Israels Heidi-Sehnsucht
Berge: Eine Münchner Ausstellung widmet sich der Liebe Israels zu den »Heidi«-Büchern, in denen sich auch für Israelis eine große Sehnsucht nach den Beheimaten ausdrückt.Die beiden Kinderbuchklassiker »Heidis Lehr- und Wanderjahre« und »Heidi kann brauchen, was es gelernt« der Schweizerin Johanna Spyri, erschienen in Millionen Ausgaben, sind seit ihrer Veröffentlichung im Jahr 1880 beziehungsweise 1881 millionenfach verkauft und in über 70 Sprachen übersetzt worden. In Israel haben die »Heidi«-Bücher eine einzigartige Geschichte hinter sich.
Das Jüdische Museum in München widmet diesen Wirkungen des Kinderbuchklassikers in Israel seit dem 23. März eine eigene Ausstellung. Unter dem Titel »Heidi in Israel. Eine Spurensuche« können Besucherinnen und Besucher bis Mitte Oktober auf eine Entdeckungsreise durch die jahrzehntelange Rezeptionsgeschichte des Buches in Israel gehen. In der Ankündigung heißt es: »Die Schweizer Autorin Johanna Spyri hat mit ›Heidi‹ (1880) den letzten großen Heimat- und Heimwehroman Europas geschrieben, der weltweit und so auch in Palästina und dem späteren Israel die Jugenderinnerungen unzähliger Menschen geprägt hat. Die Motive, die in ›Heidi‹ zur Sprache kommen, waren für die junge Leserschaft von großer emotionaler Bedeutung und identitätsstiftend. 1946 erstmals ins Hebräische übersetzt, erscheint Spyris Roman zu einer Zeit, in der die Themen Heimat, Heimatverlust und Neubeginn höchst relevant waren.«
Auch wird darauf hingewiesen, dass in »Heidi« grundlegende Fragen des menschlichen Lebens verhandelt werden: »Wo und wie wollen wir eigentlich leben? Naturverbunden auf dem Land oder in der Stadt?« Auch das thematisiert die Ausstellung, die eine Zusammenarbeit des Jüdischen Museums und des schweizerischen Heidiseums ist, das das literarische Erbe von Johanna Spyri bewahrt und fortführt. Im Archiv des Heidiseums in Adliswil werden Nachlässe und Sammlungen von historischer Bedeutung aufbewahrt.
Die Ausstellung führt von Johanna Spyri und der Entstehungsgeschichte von »Heidi« in die ersten Rezeptionen ein. Bereits in den 1930er Jahren seien deutsche und englische Übersetzungen in Israel bekannt geworden, sagt Kuratorin Nurit Blatman. Auch die erste Verfilmung aus dem Jahr 1937 mit Shirley Temple sei in Israel gezeigt worden. Ab dem Jahr 1946 habe dann auch die erste hebräische Übersetzung großen Anklang gefunden, sagt Blatman. Einige Mitglieder der jüdischen Gemeinschaft hätten die Berge vermisst – in Heidi fanden sie ihren Sehnsuchtsort wieder. Unterschiede zur deutschen Originalausgabe finden sich in der ersten Übersetzung in den Namen der Protagonisten. Aufgrund der Spannungen der jüdischen Gemeinschaft zur deutschen Kultur und Sprache wurde in dieser ersten Übersetzung zum Teil auf französische Schreibweise der Namen zurückgegriffen.
Mit der Zeit entwickelten sich die Medien weiter und mit ihnen auch die Rezeption von Heidi. So finden sich in den 1980er und 1990er Jahren immer mehr Vertonungen und Verfilmungen auf Hörspiel- und Videokassetten. In der heutigen Zeit sei Heidi aus der israelischen Film- und Literaturszene nicht mehr wegzudenken, so Blatmann. Heidi habe ihren Weg auch in die sozialen Medien in Israel gefunden. Dort werde Heidi vor allem mit ihrer Naturverbundenheit in Verbindung gebracht. Im Jahr 2020 übersetzte Hanna Livnat Heidi erneut und setzte damit die Erfolgsgeschichte des Werkes fort.
Ab dem 11. Mai wird die Ausstellung begleitet von einer Foto-Installation des israelischen Künstlers Niv Fridman. Fridman versetzt Heidi in seine Heimat im Nahen Osten. Er inszeniert seine »Heidi« bewusst an Schauplätzen und Landschaften, die für ihn die israelische Natur am besten widerspiegeln.
Die Ausstellung im Jüdischen Museum München ist bis 16. Oktober von Dienstag bis Sonntag, 10 bis 18 Uhr zu besichtigen. Der Eintritt kostet 6 Euro regulär und 3 Euro ermäßigt.
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
Zum Vergrößern hier klicken.
Weitere Impressionen finden Sie hier.