Es hat sowenig mit Angst und Mißtrauen zu tun, dass Fussballspiele ausfallen und Hauptstädte im Ausnahmezustand sind wie der Islamismus mit dem Islam zu tun hat.
Terror, wo ist dein Sieg?
In den Anschlägen von Paris kämpft auch ein Gottesbild des Todes gegen eines des Lebens – dieser Strudel darf uns nicht mitreißen. Sonst hätte der Tod gesiegt.Kurz vor dem Ewigkeitssonntag stürzt der Tod mitten in unser Leben. Es war genau 21.20 Uhr am vergangenen Freitag in Paris, Deutschlands Fußball-Weltmeister spielten gegen Frankreich, als das Beben begann. Bomben, Schüsse, über 130 Tote, 350 Verletzte. Unzählige Traumatisierte.
Der Tod war da. Und kein Trost. Millionen in der ganzen Welt spüren die Druckwelle des Selbstmordbombers vor dem Pariser Fußballstadion. Er trifft auch sie. Es könnte jeden treffen.
Die Attentäter, mutmaßlich Terroristen des selbst ernannten »Islamischen Staates«, verachten den Tod. Oder genauer: Sie lieben den Tod. Das Zerstörerische, das Dunkle, das alles frisst, was anders ist als ihr Wille. Das ist ihr Glaube. Am Ende ist es auch ihr Bild von Gott.
Diese Terroristen lieben auch die Ewigkeit. Sie sprengen sich selbst, weil sie auf jenseitigen Lohn zählen. All das muss gläubige Christen wie Muslime, die auf das ewige Leben hoffen, verstören. Die Ewigkeit, das zeigen die islamistischen Attentäter, kann explosiv sein, wenn sie das Diesseitige gering schätzt. Wenn sie das Leben verachtet.
Den Gekreuzigte vom Hügel Golgatha kennt den Schmerz der Terroropfer. Ihr Schmerz ist seiner. Das Kreuz Jesu ist alles andere als eine Verherrlichung des Todes – und wenn es so von Christen immer wieder verstanden wurde, wurde es gründlich missverstanden. Jesus am Kreuz hatte nichts Heldenhaftes. Er hatte seinen himmlischen Vater mit Zittern und Zagen gebeten, diesen Kelch an ihm vorübergehen zu lassen. Er hat geschrien. Der Tod war sein Gegner.
Niemand anderes als Gott selbst ist ein Gegner des Todes. »Er wird den Tod verschlingen auf ewig«, hoffte der Prophet Jesaja. Und der Apostel Paulus stellte sich Gott im Kampf mit dem großen Vernichter vor: »Tod, wo ist dein Sieg?«
Am Ende ist da kein Triumph. Jesus ist auferstanden, glauben die Christen, Gott hat den Tod besiegt für alle, den großen Abgrund geschlossen, der alles ins Nichts reißt – aber nicht über das Leid hinweg. Sondern durch das Leid hindurch. Durch das Leiden Jesu am Kreuz von Golgatha, aber auch durch das Leiden jedes Sterbenskranken, jedes Opfers von Gewalt und Terror. Auch in Paris, in Syrien, in Beirut. Nur die Liebe Gottes, glaubt der Glaubende, kann den Abgrund des Todes überwölben. Und Gott will, dass die Menschen voller Vertrauen über diese Brücke gehen.
Sie erfordert Mut, denn sie ist unsichtbar. Widersinnig scheint sie mitunter ebenfalls. Schon ist von »Krieg« die Rede. Dabei tragen die islamistischen Attentäter einen noch viel größeren Kampf an uns heran, der zuerst in den Herzen ausgefochten werden muss, in muslimischen wie christlichen gleichermaßen: Den einer Kultur des Todes gegen eine des Lebens, eines Gottesbildes des Todes gegen eines des Lebens. Der Strudel des Schocks kann nur allzu leicht in die Logik des Todes ziehen: Gewalt auf Gewalt, Hass auf Hass, Getötet werden und Töten.
Es ist gut, dass sich viele in diesen Tagen dieser Dynamik entgegenstemmen. Die Bundeskanzlerin nimmt das Wort »Krieg« in ihren ersten Stellungnahmen nach Paris nicht in den Mund. Sie spricht lieber von Nächstenliebe. Landesbischof Carsten Rentzing warnt am Morgen nach den Anschlägen vor der Landessynode davor, mit dem Islam »eine ganze Religion haftbar zu machen« für diese Verbrechen: »Wir werden uns nicht davon abbringen lassen, allen Menschen mit dem Geist des Friedens entgegenzukommen.«
Wenn die Angst und das Misstrauen die Oberhand gewinnen, hätte der Terror gesiegt. Und der Tod.
Impressionen Frühjahrssynode 2024
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
Zum Vergrößern hier klicken.
Weitere Impressionen finden Sie hier.
Diskutieren Sie mit