Maria und Marta werden
Frauen: Lange wurden sie wenig beachtet – die biblischen Frauengestalten. Ein Kunstbuch stellt sie nun in ein neues Licht. Sie sind Vorbilder eines Lebens voll Vertrauen und Verantwortung.
Lange standen sie im Schatten der Männer: die Frauen der Bibel. Sie waren an den Rand der Wahrnehmung gedrängt durch die großen Geschichten von all den Patriarchen, Propheten und Aposteln. Doch nun beleuchtet ein kunstvolles Buch die stille Kraft der biblischen Frauengestalten. Es wird deutlich: Ohne sie würde der biblischen Botschaft Entscheidendes fehlen.
Die elsässische Malerin Susanne Janßen hat für das Buch »Die großen Töchter Gottes« zwölf Porträts geschaffen, die jeweils durch eine Geste oder einen Gesichtsausdruck das Wesentliche der biblischen Frauengestalt wiedergeben. Die Münchner Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler hat dazu nachdenkliche Texte verfasst, in denen jene stillen weiblichen Impulse zur Orientierung in heutigen Fragen des Lebens werden.
Da ist zum Beispiel Eva, die an der Seite Adams zum Urbild des Weiblichen wurde. Gerade diese Geschichte hat allerdings das Weibliche in Verruf gebracht, galt es doch lange als verführende Kraft. Doch eigentlich zeigt Eva das, worauf es eigentlich ankommt: Verantwortung zu übernehmen. Es zeichnet sich eine neue Wahrhnehmung Evas als »ernste, kluge Eva, die sich neues zutraut« ab.
Und dann ist da natürlich Maria, die Mutter Jesu. Sie erscheint auf dem Bild als moderne Frau, von der Kraft und Selbstbewusstsein ausstrahlen, die stark ist – und doch vor allem eines vermag: zu empfangen, sich zu öffnen für die größere Kraft Gottes. Im Buch heißt es, sie sei eine »Powerfrau, die voller Gottvertrauen unbeirrt ihren Weg geht.« Dabei war Maria mit der Erwartung eines unehelichen Kindes in höchsten Nöten. Gerade diese moralisch nicht einwandfreie Frau erwählt Gott. »Er nimmt in der tapferen Maria Wohnung, in ihrem Herzen und ihren Gedanken, um mit ihr gemeinsam einen guten Lebensweg zu finden«, schreibt Susanne Breit-Keßler. Dabei komme es auf die Haltung der Maria an, dass sie bereit ist, in die Verantwortung für sich und die Welt zu treten. Marias Lebensgeschichte sei ein Symbol dafür, dass Gott nicht über den Kopf von Menschen hinweg handelt, sondern ihr engagiertes Ja braucht und in Anspruch nimmt, um seine Absichten zu verwirklichen.
Gott erscheint hier als Kraft der Bejahung, als die Liebe im Hintergrund des Lebens, die Maria dazu befähigt, ein eigenverantwortliches Leben »unabhängig von vorgegebenen Denkmustern« zu führen. Maria werde so zum Vorbild für Frauen aller Zeiten. »Maria ist, wie alle Mädchen und Frauen sein dürfen: Gottes unverwechselbare Töchter, jede für sich genommen einmalig. Jede gepriesen, begnadet, gebenedeit unter den ›Weibern‹.«
Auch Marta stand lange Zeit im Schatten, nicht nur der Männer, sondern auch ihrer Schwester Maria. Die hing Jesus an den Lippen, als er die Schwestern besuchte, gab sich ihm hin im Hören und Folgen seiner Worte. Marta hörte nicht zu, verpasste die Gelegenheit, dass Jesus bei ihr war, und flüchtete in den Haushalt, verlor sich in der Fürsorge. Und Jesus sagt ihr: »Marta, Marta, du hast viel Sorge und Mühe« (Lukas 10,41). Er empfahl ihr, sich ihre Schwester zum Vorbild zu nehmen und auf ihn zu hören, sich gleichsam um ihr Inneres zu kümmern, das, was wesentlich ist.
Marta sei ein Beispiel für den Schmerz und die Trauer um ungelebtes Leben, um Zeit, die hätte erfüllter sein können, nicht bloß angefüllt, schreibt Susanne Breit-Keßler. Dabei gehe es darum, beide Seiten zu leben: das Aktive, Zupackende, Sorgende der Marta und das Kontemplative, Achtsame, Hörende der Maria. »Marta und Maria sind eins«, so Breit-Keßler.
So sind die großen Töchter Gottes Vorbilder und Lernende – Urbilder voll Kraft, die viel mit dem Leben von Männern und Frauen heute zu tun haben.
Susanne Janssen; Susanne Breit-Keßler: Die großen Töchter Gottes. Starke Frauen der Bibel. Edition Chrismon 2018, 18 Euro.
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