Weg zu neuer Energie
Warme Kirchen: Wie werden Kirchen in Zukunft beheizt? Und was hilft beim Energie- und Kostensparen? Immer mehr Kirchgemeinden suchen nach Antworten. Einige gab es beim Praxistag in Schmochtitz.So viel Nachfrage war noch nie. Das Interesse aus Kirchgemeinden an Energiefragen übersteigt die angemieteten Kapazitäten im Bildungsgut Schmochtitz St. Benno bei Bautzen. »Es gibt eine Warteliste«, sagt Antje Fritzsche von der Sächsischen Energieagentur (SAENA). Das liegt zum Teil am Ort, denn die rund 55 Teilnehmer aus ganz Sachsen können im Bildungsgut die Nutzung verschiedener Energieträger aus Sonnenenergie, Erdwärme und Holzpellets ansehen. Es liegt zum Teil auch am Thema, denn das ist beim Praxistag für »Umwelt- und Energiemanagement in sächsischen Kirchgemeinden« immer ähnlich – aber diesmal mit dem Fokus auf Heizungsanlagen sehr aktuell. Was sich aber vor allem verändert hat, sind die Rahmenbedingungen: Denn massiv gestiegene Energiekosten erhöhen den Handlungsdruck auch in Kirchgemeinden.
Die Frage nach der Nutzung von Sonnenenergie treibt dabei viele Kirchgemeinden um. Zwar habe Pfarrer Sebastian Kreß in Hohnstein noch kein konkretes Vorhaben im Blick, aber grundsätzlich sei ihm hierfür die Unterstützung der Landeskirche wichtig, sagt er. Auch Gudrun Döring würde das begrüßen. Als Kirchvorsteherin von Borsdorf-Zweenfurth bei Leipzig habe sie bislang vergeblich versucht, Solaranlagen auf Kirchendächer zu bringen. Gerade wenn das Dach neu gedeckt wird, wie in Zweenfurth oder Althen, wäre es eine passende Gelegenheit. Doch immer habe es Hinderungsgründe gegeben, sagt die Vorsitzende des Bauausschusses. Das Zusammentreffen in so großer Runde zum Praxistag in Schmochtitz sei für sie trotzdem eine Ermutigung.
Der Referent im Landeskirchenamt für Beratung und Seelsorge, Frank del Chin, stellt den Weg der Landeskirche bis zum Klimaschutzkonzept 2025 vor – und erntet für den Zeitplan Kritik. Peter Gamer aus Radebeul: »Es ärgert mich, dass wir da so hinterherzuckeln.« Die Frage der Solarenergie werde auch im Baudezernat intensiv beraten, berichtet Frank del Chin. »Es bleibt aber immer eine Einzelfalllösung.« Ganz generell meint er zur Energiefrage bei kirchlichen Gebäuden: »Unter ökologischen Gesichtspunkten muss man bei manchen Standorten von Gebäuden schon ein Fragezeichen setzen.« Manuela Kolster von der Ansprechstelle für Umweltfragen der Landeskirche empfiehlt zudem, weitere Beteiligte für neue Energieprojekte ins Boot zu holen.
Dass viele Energieprojekte gerade im Bereich der Heizungsanlagen jetzt auch ungeachtet der Energiekrise anstehen, verdeutlicht Uwe Kluge von der SAENA mit einer einfachen Grafik: Sie zeigt, dass in Ostdeutschland besonders in der Zeit zwischen 1990 und 2000 sehr viele »Kleinfeuerungsanlagen« auf Gas- und Ölbasis eingebaut wurden – und diese nach 20 bis 30 Jahren erneuert werden müssen. Nun hat die Koalitionsregierung vereinbart, dass ab 2024 jede neue Heizungsanlage mindestens 65 Prozent erneuerbare Energien nutzen soll.
Es wird also zu erheblichen Veränderungen bei den Heizungsanlagen kommen. Deshalb stellt der Energieexperte Uwe Kluge sehr detailliert verschiedene Möglichkeiten für Pfarr- und Gemeindehäuser vor, insbesondere kombinierte Anlagen etwa aus Luftwärmepumpe, Solarenergie und Gas- oder Ölanlagen. »Die Photovoltaik müssen sie mit dem Denkmalschutz ausfechten«, sagt er den Vertretern aus den Kirchgemeinden, die damit zum Teil schon ihre Erfahrungen haben. Wirtschaftlich seien die Solaranlagen in der Regel vertretbar, meint er. Auch über Stromspeicher und die richtige Größe müsse man in dem Zusammenhang nachdenken. Wichtig sei es, einen Planungsvorlauf zu bekommen, um ein zukunftsfähiges Heizsystem auch berechnen zu können. »Machen Sie keine Schnellschüsse«, warnt er.
Voraussetzung für eine gute Planung ist zunächst der Überblick über den Verbrauch. Dabei hilft zum Beispiel das kostenlose Grüne Datenkonto. Die Landeskirche hat die Einführung dieses Datenkontos mit 1000 Euro je Kirchgemeinde gefördert. Damit können die Verbrauchsmengen und -kosten von Strom, Gas und anderen Energieträgern registriert und verglichen werden. Nach Angaben von Manuela Kolster nutzen etwa 25 sächsische Kirchgemeinden dieses Datenkonto – mit steigender Tendenz. »Die Hauptersparnis liegt aber nicht im Keller, sondern in der Nutzung der Gebäude«, sagt Tobias Kade von der SAENA. Heizzeiten ließen sich optimieren, wenn Veranstaltungen nacheinander stattfinden und nicht einzeln über Tage hinweg verteilt. Diese und weitere Empfehlungen gibt auch die vor wenigen Wochen erschienene Handreichung der Landeskirche zum Energiesparen.
Alle Vorträge des Praxistages online:
Weiterbildungsreihe »Für Schöpfung und Gerechtigkeit im Arbeitsalltag handeln« per Videokonferenz, 14-tägig mittwochs, 18 Uhr.
Nächster Termin: 11. Januar, Thema: Beschaffungsrichtlinie Landeskirche, Anmeldung per E-Mail bei: manuela.kolster@hvhs-kohren-sahlis.de
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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