause mit einem Weihnachtslied füllen«. In Oschatz haben seine Frau und er den Boden dafür bereitet.
Am 24. Dezember lädt die Gemeinde von 15 bis 18 Uhr in die St. Aegidienkirche ein, alle 30 Minuten gibt es Musik und Lesung.
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