Pastor in Lebensgefahr
Khurram Gill aus Pakistan hilft in der Johanneskirchgemeinde Meißen – nun droht AbschiebungKhurram Gills Schicksal hängt an einem seidenen Faden. Der 42-jährige Pakistaner arbeitet auf dem Friedhof der Johanneskirchgemeinde Meißen, organisiert den Alpha-Kurs mit und hilft Pfarrerin Renate Henke im Gottesdienst beim Ausspenden des Abendmahls. Sein Asylantrag indes ist abgelehnt, die Behörden des Landkreises wollen ihn abschieben.
Die Rückkehr in sein Herkunftsland allerdings wäre verhängnisvoll für ihn, warnt der SPD-Landtagsabgeordnete Frank Richter, der sich in Meißen um ihn kümmert. Khurram Gill gehört nicht nur zur christlichen Minderheit (1,6 Prozent) in dem Land mit mehr als 96 Prozent Muslimen. Er ist überdies ordinierter Pastor der evangelischen Church of Pakistan. »Als solcher bekennt er sich offensiv zum Christentum und ist damit akut bedroht durch die Blasphemiegesetze in dieser Islamischen Republik«, sagt Frank Richter.
Vor reichlich zwei Wochen wurde auf deren Grundlage der evangelische Pastor Zafar Bhatti zum Tode verurteilt. Das werde von den Behörden des Landkreises nicht berücksichtigt. Sie beriefen sich auf die Einschätzung, für Christen in Pakistan existiere keine pauschale »Gruppenverfolgung«.
Gegen die Ablehnung des Asylantrags geht Frank Richter mit Hilfe eines Anwalts vor. Die tatsächliche Lage von Khurram Gill hat er Anfang Dezember bei dessen Befragung in der Chemnitzer Regionalstelle des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) dargelegt. Nun warten sie auf den Bescheid. »Unabhängig davon hält das Landratsamt aber an der Ausreisepflichtigkeit fest. Das macht die Situation derzeit besonders dramatisch.«
Zwei Mal sei er in seiner Heimatstadt Lahore von wütenden Muslimen fast zu Tode geprügelt worden, erzählt Khurram Gill. Nach dreijährigem Fernstudium war der gelernte Koch 2012 zum Pastor ordiniert worden. »Mit unserem Team haben wir behinderten Kindern und armen Frauen geholfen, Blut gespendet, für Polio-Impfung gesorgt und Menschen zur Taufe vorbereitet, die sich zum christlichen Glauben bekannten.« Polizei, Sicherheitsdienst hätten sie streng beobachtet, ein Mullah ihm mit dem Tod gedroht.
»Ein befreundeter katholischer Pfarrer hat gesagt, ich müsse das Land verlassen und mir dabei geholfen.« 2016 flüchtete Khurram Gill nach Deutschland und beantragte Asyl.
Während er in einer Gemeinschaftsunterkunft in Riesa lebte, arbeitete er beim Forst, schob Nachtschichten bei McDonalds. Noch immer hilft er mehrere Tage im Monat den Claretiner-Patres im Kloster Marienstern im brandenburgischen Mühlberg an der Elbe. »Ich tue das nicht, um Geld zu verdienen«, betont Khurram Gill. »Gott hat mir immer gute Menschen geschenkt. Für sie möchte ich etwas Gutes tun. Ich brauche nur Schutz.«
Pfarrerin Renate Henke von der Johanneskirchgemeinde ist beeindruckt von seinem Einsatz für die Gemeinde auf dem Friedhof, in der Kirche und beim Glaubenskurs. »Er ist ein Segen für uns«, sagt sie.
Khurram Gill spricht inzwischen recht gut Deutsch. »Ich kenne kaum einen besser integrierten Migranten in Meißen«, sagt Frank Richter. Er lehne Abschiebungen nicht generell ab, betont er. Warum aber ausgerechnet jene abgeschoben werden sollten, die sich aktiv integrierten, begreife er nicht.
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