
Abtreibung. Atomwaffen. Klima. Wenn es um Grundfragen des menschlichen Lebens geht, schlagen die Wogen hoch. Dann heißt es schnell: Das hat mit Christsein nichts mehr zu tun. Irgendwann wird dann der »Status confessionis« ausgerufen, der Bekenntnisfall. Das ist die Rote Linie, die nicht überschritten werden darf, ohne dass das christliche Bekenntnis verraten würde.
Der Segen, den der russische Patriarch Kyrill dem Angriff Putins auf die Ukraine erteilt, wird derzeit von den allermeisten Kirchen als Rote Linie angesehen – völlig zu Recht. Nur sollte man die Rote Linie nicht ständig und überall ziehen. Sonst spielt man mit dem Feuer. Abtreibung. Klima. Familie. Krieg. Geschlechtliche Identität. Natürlich sind das wichtige Fragen. Und der engagierte Einsatz dafür erfolgt stets in bester Absicht. Aber darf ich eine abweichende Haltung dazu mit dem Bann belegen: Das hat mit Christsein nichts mehr zu tun? Ein falsches Verhalten wird nicht dadurch richtiger, dass es in guter Absicht geschieht. Heilige Krieger waren ja immer in bester Absicht unterwegs, auf ihren Schlachtfeldern, zu allen Zeiten, in allen Kulturen. Wenn ich dem Anderen das Christsein abspreche – was sagt das über mich? Ich zeige mit dem Finger auf jemanden – und gleichzeitig weisen an derselben Hand drei Finger auf mich zurück. Vielleicht bin ich es ja, der in so einem Moment nicht versteht, was Christsein bedeutet.
Die Kirche ist nicht nur die Gemeinschaft der Heiligen, sie ist auch die Gemeinschaft der Sünderinnen und Sünder. Vielleicht hilft dieser Gedanke, den Anderen zu ertragen, wenn er oder sie mal wieder komplett anders tickt als ich. Wenn ich immer nur aussortiere; ene, mene, muh … dann wird es irgendwann sehr, sehr einsam in der Kirche.
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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