Klosterleben auf Probe
Bildung und Einkehr: Der Klosterhof St. Afra Meißen lädt zum ersten Klostermonat ein. Erstmals arbeiten die dortigen Bildungseinrichtungen der Landeskirche zusammen. Sankt Afra soll als Lernort und als geistlicher Ort erlebbar sein.
Ab 1539 wurde das Kloster St. Afra in Meißen während der Reformation aufgelöst. Die Mauern, Kapelle und der Klosterhof überdauerten die Jahrhunderte und Nutzungen als Schule und Wirtschaftsräume unter verschiedensten politischen Herrschern. Und nun, gut 480 Jahre später, zieht hier für einen Monat wieder klösterliches Leben ein. Denn vom 18. Februar bis 17. März findet der erste Klostermonat statt.
Diesen organisieren die ansässigen landeskirchlichen Bildungsinstitutionen und Gastgeber des Klosterhofes gemeinsam: das Pastoralkolleg, die Ehrenamtsakademie, das Institut für Seelsorge und Gemeindepraxis (ISG) und das Tagungshaus Meißen. »In der Form ist das neu für uns. Wir sind sehr gespannt, wie der Monat angenommen wird und wie die Zusammenarbeit läuft«, sagt der Rektor des Pastoralkollegs, Heiko Franke. St. Afra auf dem Burgberg solle vor allem als Ort spiritueller Gemeinschaft erlebt werden.
Es wird zwei Schreibwerkstätten geben, die die Evangelische Akademie Sachsen organisiert, kirchenmusikalische Einkehrtage, einen Tageskurs zu Gebetszeiten, eine Predigtwerkstatt, Coaching für Teams, einen Seelsorgekurs für Ehrenamtliche, aber auch »Stille Tage im Kloster« mit einem Gang auf einem Pilgerweg als eine Art »Konvent auf Zeit«, den das Haus der Stille vorbereitet. Zudem stehen im Programm Vorträge über Theodor Fontanes Schreibwelt, die Geschichte der Klöster in Sachsen sowie ein »Impulstag Innovation«, bei dem Antworten auf die Frage gesucht werden: Muss Kirche innovativ sein?
Neben den Kursen und Vorträgen gibt es morgens, mittags und spätabends Tagzeitengebete, die den Tag strukturieren und jeden Morgen die Möglichkeit bieten, Körper und Geist mit Übungen zu wecken. »Ich freue mich, das mal auszuprobieren. Drei Mal am Tag Gebetszeiten für alle«, sagt Mitorganisatorin Kathrin Mette und fragt sich: »Ob die Teilnehmer verschiedener Veranstaltungen in Kontakt zueinander kommen?« Die Pfarrerin für Ehrenamtlichenqualifikation fände es auch schön, wenn Anwohner aus der Nachbarschaft und Meißen zu den Gebetsangeboten kämen.
Mitorganisator Heiko Franke versteht den Klostermonat als Angebot zur inneren Einkehr. Wenngleich das kein reines klösterliches Leben mit Schweigen beinhaltet. »Wir machen kein reines Schweigeangebot. Aber in den Veranstaltungen sind viele Elemente der Stille drin.« Als Theologiestudent war Heiko Franke das erste Mal bei einer Kloster-Auszeit. »Mit so etwas bin ich nicht aufgewachsen. Für mich war das Schweigen das Ungewohnteste.« Das war vor rund 40 Jahren. Inzwischen seien stille Zeiten für evangelische Pfarrerinnen und Pfarrer selbstverständlicher geworden, erklärt er.
Entstanden ist die Idee für den Klostermonat auch in stillen Zeiten während der Corona-Pandemie. Da stand der Klosterhof leer, es parkten auch keine Autos im Innenhof. Der spirituelle Geist dieses Ortes war in der Stille besonders spürbar«, erzählt Kathrin Mette von der Ehrenamtsakademie.
Die Bildungseinrichtungen des Klosterhofes hätten überlegt, wie sie diesen Geist auch in lebhafteren Zeiten wirken lassen und künftig an dem Ort zusammenarbeiten könnten. »Was ändert sich, wenn wir gemeinsam hier sind«, habe die Ausgangsfrage gelautet. Nach und nach habe es viele weitere Fragen zu klären gegeben.
Heiko Franke, Kathrin Mette und weitere Mitstreiter wollten etwas Neues ausprobieren und den Hof nutzen »als das, was er gemäß seines Namens ist, als Klosterhof«, sagt der Pastoralkolleg-Rektor. Und als Lernort weiter profilieren, fügt Kathrin Mette hinzu. Sie findet es wichtig, Neues auszuprobieren und die Traditionen lebendig zu halten. »Wenn man bedenkt, was sich an diesem geschichtsträchtigen Ort seit dem Augustiner-Chorherrenstift nach 1539 alles schon gewandelt hat?«
Den Klostermonat erleben:
Der Anmeldeschluss ist bereits vorbei. Aber die Organisatoren sagen: »Bitte einfach nachfragen!« Bei Interesse an Seminaren oder Tagungen einfach anrufen oder mailen. Auch Tagesgäste seien willkommen. Die Gebetszeiten sind für alle offen. Ebenso kann man ein Zimmer im Klostermonat buchen, eigenen Gedanken oder Projekten nachgehen und die seelsorgerischen und spirituellen Angebote des Klostermonats wahrnehmen. Seelsorger oder Seelsorgerinnen sind auf dem Klosterhof jeden Tag anwesend und ansprechbar. Montags 21.30 Uhr gibt es eine nächtliche Andacht im Meißner Dom, an allen anderen Werktagen finden die Andachten jeweils 8 Uhr, 12 Uhr und 21.30 Uhr in der Barbara-Kapelle statt.
Infos, Anfragen, Kontakt: Telefon (03521) 4706-53 oder -880, E-Mail: klosterhof@evlks.de, www.klosterhof-meissen.de
Teilnehmer: 19
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