Die Marke Martin Luther ist nach Ansicht der Geschäftsführerin der Staatlichen Geschäftsstelle "Luther 2017", Astrid Mühlmann, ein Geschenk für Marketingexperten. Das Reformationsjubiläum stehe daher in einem Spannungsverhältnis von Kultur und Kommerz, sagte Mühlmann am Montagabend bei der Veranstaltung "Reformation – Inhalt und Inszenierung des Jubiläums" in Kaiserslautern. Auch wenn der Lutherboom gelegentlich seltsame Blüten treibe, biete er doch die Möglichkeit, Inhalte der Reformation zu verbreiten.
Luther stehe natürlich nicht alleine für die Reformation, sagte die Kulturmanagerin. Aber er habe alles, was einen spannenden Werbeträger ausmache. Der Thesenanschlag sei ein einprägsames Bild, Luther als zerrissener Held eine markante Figur und die Reformation eine spannende Geschichte. Deshalb sei der Hype um Luther auch kein neues Phänomen. Bereits bei den Jubiläen 1817 und 1917 sei der Reformator stark vermarktet worden.
Bei allem Kommerz stünden jedoch eindeutig die Inhalte im Mittelpunkt der Jubiläumsveranstaltungen, sagte Mühlmann. Dabei werde der starke Einfluss der Reformation auf Musik, Kunst und Bildung deutlich gemacht. Es sei kein Zufall, dass in den Ländern die Kultur- oder Bildungsministerien das Jubiläum betreuten und nicht die für Tourismus zuständigen Wirtschaftsministerien.
Zahlreiche Inhalte der Reformation wirkten bis heute nach und wiesen in die Zukunft, sagte der pfälzische Kirchenpräsident Christian Schad. Dazu gehöre, dass Luther jedem Menschen die gleiche Würde vor Gott zugesprochen habe. Das bedeute, dass verantwortliches politisches Handeln immer die Konsequenzen für die Schwächsten in der Gesellschaft bedenken müsse. Aus dieser Überlegung heraus setze sich die evangelische Kirche dafür ein, dass Deutschland gastfreundlich bleibe und die Integration der Flüchtlinge gelinge.
Nicht zuletzt aufgrund der Reformation und ihrer Wirkungsgeschichte sei Rheinland-Pfalz heute ein Land der Toleranz, sagte Gerhard Robbers, Regierungsbeauftragter des Landes für das Jubiläum. Das Gebiet des heutigen Rheinland-Pfalz habe besonders unter den Religionskriegen nach der Reformation gelitten. In keinem Gebiet in Deutschland habe es so häufige Religionswechsel gegeben. "Wir leben hier auf den Leichen unserer Vorfahren." Daraus könne nur der Schluss gezogen werden, dass "die Akzeptanz des Anderen in seinem Anderssein die einzige Möglichkeit des friedlichen Zusammenlebens ist".
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