Musik ins Land bringen
Evangelische Musikschule: In der Landeskirche entstehen Musikschulen und sollen verstärkt kirchenferne Menschen erreichen. Gerade für ländliche Räume sind dezentrale Angebote wichtig.
Dass eine Musikschülerin die Musikschule leitet, kommt wohl selten vor. Doch es zeugt von der Ausnahmesituation im Geithainer und Rochlitzer Land und dem »gewagten Unterfangen«, wie Geithains Pfarrer Markus Helbig das neue missionarische Projekt nennt: eine christliche Musikschule namens Kreuztonart. Ende September wird sie offiziell an den Start gehen. Und Geertje-Marie Groth wird sie leiten.
Die 29-Jährige mit ihrer aufgeweckten, lockeren Art lebt erst seit einem Monat in Sachsen, wohnt in Wiederau zwischen Rochlitz und Chemnitz. Vorher sei sie mehrere Jahre an einer evangelischen Schule in Baden-Württemberg gewesen und habe deren Musikprofil aufgebaut und viel Chorarbeit gemacht, erzählt sie. Erst in Sachsen hat die junge Frau nun begonnen, Orgelunterricht zu nehmen. Die Königin der Instrumente muss eine Musikschul-Leiterin eigentlich nicht beherrschen. Aber die gebürtige Sachsen-Anhalterin ist zugleich die neue Kantorin für die Kirchgemeinde Königshain-Wiederau. Für diese Arbeit muss die studierte Schulmusikerin noch einmal die Schulbank drücken – und vor allem die Orgelbank.
Die Kombination ihrer Anstellung aus Kantorenstelle und Musikschulleitung zeigt zugleich die Zielrichtung des missionarischen Projekts: als Gemeindemusikschule soll die Einrichtung nah an den Kirchgemeinden bleiben, deren Räume in den Dörfern nutzen und ihre Feste mitgestalten – der größte Unterschied zu sonstigen Musikschulen. Daneben sollen auch evangelische Schulen wie in Seelitz und Lunzenau mit einbezogen werden. »Wir wollen die Musik ins Land bringen, uns von der Kirche her öffnen«, sagt Geertje-Marie Groth. In diesem Zusammenhang erklärt Geertje-Marie Groth den Namen der Musikschule Kreuztonart, geschrieben: #Ton.Art. Das Kreuz stehe nicht nur als musikalisches Vorzeichen und als Zeichen für Christus, sondern als Hashtag auch für etwas Verbindendes.
Obwohl sie geistliche Chormusik liebe, stehe nicht nur christliche Musik auf dem Programm. »Ich bin auch ein großer Fan von weltlicher Musik«, sagt sie, »und das gehört ebenso in die Musikschule.« Schließlich sollen auch kirchenferne Menschen das Angebot der Musikschule nutzen und darüber in Kontakt mit Christen und ihrem Glauben kommen.
Das Interesse am Musizieren sei auf jeden Fall da, sagt Geertje-Marie Groth und verweist auf über 40 Karten mit Musikwünschen, etwa für Gitarre, Schlagzeug, Gesang oder Klavier. Der Unterricht soll im zweiten Schulhalbjahr beginnen. Auch für ein Musicalprojekt »Der verlorene Sohn« in den Herbstferien gebe es schon fast 40 Anmeldungen. »Es gibt hier einen großen Hunger nach Musik«, meint die Leiterin. Das spiegele sich zugleich in der ehrenamtlichen Unterstützung aus den Kirchgemeinden wider.
Finanziert wird das missionarische Projekt vor allem von der Landeskirche Sachsens im Rahmen der »Initiative missionarische Aufbrüche«. Zudem sei es nur durch die Zusammenarbeit der Kirchgemeinde Köngishain-Wiederau mit dem Kirchspiel Geithainer Land möglich gewesen, betont Pfarrer Markus Helbig. »Damit setzen wir einen Plan um, der seit über 15 Jahren auf unserer Wunschliste steht«, ergänzt er.
Vorbilder dafür gibt es schon: Das »goldene Lamm« in Dresden besteht als Arbeitszweig der gleichnamigen Freien evangelischen Gemeinde schon seit 2009. Dort werden über 1000 Schüler durch rund 50 Lehrkräfte unterrichtet. Vergangenes Jahr ist in Dresden die evangelische Musizierschule hinzugekommen. Auch dieses Angebot des Kirchenbezirks Dresden Mitte zielt auf die Kirchgemeinden, deren Räume, Personal und Gemeindeleben.
Konzerttour »Brücken bauen – mit Musik« und Festgottesdienst zur Musikschul-Gründung am 24. September:
11 Uhr: Geithain, Parkplatz EDEKA Kertzscher
13 Uhr: Rochlitz, Parkplatz Leitermann
15.30 Uhr: Döhlen, Kindergarten Apfelbaum
17 Uhr: Lunzenau, Marktplatz vor der Kirche
18:30 Uhr: Festgottesdienst in der Stadtkirche Lunzenau, danach Grußstunde mit Imbiss
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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