In der Ukraine konkurrieren zwei große orthodoxe Kirchen miteinander. Der russische Angriffskrieg hat auch Einfluss auf das Leben der Gläubigen im Land. Warum Selenskyjs Politik der spirituellen Unabhängigkeit eine heikle Gratwanderung ist.
Symbolträchtig: Die Uspenski-Kathedrale des Höhlenklosters Lawra Petschersk am Westufer des Dnepr in Kiew, das zum Sitz einer ukrainischen Nationalkirche werden könnte. Ein Weg, den die Orthodoxe Kirche der Ukraine (OKU) mithilfe staatlicher Unterstützung anstrebt. ©
commons.wikimedia.org/Igor Derevyagin
Mitten im Krieg Russlands gegen die Ukraine erinnerte Präsident Wolodymyr Selenskyj seine Landleute an ein prägendes historisches Ereignis: Am 1. Dezember 1991 stimmten über 92 Prozent dem Unabhängigkeitsreferendum zu. Es legte den Grundstein für die Eigenstaatlichkeit des Landes und besiegelte das Ende des Imperiums, so Selenskyj. Die vollständige Souveränität wolle er weiterhin sicherstellen, ganz besonders die spirituelle Unabhängigkeit der Ukraine. Dazu müssten Bedingungen geschaffen werden, die die Einflussmöglichkeiten Moskau-abhängiger Akteure kappten. Die Rede zielte ganz konkret auf religiöse Zirkel – und beinhaltete ein Maßnahmenpaket, das die religiöse Landschaft der Ukraine in noch nicht vollständig absehbarer Weise tangieren wird.
In der Ukraine